Zukunftsfähige Prosperität durch Nachhalt und Bewusstsein
Wir erleben immer neue Krisen und Katastrophen. Unsere Lernerfolge fallen gelinde gesagt sehr unterschiedlich aus. Unsere Urteile und Entscheidungen fußen zu oft auf groben Beobachtungsfehlern und mangelnder gedanklicher Tiefe.
Ressourcenschätze und menschliches Unvermögen
Unsere großen Aufgaben werden wir nicht mit einfachen oder kleinen Lösungen in die richtige Richtung bringen. Auch wenn wir vielleicht fühlen, dass wir mit dem Rücken an der Wand stehen: Es gibt Wege in eine menschengerechte Zukunft. „We think too much, we feel too little”[1], setzte Charlie Chaplin in dem Film Der große Diktator in seiner Rede an die Menschlichkeit so ergreifend in Szene. Wir sind eine Menschengemeinschaft von über sieben Milliarden Individuen.
Das Gefälle zwischen arm und reich, ich weiß nicht, ob es in der Menschheitsgeschichte jemals so polar war wie heute. Die politischen und weltanschaulichen Extreme ebenfalls. Wir verfügen über gigantische natürliche, menschliche, kulturelle und technische Ressourcen. Wir glauben, sie seien unser Eigentum und begrenzt. Viele denken, wir können damit unternehmen und verfahren, wie es uns beliebt. Mit Aussicht auf möglichst viel Profit und wenig Rücksicht auf Verluste. Ohne die Ressourcen sorgsam und intelligent zu behandeln oder zu nutzen, kommt die Endlichkeit in riesigen Schritten aus der Zukunft auf uns zu gerannt.
Messen oder vermessen
Abertausende Wissenschaftler messen auf unserem Globus und der Atmosphäre die Ökologie, inklusive Erfolg oder Misserfolg der Nachhaltigkeitsbemühungen. Sie kommen zu unterschiedlichen Ergebnissen. Sie haben, bis auf den Widerspruch einiger Leugner, mindestens eine Erkenntnis gemeinsam: Menschengemacht oder nicht, so geht es nicht weiter! Das Ende vom Klima gerät in Sichtweite. Wir schauen Filme über das Polschmelzen und uns fehlt es an fundierten kommerzfreien Konzepten für eine Umsetzung.
Endlich hat sich die Jugend formiert und Bewegung in unsere Vorstellung über die Welt gebracht. Der Weckruf des Übermorgens. Nach sechs Monaten Corona bedingter Protesteiszeit strömte Ende September in mehr als 100 Städten wieder die Friday for Future (FFF) Bewegung zusammen. Ein Virus hatte den Wind aus den Segeln dieser Bewegung gestohlen und vielleicht haben die Berliner Großdemos im August auch hier ihr Gutes dazu beigetragen.
Wie kommen wir zu einer zukunftsfähigeren Welt? Was können wir ändern oder verwandeln? Eines ist klar, eine Menge. Mit den Gedanken und Rezepten der Vergangenheit kommen wir bei Lichte besehen nicht mehr weiter. Neben dem Verhalten der Einzelnen sind Unternehmen wirksamste Transformationsfelder, wenn nicht vielleicht sogar die effektivsten. Wir benötigen mehr denn je Orientierung für unser Handeln und viel mehr Bewusstsein dafür, was wir tun und was wir können und erreichen.
Quantensprung im Bewusstsein zur zukunftsfähigen Prosperität
In einer Welt voller komplexer Systeme und Herausforderungen gleicht das einem Quantensprung. Im Anerkennen, dass wir über geistige Fähigkeiten verfügen, die unser Kultur- und Geistesleben hervorgebracht haben, stellen wir fest: wir brauchen mehr (Wieder) Anschluss an das Geistige. Das Reich der Ideen, der Künste, der Innovationen will erschlossen werden. Wir sind die Erben eines übergroßen und großartigen Kulturgutes, dessen Reichtum die meisten unserer Zeitgenossen noch nicht einmal anfänglich zu würdigen vermögen. Kreativität ist eine Folge dieses sich Anschließens. Jeder Erfinder oder Künstler weiß darum. Große Veränderungen oder (Er-)Findungen in der Menschheitsgeschichte sind und waren inspiriert; von wenigen, einzelnen oder einer. Ihren Impulsen folgen viele.
