Vertrag mit Mensch und Natur

WertePost – Vertrag mit Mensch und Natur 2020

Vertrag mit Mensch und Natur

 

 

Vertrag mit Mensch und Natur

– eine Notwendigkeit unserer Zeit

Wir sind es gewohnt, zwischen Unternehmen und Mitarbeitern Verträge wie Arbeitsverträge und Datenschutzvereinbarungen zu schließen. Versicherungen werden im Falle von Unfall oder Berufsunfähigkeit und Altersvorsorge für die Mitarbeiter und das Unternehmen selbst abgeschlossen. Dies hat sich im Laufe der Geschichte der Unternehmenswelt so entwickelt. Wir halten es heute für mehr oder weniger selbstverständlich. In herkömmlichen Bilanzen dokumentieren wir die Altersvorsorge, also für die Mitarbeiter vertraglich geregelte Pensionsverpflichtungen zwischen dem Unternehmen und den Mitarbeitern. Diese werden in der Regel als Rückstellung gebucht.

Die Aufwendungen für die Altersversorgungen entrichtet das Unternehmen normalerweise an Versicherungsgesellschaften. Teils verfügen große Unternehmen auch über eigene Altersversorgungswerke. Die Beiträge werden für die spätere Versorgungsleistung vom Unternehmen oder von den Mitarbeitern eingezahlt (Mitarbeiter finanzierte Altersvorsorge MAV, Unternehmens finanzierte Altersvorsorge UAV).

Als Rentner erhalten die Mitarbeiter ihren Versorgungsanspruch ausgezahlt. Streng genommen wird ein Vertrag mit der Zukunft geschlossen. Wir verlassen uns als Empfänger der späteren Rente darauf, dass Unternehmen oder Versicherungsgesellschaft zahlungsfähig bleiben. Das System basiert im Prinzip auf Vertrauen. Gleiches gilt für die gesetzliche Rentenversicherung.

Wie sähe unsere Welt aus, wenn wir uns mit ebenso großer Weitsicht der Natur gegenüber (verträglich – vertraglich) verhalten würden? Im übertragenen Sinne bedeutet es, dass weitere Aufwendungen zu buchen wären und rückgestellt werden müssten, damit die Natur auch noch in X Jahrzehnten die Grundlage unseres Lebens und der Waren und Güter bleibt. Bei einem Vertrag mit Natur und Umwelt sähe der Vertrag anders aus.

Das Verhalten gewöhnlicher Unternehmen ist allbekannt. Sie externalisieren diese Kosten und halten sie aus den Bilanzen heraus. Zu welchem Preis gegen die Natur ein Produkt hergestellt wird, ist für sie wenig relevant. Der Profit regiert zusammen mit der Wettbewerbsfähigkeit. Es geht letztlich um Erzeugerkosten und den daraus resultierenden Verkaufspreis. Lediglich gesetzliche Umweltauflagen spielen eine Rolle, solange diese nicht umgangen werden können.

 

 

Sonnencreme, Korallen und das Sterben des Phytoplanktons

Die vom Aussterben bedrohten Korallenriffe sind ein weiteres gutes Beispiel für mangelnde Verträge von Mensch und Natur. Neuesten Forschungsergebnissen zu Folge gibt es einen kausalen Zusammenhang zwischen dem Sterben der Korallen und der Nutzung von Sonnencreme. Der verantwortliche chemikalische Wirkstoff heißt Benzoloxid. https://de.wikipedia.org/wiki/Arenoxide. Jährlich gelangen über 10.000 Tonnen Sonnencreme auf Korallen. Sie sind hochgiftig für Korallen und haben deren Absterben zur Folge. Wer trägt hierfür die Verantwortung? Ein anderer Wirkstoff ist Triclosan. Eine 100 g Tube Zahnpasta, die 0,5% Triclosan enthält, tötet das Planktonleben mit einem Volumen der Größe von 50 olympischen Schwimmbecken. Mehr als die Hälfte unserer Sauerstoffproduktion und damit auch CO2 Kompensation leisten die Weltmeere mit dem Phytoplankton.

