Aktiva

Werte-Post – Aktiva, Abschreibung und Langlebigkeit

 

Aktiva, Abschreibung und Langlebigkeit

Less reporting, more accounting – Weniger Berichtswesen, mehr Buchführung Teil 4

 

In den folgenden fünf Teilen dieser Serie von WertePosts gehen wir der Frage nach, inwieweit unsere derzeitigen Reporting Werkzeuge tauglich sind, die notwendigen Schritte für unsere Zukunftsfähigkeit (#sustainability ) zu erzielen. In Teil 1 untersuchen wir, ob die Agenda 2030 für Unternehmen wirksam ist. Teil 2 behandelt die Frage nach den #Ressourcen und der Frage nach der Endlichkeit. Teil 3 wirft einen Blick auf die Klimaaspekte und Reporting. Teil 4 bringt einen neuen Ideenansatz, die #Nachhaltigkeit im Umgang mit unseren Ressourcen mit einem anderen Umgang mit #Aktiva und #AfA zu lösen. Teil 5 beleuchtet #ESG und die #EU-#Taxonomie und deren Schwächen.

 

Natur pur

Unvorhersehbare natürliche Ereignisse wie Vulkanismus, Erdbeben, Sonneneruptionen, Änderung des Winkels der Erdachse folglich der Geschwindigkeit der Erdumdrehung oder Einschläge von extraterrestrischem Material können Kettenreaktionen auslösen, die unsere Vorstellungskraft sprengen. Diese natürlichen ‚Interventionen‘ können uns leichthin die Klimabilanz verhageln oder unsere Anstrengungen zunichte machen. Nichtsdestotrotz ist Meidung von weiteren Treibhausgasen unausweichlich. Ein weiterer Gedanke ist der Ausstieg aus der Überflussgesellschaft. Mäßigung ist angesagt. Das muss nicht zwingend mit dem Wohlstand kollidieren. Es wird ein neuer Wohlstand zu kreieren sein.

 

Aktiva, aktivieren und abschreiben

Welche Mechanismen bauen wir zukünftig in unser „Messsystem“ Bilanz ein und wie? Die Abschreibung für Anlagegüter (AfA) ist ein bekanntes Korrektiv für Vermögens- und Materialschwund. Dies halten wir für einen guten und ausbaufähigen Mechanismus. Er dokumentiert die Zukunftsfähigkeit unternehmerischen Handelns besser. Vorbedingung ist natürlich, dass wir lernen, Ressourcen auch bilanziell zu aktivieren. Wir haben in Teil 2 hergeleitet, dass die Endlichkeit unserer Ressourcen leider nur näherungsweise bestimmbar ist. Wir können also die AfA nicht an tatsächliche Ressourcenmengen binden. Die Endlichkeit der Ressourcen in der Bilanz können wir aber genauer abbilden, als wir es heute buchen. Daher können wir die heutige gängige Buchungspraxis auch für die Ressourcen anwenden[1].

Wir buchen pro Ressource den Einkaufwert als Aktiva ein. Der AfA Zeitraum für die Rohstoffe muss prozentual lang sein. Bei Wirtschaftsgebäuden veranschlagen wir heute 4%, das heißt 25 Jahre, bei Wohngebäuden 2%, sprich 50 Jahre. Maschinen und andere Anlagen folgen anderen Abschreibungszeiträumen. Der Grundgedanke der bisherigen gesetzlich vorgeschriebenen Abschreibungen ist, dass die AfA als Kosten in die Gewinn- und Verlustrechnung (G+V) aufgenommen wird. Das hat zur Folge, dass das der Gewinn rechnerisch geringer wird. (Damit müssten auch die zu zahlenden Steuern geringer ausfallen, weil ressourcenschonender Umgang bilanziell sichtbar wird). Die AfA sorgt somit für Liquidität und damit für Investitionsmöglichkeiten. Hier kann eine neue gesetzliche Regelung Gutes bewirken: Die Liquidität fließt zwingend wieder in die Aktivierung und Renaturierung von Ressourcen (Kreislaufwirtschaft). Sinnvoll ist es, die Abschreibungszeiträume generell höher anzusetzen.