Knirpse auf den Schultern von Giganten
Wir sind Erbinnen und Nachkommen eines übergroßen und auf der ganzen Welt anerkannten großartigen Geistes- und Kulturgutes. Das Reich der Ideen, der Künste, der Innovationen will erschlossen werden. Taugliche Anschlusspunkte sind über hundert Werte, die unser Leben bestimmen. Gier bestimmt zwar auch das Leben, aber wir zählen sie nicht dazu. Ein sich Anschließen gelingt mit der Kreativität. Jeder Erfinder oder Künstler weiß darum. Große Veränderungen oder (Er-)Findungen in der Menschheitsgeschichte waren inspiriert; von wenigen, einzelnen oder einer. Ihren Impulsen folgten viele. Lasst uns die Portale zu Imagination, Inspiration und Intuition[2] wieder aufschließen, sie öffnen.
Wer vor dem Portal der Kathedrale von Chartres steht und Eingang findet, kann ehrfürchtig und demütig werden. Was wussten diese Menschen bereits vor Jahrhunderten und was vollbrachten sie? Welche Werte, Pläne hatten sie und welche Ziele erreichten sie? Mit bescheidenen Mitteln vollbrachten sie Unglaubliches. In gewisser Weise sind wir Knirpse auf Schultern von Giganten. Die Erweckung kreativer Fähigkeiten und deren Förderung ist eine der zentralen Aufgaben für unsere Zukunft. Damit wird ständige Erneuerung und Weiterentwicklung angetrieben.
Werte orientieren zur Zukunftsfähigkeit durch Nachhalt
Für Kreativität gibt es keine Mehrzahl, sie kann von jedem Einzelnen von uns entdeckt werden. Potentiale zu fördern bedeutet auch, einen Freiraum für Autonomie zu schaffen. Zusammen mit der Kreativität wächst die Begeisterung: Für persönliche Aufgaben und ein Zusammenarbeiten an gemeinsamen Zielen. Werte lassen sich weder dirigieren, verordnen noch erkaufen.
Die Kreativität ist auch der Mitspieler des Wissens. Als geistige Entitäten haben Werte sich uns teilweise wegen Missbrauchs oder Vergessen entzogen. Sie existieren und warten auf uns. Befreit von Politik, rechts, links, Gier und Macht. Sie können unsere Helfer werden, wenn wir sie zu unseren Freunden machen.
Sie geben uns Maß und Mitte, Orientierung, Ausrichtung auf Ziele, die wir erreichen können. Sie schaffen modern gesprochen ein Framework, einen Rahmen, an dem wir arbeiten können. Auf dieser menschlichen Plattform der Werte lassen sich Erfahrungen sammeln. Über begrenzte Zeiträume. Auch Werte unterliegen in ihrer jeweiligen Konstellation dem Wandel.
Diese stellen in gewisser Weise unsere Klaviatur dar. Es gibt hohe, reiche Werte wie Freiheit und Würde. Freude, Wissen, Kreativität aber auch Sicherheit, Gesundheit und Wohlergehen gehören zu den Werten, die wir im Alltag umsetzen können und einen irdischen Charakter haben.
Neue Bilanzform schafft erweitertes Bewusstsein
Die klassische Bilanz weist Lücken auf. Sie ist den dynamischen Anforderungen der Weltmärkte in Bezug auf Agilität, Nachhaltigkeit, Risiko, Begeisterung, Motivation, Identifikation, Wertentstehung nicht gewachsen. Gleichsam sind sie ein Brennglas für Wandel und Neues. Bilanzen stellen herkömmlich eher finanzielle Aspekte der Unternehmen dar. Doch was ist mit anderen unternehmerischen Leistungen? Das Handelsgesetzbuch schreibt vor, korrekt, vollständig und wirklichkeitsgetreu zu bilanzieren. Doch wie sieht die Realität aus? Vieles läuft jenseits der Buchhaltung. Versteckt oder externalisiert.