 

 

Seit 50 Jahren ist die Masse an Phytoplankton um 50 Prozent zurückgegangen

Plankton sind mikroskopisch kleine Pflanzen, die in unseren Ozeanen billionenfach schweben. Sie sind die Hüter unseres Erdklimas. Laut NASA sinken sie gegenüber dem Vorjahr weiter um 1%. Mehr als 70% unseres Sauerstoffs wird von diesen erzeugt. Das Meeresphytoplankton ist auch dafür verantwortlich, etwa 50% des weltweiten CO2 zu kompensieren. Alles Leben auf der Erde hängt vom Plankton ab. Wir stehen morgens auf und duschen mit Duschgels, die ozeangiftige Chemikalien enthalten. Wir waschen unsere Kleidung, die oftmals Mikroplastik enthält, in ozeantoxischem Waschpulver. Diese Chemikalien gelangen über unsere Binnengewässer in die Ozeane.

Ein zweiter Effekt sorgt dafür, dass die chemischen und pharmazeutischen Schadstoffe im Wasser aufgenommen werden. Seit den 1940er Jahren werden hoch giftige Chemikalien freigesetzt; Herbizide, Pestizide, Antibiotika, Pharmazeutika, giftige Kosmetika, Industrieabfälle und Kunststoffe. Die Natur kann diese Chemikalien zumeist nicht verwandeln, weil es sich nicht um natürliche Chemikalien handelt. Die Zahl der künstlich produzierten Chemikalien steigt täglich um rund 15.000. Auf Kosten der Natur riskieren wir Menschen Kopf und Kragen. Hier wird deutlich, das der Vertrag mit Mensch und Natur nicht geschrieben scheint.

 

 

Persistente Schadstoffe

wie Oxybenzon, PCBs, feuerhemmende Stoffe wie PBDE, organisches Quecksilber und Zinn sind hoch toxisch. Sie sind maßgeblich für das Planktonsterben verantwortlich. Sie reichern sich weiter in den Ozeanen und im Sediment an. Die PCB-Konzentration im Marianengraben in mehr als 10.000 m Tiefe ist 50-mal höher als in den belastet­sten Flüssen unserer Welt. Tiere oder Pflanzen können diese Bedingungen nicht überleben. In Kombination mit Mikroplastik wirkt der Kunststoff (z.B. Flaschen) wie ein Schwamm und adsorbiert viele dieser Chemikalien und erhöht deren Konzentration um das Millionenfache.

Die Ozeane absorbieren Kohlendioxid, Planktonpflanzen nutzen das Kohlendioxid und produzieren damit Sauerstoff. Aber weil wir bereits 50% des Planktons verloren haben, steigt der Kohlendioxidanteil schneller an. Wenn sich Kohlendioxid in Wasser auflöste, bildet es Kohlensäure, die das Wasser sauer macht. Wenn eine trophische Kaskade beginnt, wird es sehr schnell gehen. In einen Zeitraum von vielleicht nur 3 Jahren wird das gesamte Plankton auf Karbonat Basis absterben. Damit sterben auch die meisten Meereslebewesen und mit ihnen die Nahrungsmittelversorgung für etwa zwei Milliarden Menschen.

Die Meere werden dann von giftigen Algen, Bakterien und Quallen besiedelt. Der atmosphärische Sauerstoffgehalt sinkt derzeit mehr als viermal schneller als das Kohlendioxid ansteigt. Wenn wir das Plankton verlieren, wird der Sauerstoffgehalt rasch sinken. Das Kohlendioxid wird ansteigen und der Klimawandel wird dynamisierter voranschreiten. Das ozeanische Wasser wird saurer und giftiger.

