Ein Leben mit Spuren
Als Anthroposoph bei der Deutschen Bahn
Kaum ein Anthroposoph wirkte so erfolgreich in einem Staatskonzern. Die Rede ist von der deutschen Bahn und der Gestaltung des InterRegio Zugsystems und seines Erfinders Karl-Dieter Bodack. Er ist ein kreativer, vielseitig begabter und klar Denkender. Gelernter Schlosser in der Hibernia Schule, Studium Maschinenbau und darauffolgend Design Abschluss, Master of Science in sozialwissenschaftlichen Fächern in Berkeley, Kalifornien. Danach heuert Bodack 1978 direkt bei der Deutschen Bundesbahn an. Ein Unternehmen, bei dem Stahl eine so große Rolle spielte, benötigte Menschen mit besonderen Fähigkeiten und Kräften, dort etwas in Bewegung zu bringen beziehungsweise zu verändern.
Viele Innovationen
Die Liste der Innovationen, die Karl-Dieter Bodack ins Leben gebracht hat, ist wahrlich lang. Vielleicht erinnert sich noch der ein oder andere an den InterRegio. Er war der wohl erfolgreichste Zug in den Achtziger und Neunziger Jahren, hatte er ein ganz neues Marketingkonzept, das „Freude am Bahnfahren“ schaffen sollte. Unter Mitwirkung des Designbüros BPR mit Jens Peters wurde nicht nur konzeptionell technisch, sondern auch die Innenraumgestaltung von Bahnwagons völlig neugestaltet. Auf der Basis der Idee der sozialen Dreigliederung wurden nicht nur Innovationen für die Züge, sondern auch neue Fahrpläne und kundenorientierte Verhaltensweisen der Mitarbeiter verwirklicht.
Ist es umso erschreckender zu verfolgen, wie zwei Vorstandsgenerationen, in persona Hans-Peter Dürr und Hartmut Mehdorn, es geschafft haben, das Lebenswerk von Karl-Dieter Bodack und das seiner Kollegen innerhalb weniger Jahre systematisch nahezu zu zerstören. Parallel zu seiner beruflichen Vita gründet Bodack in den achtziger Jahren mit anderen Eltern die Waldorfschule Gröbenzell. Entgegen größter Widerstände durch die bayrische Landesregierung durch Auferlegung rechtsstaatlich sehr fragwürdiger Gründungshürden, gelang nicht nur ein besonderer Schulbau, sondern auch eine einmalige Sozialgestaltung einer bis heute florierenden Waldorfschule.
Stationen
Weitere freiberufliche Stationen nach dem Verlassen der Deutschen Bahn waren Erstellung des Marketingkonzepts und Designkonzept des TUI Ferien-Express für die Touristik Union International – TUI, Leiter bei der Partner für Fahrzeugausstattung – PFA, einer ganz neuartigen Waggonfabrik, Organisationsentwicklung und Unternehmenskultur, Entwurf des Lufthansa Airport-Express. Management- und Corporate-Design-Beratung u.a. für dm Drogerie-Markt, tegut, Norwegische Staatsbahn, Konzeption des „Desert-Express” in Namibia, Vorstand des Internationalen Forum Mensch + Architektur, Aufbau eines neuen Studiengangs der Hochschule Coburg, der Marketing, Design und Technik integriert. Aufsichtsrat der Stuttgarter Netz AG, die den Kopfbahnhof Stuttgart übernehmen wollte.
Gegen den Strom
Bodack zollt eine große Anerkennung für sein Lebenswerk. Als Autor dieser Zeilen kenne ich nur wenige Menschen, die mit so viel Fähigkeiten, Güte und Kampfeswillen ausgezeichnet sind und gegen den Strom agierend so viel erreicht haben.
Das Buch liest sich wie ein Lebensreisebericht eines Reformers mit hohem Realisierungsgrad. Die Erlebenskapitel werden durch vielfache Reflexionen ergänzt. Sie zeigen, wie erfolgreich anthroposophische und andere Erkenntnisse in der Praxis wirken. Dies wenn es gelingt, sie in dreigegliederte Arbeitsstrukturen einzubringen. In seiner Autobiographie treten tieferliegende Motive und innere geistige Entwicklungen zu Tage, die wohl die Grundlage für die vielfachen Erfolge sein mögen.
Zusammenfassung
Karl-Dieter Bodack, ein kreativer und vielseitig begabter Zeitgenosse, hatte eine erfolgreiche Karriere bei der Deutschen Bahn. Er war maßgeblich an der Gestaltung des InterRegio-Zugsystems beteiligt und brachte viele Innovationen in das Unternehmen ein. Bodack setzte dabei Ideen der sozialen Dreigliederung um und schuf ein neues Marketingkonzept, das „Freude am Bahnfahren“ schaffen sollte.
Zerstörung des Lebenswerks
Leider wurde Bodacks Lebenswerk von zwei Generationen von Bahnvorständen, Hans-Peter Dürr und Hartmut Mehdorn, innerhalb weniger Jahre fast vollständig zerstört.
Weitere Stationen
Nach seinem Weggang von der Bahn war Bodack in vielen weiteren Projekten aktiv, unter anderem bei der Touristik Union International, als Leiter bei der Partner für Fahrzeugausstattung, bei der Konzeption des „Desert-Express“ in Namibia und beim Aufbau eines neuen Studiengangs an der Hochschule Coburg.
Rainer Monnet, Freiburg i. Br., Unternehmensentwicklung