Die Zukunftsgestalt der Freien Waldorfschule
Ein Praxishandbuch zur Zukunftsgestalt der Freien Waldorfschule
Jüngst erschien das Praxishandbuch des Organisationsentwicklers Harald Jäckel. Beim Erkennen des Status Quo sowie im Prozess der Veränderung kann es eine große Unterstützung für die Verantwortlichen in Waldorfschulen sein. Einfach und klar formuliert werden Entwicklungsphasen einer Waldorfschule aufgezeigt.
Diese sind nach Friedrich Glasl/Bernard Lievegoed die Pionier-, Differenzierungs-, Integrations- und die Assoziationsphase. Wertvolle und praxiserprobte Hinweise zum Themenkanon Organisation, Entwicklung und Führung werden dargestellt. Viele in die Jahre gekommenen Waldorfschulen benötigen dringend einen geführten Wandel zu modernen Organisations- und Führungsstrukturen.
Der Wille zur Selbstverwaltung in der Waldorfschule
Der aus dem Wesen der Anthroposophie entspringende Wille zur Selbstverwaltung der Waldorfschule als Bestandteil des Geisteslebens führt oft ins Leere oder in die Irre. Dies, weil Gesetzmäßigkeiten im Sozialen falsch verstanden oder misslich umgesetzt wurden. Zudem führen sehr hohe Ansprüche und mangelnde soziale und wirtschaftliche Kompetenzen zu Zerrbildern eines freien sozialen Organismus.
Die Mehrheit der Waldorfschulen steckt noch fest in falsch verstandenen Modellen von sozialer Organisation. Neben höherer Professionalisierung und Differenzierung bedarf es vor allem neuer Führungsstrukturen. Dafür benötigt es geeignete Ziele und effektive Wege, diese umzusetzen. Lauernde Gefahren bestehen darin, dass sich Verantwortliche einer Schule bereits auf einer anderen Stufe der Organisationsentwicklungsphasen wähnen. Oder sie stehen einem äußerst komplex gewordenen sozialen Geflecht gegenüber, welches sie nicht mehr bewältigen können.
Schädliche Fehleinschätzungen
Auf Fehleinschätzung beruhende Urteile richten größere Schäden an. Jäckel zeigt vorhandene Strukturen auf und wie diese in neue verwandelt werden können. Das von ihm entwickelte Ressortmodell für eine moderne Schulführung wird graphisch wie textlich verständlich dargestellt. Diese vier Ressorts sind Organisation und Pädagogik, Zukunftsentwicklung, Personal, und Wirtschaft und Finanzen.
Der Begriff Personal erscheint etwas in die Jahre gekommen. Personal hatte man im letzten Jahrtausend. Der Begriff Mitarbeiter trifft gerade in selbstverwalteten Waldorfschulen eher den Kern der sozialen Realität. Ziel einer modernen Organisation ist es laut Jäckel, den Organismus zu nähren, eine beseelte Organisation zu schaffen. So kann eine Kultur der positiven Stimmung zu erzeugt werden.
Hier können die Menschen aus dem Herzen sprechen und nicht aus ihrem Ego. Eine interessante Methode, die Menschen in selbstverantwortete und gewählte Führungspositionen zu bewegen, ist das Stühlerücken. Diese wird verständlich und fundiert erläutert. Das Stühlerücken verbindet bei der Auswahl geeigneter Kandidaten für ein Führungsteam Eigeninitiative und Zuspruch durch die Gemeinschaft zu einem stimmigen Ganzen. Dies führt näher an die Zukunftsgestalt der Freien Waldorfschule.
Zukunftsgestalt eines kulturellen, sozialen und operativen Systems
Drei Subsysteme benennt Jäckel als kulturelles, soziales und operatives System. Jeweils werden die notwendigen Qualitäten dieser Subsysteme in Stichworten beschrieben. Durch das Werk von Jäckel wird klar, wie komplex und schwierig zu lösen es sein kann, wenn gewachsene Strukturen Jahre oder gar Jahrzehnte teils krampfhaft aufrechterhalten werden. Diese in Neue zu überführen bedarf es einer hohen Kompetenz und großer gemeinsamer Anstrengungen. Das Buch steckt voller Hinweise auf Veränderungspotenziale. Es kann als ein Leitfaden zur Verwandlung von Organisationen gesehen werden. Lesenswert für Verantwortliche wie für Interessierte, die mehr über Transformationen zu modernen Selbstverwaltungen erfahren wollen.
Autor: Harald Jäckel, Info3 Verlag, ISBN 978-3-95779-104-7
Rainer Monnet, Freiburg i. Br., Unternehmensentwicklung, www.monnet.biz
Waldorfschulen schätzen das Ideal der Selbstverwaltung, das für jede Schule eine höchstmögliche Autonomie gewährleisten soll. Idealistische Erwartungen stehen dabei einem komplexen Geflecht gegenüber: Eltern, Lehrer*innen und Schüler*innen, außerdem eine Fülle unterschiedlichster Aufgaben und nicht zuletzt hohe wirtschaftliche Verantwortung. Wie können in einer derart komplexen Organisation sowohl Kollegialität und Gemeinschaft als auch die Kraft individueller Unternehmensführung leben? Harald Jäckel hat aus praxisnahen Erfahrungen heraus das sogenannte „Ressortmodell“ entwickelt, das er als Lösung vorschlägt.
„Mein Anliegen ist, einen Impuls zu setzen, um Schulstrukturen und -prozesse zu hinterfragen und zu verbessern. Waldorfschulen mögen auch selbst in Entwicklung bleiben und dabei die Lebendigkeit entwickeln, mit der Waldorfpädagogik für die Schüler*innen gelebt wird.“
Harald Jäckel
Ein Buch für Menschen, die in der Selbstverwaltung einer Waldorfschule engagiert sind und für alle, die sich für die soziale Gestalt dieser Schule interessieren.