Auch das Verbrennen von Kohlendioxid und fossilen Brennstoffen hat bekanntlich zur Folge, dass unser Klima sich wandelt. Es ist sehr unwahrscheinlich, dass die CO2-Emissionen bis 2030 so dramatisch sinken werden. Selbst wenn wir morgen alle CO2-Emissionen einstellen würden, wird dies den Planktonprozess nicht bremsen. Wenn wir die Ozeane weiterhin mit Chemikalien zerstören, wird das Lebenserhaltungssystem des Planeten sterben und große Teile unserer Natur und der Menschheit ebenfalls.  Siehe auch

 

Atomreaktor

Das Beispiel des Betriebs eines Atomkraftwerkes macht die Dynamik der Risiken und Gefahren in Bezug auf die Bilanzierung plastisch nachvollziehbar. Der betreibende Energiekonzern ließ bei Erstellung und Inbetriebnahme außen vor, dass mit dem Betrieb erhebliche, vor allem langfristige Gefahren für Mensch und Natur verbunden sind. Der Staat versäumte, zuständig für das Gemeinwohl nicht nur der derzeitigen Bürger, dieses mit entsprechenden Gesetzen zu regeln. Zuletzt Fukushima hat uns vor Augen geführt, wie Konzern und Staat dies verantwortungslos auf die Spitze treiben. Sie scheinen nichts gelernt zu haben.

Es werden weitere AKWs in Japan und weltweit gebaut und Teile des zerstörten Reaktors sollen wieder in Betrieb gehen. Auch in Deutschland haben Politik und Energiewirtschaft versagt. Immer noch lagern Uranabfälle, größtenteils überirdisch, fast ungeschützt in Gorleben. Wir wissen eigentlich nicht, wie sicher das ist. In welcher Weise der Atommüll entsorgt, geschweige denn sicher gelagert werden kann. Loswerden können wir ihn nicht. Seit Fukushima ist das kritische Bewusstsein der Bevölkerung in Deutschland gegen Atomenergie stark angewachsen. Sogar Kanzlerin Merkel hatte eingelenkt. Wir wissen nicht erst seit Fukushima, Sellafield und Tschernobyl, welche Folgen die Radioaktivität auf unsere „strahlende“ Zukunft hat.

Schon allein aufgrund der Halbwertzeit von angereichertem Plutonium können auch monetäre Gefahren der Atomkraftwerke und des radioaktiven Mülls überschlägig berechnet werden. Als hypothetische Aufwendungen kalkuliert, könnten diese in die Wertebilanz Einzug erhalten. Eine Kalkulation der möglichen Schäden war sicherlich vor den Verhandlungen zwischen der Bundesregierung und den Energieversorgern eine Verhandlungsgrundlage. Sonst hätte man sich nicht auf einen Eurowert einigen können. Wenngleich zu befürchten ist, dass diese Kalkulation bei weitem nicht die tatsächlichen Risiken abdeckt. Schlussendlich überwiesen die Energiekonzerne 24 Milliarden Euro in den staatseigenen Atomentsorgungsfond.

Nur wurde die Berechnung einige Jahrzehnte zu spät gemacht und dies nun sicherlich auf Kosten unserer Gesellschaft und der zukünftigen Steuerzahler. Diese werden die kommenden Jahrhunderte für die Sicherheit, Kontrolle und sonstige Aufwendungen geradezustehen haben. Die Endlagerung kostet weiterhin immense Summen. Ein fehlender Vertrag zwischen Mensch und Natur

Was, wenn die Energiekonzerne von Anfang gesetzlich gezwungen gewesen wären, für die Folgekosten aufzukommen? So wurden die Aufwendungen für den scheinbar billigen Atomstrom externalisiert: auf Kosten von Natur und Mensch und Gesellschaft: Die Natur wehrt sich bekanntlich nicht so schnell. Die Menschheit neigt zum Schweigen und Wegsehen. Politik und Gesellschaft reagiert oftmals zu langsam, falsch oder gar nicht. Seit Beginn der Bauten für Atomkraftwerke hätten die Bilanzen der Energiekonzerne anders ausgesehen. Auf der Passivseite wären horrende Summen in Rücklagen oder Rückstellungen zu verbuchen. Der Konzern hätte diese erst einmal erwirtschaften müssen.