Wir können sie sichtbar werden lassen, besser bewerten und wertschätzen. Damit wird sie buchbar, klar und nachvollziehbar. So kann Wert-„Schätzung“ einsetzen, auch in monetärer Hinsicht. All das benötigt ein werthaltiges und verlässliches System, das auf der einen Seite Freiheitsgrade für Entwicklung in sich trägt, auf der anderen Seite einen klaren Rahmen bietet. Sie wurde bereits vor mehr als fünfhundert Jahren erfunden. Der italienische Mathematiker Luca Pacioli, auch bekannt für die Beschreibung des goldenen Schnittes, legte die Gesetze der doppelten Buchführung und Bilanzierung dar.
Das Messen von Werten dient auch der erhöhten Übersichtlichkeit von Prozessen und Entscheidungen im Unternehmen. Es nutzt ebenfalls der Verfolgung und Prüfung von Wirkungen in der Zukunft, die durch unternehmerische Entscheidungen ausgelöst werden. Die gewöhnliche Bilanz wird um wesentliche Gesichtspunkte ergänzt und auf ein höheres Niveau gehoben. Eine Methoden-Systematik sorgt dafür, dass Werte und deren Entstehung eine zentrale Bedeutung für ein jedes Unternehmen bekommen.
Werte nachhaltiger bilanzieren für zukunftsfähige Prosperität
Unternehmen, die lernen mehr Werte zu bilanzieren, zeigen offensiv, was sie sozial, kulturell, ökologisch und nachhaltig können und leisten, auch für das Allgemeinwohl. Eine neue Bilanzform spiegelt die ökonomischen Verhältnisse realistischer und adäquat der unternehmerischen Wirklichkeit. Zu dieser Wirklichkeit gehört die Wertschöpfung, die Entstehung und das Wachsen von Werten eben.[3] Es benötigt Mut, sich ins Land der Werte und ihrer Wirkungen auf den unternehmerischen Genius zu wagen.
Der Lohn dafür? Buchhaltung und Bilanzierung werden verlebendigt und können Freude bereiten. Warum? Weil die Erkenntnisse der Entdeckungsreise tatsächlich auch in der Bilanz ihren Niederschlag finden. Am Ende steht eine Bilanz, die sich qualitativ sehen lassen kann. Begeisterung kommt auf für das Erreichte. Auch deswegen, weil durch gemeinsames Hinsehen Neues entdeckt wurde. Durch die Anwendung des Systems der neuen Bilanzierung entsteht auf jeden Fall ein wertesensibilisiertes neues Bewusstsein. Dabei hilft auch die Wirkungsbuchhaltung als elementarer Bestandteil. Sie nimmt die Zukunft ins Visier.
Konkrete Einblicke – value balance
Unternehmen werten ihr Unternehmen durch den Einsatz der neuen Bilanzform auf. Die Bilanzierung von morgen beinhaltet eine realistische Abbildung von Werten, Vermögen und Ressourcen. Dies bedeutet ein exaktes Erfassen und Verfolgen der Werte und ihrer Wertschöpfungen in den Bereichen Ökologie, Nachhaltigkeit, Kultur, Soziales und Wirtschaftlichkeit. Das verschafft auch ein vollständigeres Bild über Wertentwicklungen und -steigerungen im Unternehmen. Integraler Bestandteil ist eine einfache und wirklichkeitsgetreue Nachhaltigkeitsbuchhaltung.