 

Langlebigkeit Ökoinstitut© Langlebigkeit Ökoinstitut©

Langlebigkeit Ökoinstitut© Langlebigkeit Ökoinstitut©

Langlebigkeit

Die AfA-Werte für Computer mit 3 oder Kraftfahrzeuge mit 6 Jahren zeigen deutlich, dass der Staat keinerlei Interesse an Nachhaltigkeit der Produkte und realer Besteuerung hat. Ist ein Auto nach 6 Jahren nichts mehr wert oder zu gebrauchen? Gute Computer halten je nach Qualität der Bauart mehr als 10 Jahre. Theoretisch könnten viele Komponenten einfach ausgetauscht werden, damit die Funktionen in der notwendigen Geschwindigkeit und Qualität erhalten bleiben (Prozessor, Memory, usw.). Produzenten sollten dafür steuerlich belohnt werden, langlebigere Produkte herzustellen. Wäre die AfA erhöht, würde die Bemühungen der Hersteller für Langlebigkeit[2] gefördert, hätte das einen riesigen Hebel. Die Instandhaltung der Produkte müsste ebenfalls steuerlich belohnt werden.

 

Recycling

Führen wir gar eine Produktrücknahmeverpflichtung der Industrie ein, förderten wir die Anstrengungen der Produzierenden, den Recyclinganteil der Waren zu erhöhen. Wer nimmt schon gerne Ramsch zurück in seine Bestände, den es teuer zu entsorgen oder aufwendig zu recyceln gilt?[3] Sinnvoll ist es in Zukunft, die AfA an die Recyclingfähigkeit und die Langlebigkeit der Produkte binden. Aufgrund der noch sehr bescheidenen Recyclingquoten ergibt dies derzeitig wenig Sinn. Nehmen wir das fiktive Beispiel eines Rohstoffes mit einer hohen Quote von 50%. Dies würde bedeuten, dass wir 50% sofort oder im ersten Jahr abschreiben müssten. Das wäre nicht im Sinne des Ressourcenschutzes und wirkt kontraproduktiv für eine nachhaltige ökologisch orientierte Bilanzierung.

Standardlauf des Weltmodells von 1972, Grenzen des Wachstums

 

Recycle – Bares?

Unsere Recherchen in Bezug auf die Recyclingfähigkeit von Rohstoffen kommen zu einem ernüchternden Resultat, Stand der Technik und des Wissens heute. Der Energieeinsatz, einen überwiegenden Anteil der Rohstoffe wieder in den Produktions- und Nutzungskreislauf zurückzuholen, fällt gering aus. Bei 50% der 30 seltenen Rohstoffen ist die Recyclingquote gleich null, etwa 25% liegt sie im einstelligen % Bereich und ebenfalls 25% liegen unter 55%.

 

Recyclingquote

Keine Ressource ist derzeit zu hundert Prozent wiederverwertbar. Diese Quote ist immens zu steigern! Wir müssen das umgehend ändern. Bei anderen Ressourcen wie Kunststoff stellt sich die Frage, ob es nicht besser wäre, die Herstellung zu ändern. Plastiktüten und -flaschen haben eine viel zu lange Lebensdauer. Es ist nicht zu verstehen, wie wir über Jahrzehnte aus organischen Rohstoffen (erdölbasiert) Milliarden von Tonnen mehr oder weniger anorganische Kunststoffe hergestellt haben. Wir benötigen also eine intelligentere Verschwendung (C2C). Es sind große und viele Innovationen notwendig, die Recyclingquoten weit über 70% zu bewegen. Die Kreislaufwirtschaft ist ein Anfang. Allerdings ist sie noch ein wenig dem Paradigma verhaftet. Wir produzieren und führen den Abfall aufwendig in den Produktionszyklus oder auf die Müllhalde zurück.

 

Abnutzung

Trotz der Verallgemeinerung unserer Ausführungen und das sicherlich nicht allen Bereichen gerecht wird, bleiben offene Fragen. Die Abnutzung oder Verschleiß der Rohstoffe ist zu hoch. Die Energiekosten für die Rückgewinnung werden in der Gesamtrechnung der ökologischen Wirtschaftlichkeit gerne verdrängt oder externalisiert. Wege aus den Engpässen wären neue technische Herstellungsverfahren. Sie erhöhen den Recyclinggrad der Ressourcen massiv. Oder sie begünstigen die schnelle Rückführung in die Natur (Kompostierung). Die Produktion von langlebigen Produkten mit hohem Instandhaltungsanteil ist ein weiterer Baustein. Weiterhin die Fertigung von Produkten, die in ihren einzelnen Teilen nahezu hundert Prozent wiederverwendbar sind. Das Prinzip von der Wiege zur Wiege.