Der Effekt wäre sofort augenscheinlich geworden. Der Atomstrom wäre niemals so günstig auf dem Markt angeboten worden. Und er hätte sich so auf dem Energiemarkt auch durchgesetzt. Mit anderen Worten haben wir Bürger den günstigen Strom zu Lasten der zukünftigen Generationen konsumiert; ohne wahrscheinlich ein Bewusstsein dafür zu haben. Andere Energieerzeugungsformen wie aus Wind oder vor allem mit Sonne wären damit schon in ihren Anfängen wettbewerbsfähiger gewesen.

 

 

Fazit

Wir können die Augen nicht davor verschließen, dass bisher externalisierte Werte in unsere Bilanzen integriert werden müssen. Wir benötigen einen Vertrag mit Mensch und Natur. Mit anderen Worten: Gefahren und Risiken können nicht weiterhin blind oder vorsätzlich beiseitegelassen werden. Dieser Internalisierungsprozess wird Aufwand kosten, ist jedoch eine große und notwendige Aufgabe unserer Zeit. Nur so kann Nachhaltigkeit gelingen. Wenn Hersteller der Chemikalien und Produzenten von Kosmetika und Kunststoffen die Risiken und Folgen der oben beschriebenen Wirkungen in ihren Bilanzen abbilden, wäre klar, dass sie es anders machten.

Alleine wegen der möglichen Wiedergutmachungszahlungen der betroffenen Länder und Menschen. Eine andere Konsequenz wäre, diese Chemikalien gesetzlich zu verbieten. Die Reduzierung des Phytoplanktons ist maßgeblich dafür verantwortlich, dass wir ein so manifestes CO2 Problem haben. Die Folgen unseres Unterlassens und Wegsehens werden im Falle des Eintretens der Plankton Katastrophe auch unsere Generation treffen. Wenn nicht, dann werden die unserer Kinder und Kindeskinder die Leidtragenden sein. Es kann keine Frage von Missfallen oder Wegsehen bleiben; auch nicht von falsch verstandener ökonomischer Freiheit.

Die Anwendung der Wertebilanz führt in dieser Hinsicht zu Verantwortlichkeit und Klarheit. Wir können uns nur auf den Weg machen, auch diese Werte zu erkennen und neu bilanzieren zu lernen. Vielleicht hat das auch zur Folge, dass sich unsere Enkel bei uns bedanken können.

 

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CO2 Preise, Steuern und Emissionshandel

WertePost – CO2 Preise, Steuern und Emissionshandel

CO2 Preise, Steuern und Emissionshandel

 

 

CO2 Preise, Steuern und Emissionshandel

Wir haben in Deutschland eine immer größer werdende Anzahl von etwa 20 Steuerarten. Die neueste vielleicht auf uns zukommende wird eine CO2 Steuer sein? Der Bürger versteht schon lange nicht mehr, für was und wen er Steuern zahlt. Steuern auf den Flugtreibstoff Kerosin in Zeiten des Klimawandels werden EU-weit nicht erhoben, außer in den Niederlanden. Mehrfachbesteuerung über die Mehrwertsteuer hinaus durch zahlreiche verdeckte Verbrauchssteuern sind nicht nachvollziehbar. Stehen die Art und Weise, wie der Staat Steuern erhebt und wofür er diese Mittel ausgibt in einem gesunden Verhältnis? Die Umsatzsteuer wird prozentual unterschiedlich z.B. 7% für Kartoffeln und Garnelen und 19% für Süßkartoffeln und Hummer erhoben. Dies ist beileibe nicht nachvollziehbar.¹

Unverständlich für Unternehmer und Bürger bleibt, wofür diese Steuern gezahlt werden. Es ist ebenso nicht transparent, wohin die Unternehmenssteuergelder fließen. In den vergangenen Jahrzehnten wurde wiederholt die Umsatzsteuer erhöht. Dies hatte zur Folge, dass diese Mehrkosten an die Konsumenten weitergereicht wurden und über die Mehrwertsteuer wiederum zugelangt wurde. Ein anderes Beispiel ist der Solidaritätszuschlag. Er wird seit der Wende erhoben. Der ursprüngliche Zweck liegt nicht mehr vor. Zu Beginn sollten damit die Kosten der Wiedervereinigung und der Umbau der ehemaligen DDR finanziert werden.