Sie bildet den Umgang mit Ressourcen im wirtschaftlichen Sinne ab. Verbrauch, Gebrauch, Vernichtung und Renaturierung natürlicher Ressourcen werden an der richtigen Stelle gebucht und aufgenommen. Die Verantwortung für die weitere Nutzung der verwendeten Rohstoffe verbleibt im Unternehmen. Ressourcen wie Natur, Fähigkeiten, Wissen, Innovationen, Patentwerte, Rohstoffe, Kultur, Daten deklarieren die Buchführung der Zukunft als Vermögen und aktivieren diese: In Euro und Cent! So können moderne Unternehmen, soziale wie gewerbliche, die Grundlage zukunftsfähiger Prosperität, Ökonomie und Ökologie schaffen.
Zusammenfassung: Prosperität – wirksame Zukunftsfähigkeit
Die Menschheit steht vor großen Herausforderungen, die durch Krisen, Ungleichheit und ökologische Probleme geprägt sind. Unsere bisherigen Ansätze und Entscheidungen basieren oft auf oberflächlichen Beobachtungen und mangelnder Tiefe. Um eine nachhaltige und menschengerechte Zukunft zu gestalten, sind tiefgreifende Veränderungen notwendig.
Ressourcen und Verantwortung
Die Menschheit verfügt über immense natürliche, kulturelle und technische Ressourcen, die jedoch oft rücksichtslos und profitorientiert genutzt werden. Ohne einen bewussten und intelligenten Umgang mit diesen Ressourcen droht ihre Erschöpfung. Wissenschaftliche Erkenntnisse zeigen, dass ein „Weiter so“ nicht möglich ist, und Bewegungen wie Fridays for Future fordern ein Umdenken.
Quantensprung im Bewusstsein
Ein Wandel erfordert einen „Quantensprung“ im Bewusstsein, der auf Kreativität, Inspiration und Innovation basiert. Die Menschheit ist Erbin eines reichen kulturellen und geistigen Erbes, das als Grundlage für neue Ideen und Lösungen dienen kann. Kreativität und Werte wie Freiheit, Würde, Gesundheit und Nachhaltigkeit müssen gefördert werden, um eine positive Transformation zu ermöglichen.
Neue Bilanzierungsmethoden
Die klassische Bilanzierung reicht nicht aus, um den Anforderungen einer nachhaltigen Welt gerecht zu werden. Eine erweiterte Bilanzform, die soziale, kulturelle, ökologische und wirtschaftliche Werte berücksichtigt, ist notwendig. Diese neue Bilanzierung schafft Transparenz und ermöglicht es Unternehmen, ihre Leistungen in Bereichen wie Nachhaltigkeit und sozialer Verantwortung sichtbar zu machen.
Nachhaltige Wertschöpfung
Unternehmen, die ihre Werte und Ressourcen umfassend bilanzieren, können ihre gesellschaftliche und ökologische Verantwortung besser wahrnehmen. Eine solche Bilanzierung erfasst nicht nur finanzielle Aspekte, sondern auch den Umgang mit natürlichen Ressourcen, Innovationen und kulturellen Werten. Dies fördert ein neues Bewusstsein und eine nachhaltige Wertschöpfung, die sowohl ökonomische als auch ökologische Ziele vereint.
Fazit
Die Zukunftsfähigkeit der Menschheit hängt von einem bewussten Umgang mit Ressourcen, der Förderung von Kreativität und der Einführung neuer Bilanzierungsansätze ab. Unternehmen spielen dabei eine zentrale Rolle, indem sie soziale, kulturelle und ökologische Werte in ihre Strategien integrieren. Nur durch ein erweitertes Bewusstsein und eine werteorientierte Ausrichtung kann eine nachhaltige Prosperität erreicht werden.
Rainer Monnet, Freiburg im Breisgau, 2020, Wertebilanz – value balance®
[1] https://www.youtube.com/watch?v=bwiYdY5qKu4 [2] Steiner, R., Philosophie der Freiheit, hier [3] Steiner, R., Nationalökonomischer Kurs NÖK