 

 

CO2 Steuern und die Unternehmen

Dass Unternehmer bei der drohenden CO2 Steuer oder über einen möglichen Emissionshandel stöhnen, scheint verständlich. Der Grundgedanke des Emissionshandels scheint gut. Er beruht auf dem Prinzip Selbstorganisation der Unternehmer und der Gesellschaft. Das Konzept basiert auf unternehmerische ökologische-ökonomische Ausgleiche. Es gibt Unternehmen, die z.B. mehr CO2 produzieren und welche, die es weniger tun. Damit tritt eine schwer zu lösende Aufgabe auf den Plan. Wer bestimmt die Grenzwerte und wie hoch werden die Schwellen gesetzt? Wer organisiert den Handel und wer verdient daran? Selbstverständlich ist, dass Luft und CO2  nicht national zu fassen sind. Ein Zertifikate Handel müsste global definiert und umgesetzt werden.

Die Bürger werden vielleicht erst klagen, wenn die Folgen dieser möglichen neuen Steuer ihren Geldbeutel leeren. Verstehen werden die auslösenden Faktoren eher wenige. Steuern könnte mehr mit dem Verb steuern in Beziehung gebracht werden. Richtung weisen, weniger reglementieren könnte ein Motto sein. Was müsste anders geregelt werden? Was wären Voraussetzungen für eine Veränderung? Steuern sollten wir neu definieren und anders regeln. Dabei könnten die unterschiedlichen Sichtweisen des Staates, der Unternehmen und der Bürger eine bedeutende Rolle spielen. Was müsste geschehen, dass Bürger wie Unternehmen gerne Steuern zahlen?

Ein paradoxer Gedanke? Der Grundgedanke der Finanzierung der allgemeinen Gesellschaftsaufgaben und des Gemeinwesens durch Steuern träte mehr in den Vordergrund.²  In diesem Sinne haben Unternehmer nicht prinzipiell etwas gegen Steuern, genauso wenig wie mündige und verantwortungsbewusste Bürger.

Mit der Wertebilanz kann die Erfassung von ökologischen, sozialen und kulturellen Werten neue Grundlagen für eine ressourcengerechte Besteuerung liefern. Differenziert gebucht, ließen sich aus Bilanz und GuV steuerlich relevante Werte extrahieren, die eine realökonomische Grundlage hätten.³ Dies würde voraussetzen, dass der Staat selber ebenfalls (Werte) bilanziert. So kann die Verwendung und die Wirkung des Mitteleinsatzes aus Steuerausgaben genau verfolgt und besser analysiert werden. Sowohl von Bürgern als auch von Unternehmen. Die mehrfache Besteuerung mit ihrer Kaskadenwirkung könnte so eingedämmt werden. Das Steuersystem und die Verwaltung würden sich gesundschrumpfen.

Wertvolle Rohstoffe, vor allem wiederverwertbare sind als Ressourcen, im Sinne als Vermögenswerte eines Unternehmens anzusehen und auch als solche zu buchen. Damit ist die Verantwortung für die Ressource eindeutig dokumentiert, nämlich im produzierenden Unternehmen. Die Verantwortung für unsere Ressourcen lässt sich so nicht mehr versteckt, durch den Verkauf der Erzeugnisse an den Verbraucher, abdrücken.

Der Verbrauch der Ressource wird dokumentiert, wie auch die Aufwendungen der Wiederherstellung/Recycling. Bei der Produktion von Waren entstehen Spurengase wie CO2 oder toxische Substanzen. Hier gilt es die Vermeidung oder Minderung, die Verwandlung in weniger schädliche Substanzen, die Auslassung oder die Eliminierung durch geeignete Verfahren zu dokumentieren und den Werteverzehr oder den -zuwachs zu buchen.

Damit wären wir bei der Frage, was schädlich für den Menschen und die Gesellschaft ist. Billige Produkte führen in der Regel dazu, dass die eigentlichen Kosten beim Staat und dann beim Bürger landen oder zu Lasten der Natur gehen. Ein Plastikbecher z.B. wird aus mehreren hundert Chemikalien hergestellt. Er kann weniger gut oder gar nicht recycelt werden wie einer, der nur aus wenigen Werkstoffen hergestellt wurde. Das Beispiel macht eine weitere Aufgabe deutlich.

Der Staat hat die Verantwortung, gewisse Produktionsverfahren und Werkstoffe, die dem Gemeinwohl und der Natur schaden, per Gesetz zu verbieten. Das muss keinesfalls in eine Sackgasse führen: es würde Einiges bewirken. Ingenieure sind dafür bekannt, dass sie erfinderisch sind und Neues kreieren oder Ersatzlösungen konzipieren. So würden Unternehmen, die sich der Kreislaufwirtschaft und der Ökologieeffektivität verpflichtet sehen, automatisch weniger Steuern zahlen, da sie zu ihrem Vermögen in Verantwortung stehen.

Dies wird messbar am Wert der verwandten Ressourcen. Mit anderen Worten, ein Unternehmen, das Verantwortung für die Ressource übernimmt und sie erhält, würde auch weniger vom Staat zur Kasse gebeten. Der Verzehr der Ressource müsste nur besteuert werden. Die steuerliche Einsparung kann in die Aufwendungen zur Erhaltung der Ressource reinvestiert werden. Unternehmen, die ihre Ressourcen verbrauchen, müssten zusätzliche Steuern dafür zahlen. Die Rücknahmeverpflichtung der Hersteller für ihre Produkte wird seit mindestens drei Jahrzehnten diskutiert. Wenn Vermeidung der Produktion von Schadstoffen oder unternehmerisch nachhaltige Verantwortung vom Staat honoriert wird, wird dies weitreichende und positive Effekte für unsere Umwelt haben.4.

 

Steuern und Digitales

Zurück zum Thema Steuern. Die Forderung nach einer Digitalsteuer macht einiges deutlich. Die Digitalisierung und die damit verbundene Wertschöpfung hat dazu geführt, dass Konzerne wie Google und Facebook sich nicht herkunftsnational, sondern fremdnational besteuern lassen. Dies indem sie die Umsätze und damit Gewinne in Nationen wie Irland verlegen. Hier gelten andere Steuergesetzgebungen und vor allem geringere Steuern als im Herkunftsland. Das sind Auswüchse der Globalisierung. Der hier gelebte priorisierte Unternehmenswert ist „most profit“ und unternehmerischer Egoismus.

Fragen werden hier laut wie: Ergibt es Sinn und ist es zielführend, globale Steuern einzuführen? Können international erzielte Erlöse überhaupt eine nationale Angelegenheit sein? Wo liegt die tatsächliche Wertschöpfung von Digitalprodukten? Hier wird es immer flüchtiger und mit althergebrachten Methoden und Steuersystemen kommt die Weltgemeinschaft nicht weiter. Ein Gedanke wäre den Ver- und Gebrauch von Digitalprodukten dort zu besteuern, wo er tatsächlich in Anspruch genommen wird. Dies würde bedeuten, dass die Erhebung der Mehrwert- und die Umsatzsteuer anders gehandhabt werden müssten.

 

Fazit

Unternehmen, die bislang eher den Profit und die Verschwendung von Ressourcen als Maxime ihres Unternehmens sahen, werden sich umorientieren müssen. Dies, wenn die oben grob beschriebenen neuen Steuergrundsätze eingeführt würden. Dann werden Waren, die über Gebühr Ressourcen verschwenden, so teuer, dass Unternehmen Gefahr laufen, unwirtschaftlich zu arbeiten.

Dies bedeutet auch ein neues Verständnis des Begriffs des Vermögens. Roh- und Hilfsstoffe werden als Ressource in das Anlagevermögen der Wertebilanz genommen und bleibt so im Besitz des Unternehmens. Das bedeutet für Unternehmen, Verantwortung zu übernehmen für die verwandten Materialien, Produkte und Ressourcen. Diese Orientierung wird zu weiteren Aufwendungen für die Unternehmen führen, all diese Prozesse, die der Nachhaltigkeit geschuldet sind, zu bilanzieren.

Der Aufwand lohnt sich, da alle Beteiligten nachvollziehen können, wie die Werte wachsen oder vergehen. Und warum und wieviel Steuern dafür fällig werden. Bei der Gelegenheit kann auch hinterfragt werden, ob die Mehrwertsteuer tatsächlich Mehrwerte besteuert. Oder ist sie tatsächlich eine Konsumsteuer? Wir sind uns einig: wir können vieles messen, aber nicht alles. Was wir messen können, gehört in die Bücher der Unternehmen. Wir haben es schwer den abstrakten scheinenden Begriff oder den Wert der Ökologie zu messen.

Allerdings können wir das, was wir zum Beispiel für den Schutz, den Aufbau oder die Renaturierung von Ressourcen einsetzen und ausgeben, in der GuV exakter und stichhaltiger erfassen. Auf dieser Grundlage könnte der Staat dies besser nachvollziehen und damit realer besteuern. Differenziert dieses nach erweiterten Faktoren und Kategorien und der Bewertung dieser. Neuland für die Bilanzierung von Unternehmensprozessen im digitalen und globalen Zeitalter – nachhaltig, ökologisch, sozial und kulturell.

Das inzwischen verabschiedete Klimaschutzprogramm 2030 ist ein weiterer kleiner unbeholfener Schritt auf ausgetretenen Pfaden: Eine neue Haltung zu finden und wirksame Gesetze zu beschliessen, die unsere Natur schützen, würdigen und die partikularen Eigeninteressen der Menschen mässigen. 5

 

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WertePost – die Wertebilanz zu Gast im Bundestag

Die Wertebilanz zu Gast im Bundestag

 

 

Berlin, 8.5.2019, eingeladen hatte Kerstin Andreae MdB, Sprecherin für Wirtschaftspolitik, Bündnis 90/Die Grünen der Bundestagsfraktion.

Dort wurde der Jahreswohlstandsbericht 2019 der Grünen, Wohlstand ist mehr als Wachstum – Nachhaltigkeit in die Bilanzen vorgestellt.

Der Bericht wurde im wesentlichen von Prof. Dr. Hans Diefenbacher, Universität Heidelberg und Roland Zieschank, Freie Universität Berlin, im Auftrag der Grünen verfasst. Eingangs führten beide in das Thema Wohlstandsberichterstattung und internationale Ansätze in der Wohlstandsmessung ein.

Frau Saori Dubourg, Vorstandsmitglied BASF räumte vielleicht bestehende Vorurteile gegenüber der BASF aus. Ihr passionierter Vortrag zielte auf die Frage der unternehmerischen Erfolgsmessung über finanzielle Kennzahlen hinaus. Die BASF berücksichtigt auch ökologische und soziale Gesichtspunkte mit in der Unternehmenssteuerung und Bilanzierung.

Gemeinwohl-Bilanzierung als Nachhaltigkeitsrahmen wurde von Heinrich Kronbichler, WBS Training AG mit praktischen Beispielen dargestellt. Gerd Hofielen, Humanistic Management Practices brachte die Theorie der Gemeinwohlökonomie dem Publikum näher.

Werte und Wirkungen bilanzieren – die Wertebilanz wird hier begonnene Gespräche fortführen.