 

Aktiva und Nachhaltigkeit

Uns sollte klar werden, dass der einzig sinnvolle Verantwortliche für die Ressourcen und dessen Verbleib das herstellende Unternehmen ist. Weder die Lieferanten noch die Konsumierenden können nachhaltig real verantwortlich sein. Nachhaltig heißt uE. auch, nachhalten und Langlebigkeit unserer Ressourcennutzung feststellen zu können. Buchen wir Rohstoffe als Grundlagen unserer Produkte nur als Aufwand, machen wir aus ihnen Wegwerfmaterialienunternehmer, die an nachhaltigem Wirtschaften und der Pflege und Erhaltung unserer Natur mit ihren Ressourcen interessiert sind und erstellen Wertebilanzen. Bestandteil der Wertebilanz ist eine rohstoffgetreue Nachhaltigkeitsbuchhaltung. Herkömmlich buchen wir Rohstoffe als Verbrauchsmaterial in der Gewinn- und Verlustrechnung (G+V). Eine anachronistische Haltung gegenüber der Natur und ihren Ressourcen spiegelt sich in unseren Bilanzen. Nach dem Jahresabschluss verlieren wir das Wissen und damit die Verantwortung über die Ressource und dessen Wert nahezu. Die G+V wird 365 Tage gebucht, Aktivierung ist abhängig von der Abschreibung für Jahre.

 

Sharing economy

Im Bilde gesprochen geben die Produzierenden die Ressource mit einem unsichtbaren Band an die Konsumierenden weiter. Sie leihen sie aus (Sharing economy[6]). Desgleichen gilt für die Lieferketten mit ihren Erzeugnissen und halbfertigen Gütern. Die Verantwortlichkeit muss beim Lieferanten in der Bilanz auftauchen. Der Ort, an dem wir die Ressource/Rohstoff bislang buchen, ist demnach nicht der richtige. Ressourcen sind der Natur nach Aktiva und damit Vermögen oder vermögensbildend. Ohne Ressourcen kein Wohlstand.

 

Mobiles

Nehmen wir das Beispiel eines Herstellers von mobilen Endgeräten. Dort wird Kupfer verwendet. In dem Moment, da es in der Produktion verbaut wird, geht es zukünftig in den Besitz und damit die Verantwortung des Unternehmens über. Mit anderen Worten wird die Ressource Kupfer zum Anlagevermögen des Unternehmens. Damit ist etwas Wundersames in der Bilanzierung geschaffen. Der „Ort“, in dem Nachhaltigkeit von Ressourcen gebucht und geprüft werden können. Zugang (Recycling, Renaturierung) wie Abgang (Schwund, Verlust) des Kupfers können dokumentiert werden.

 

Zukunftsbilanz

Deswegen beinhaltet die Bilanzierung von morgen eine wirklichkeitsgetreue Abbildung von Werten und Ressourcen. Diese gibt dem Unternehmen Orientierung und Ausrichtung für die Zukunft. Zukunftswerte werden so in den Aktiva vermögensbildend gebucht. Die Zukunftsfähigkeit hat in den heutigen Bilanzen zu wenig Stellenwert. Die Zukunftsbilanz ist und kann die Wertebilanz sein. Die herkömmliche Bilanzierung wird erheblich um die Erfassung von Wirkungen und Werten ergänzt. Wir verfügen etwa über 30.000 Rohstoffe für die industrielle Fertigung. Es ist selbstredend, dass wir diese nicht alle aktiv bilanzieren. Neben der individuellen Verwendung im Betrieb benötigen wir zusätzliche Auswahlkriterien. Diese können beispielsweise sein: Seltenheit auf dem Markt und der Erde, Hochpreisigkeit und Recyclingquote.

Es gibt noch Einiges zu verändern!

[1] https://www.bundesfinanzministerium.de/Content/DE/Standardartikel/Themen/Steuern/Weitere_Steuerthemen/Betriebspruefung/AfA-Tabellen/AfA-Tabelle_Aluminiumfolienindustrie.html

[2] https://flic.kr/s/aHskub5BG5

[3] https://www.oeko.de/forschung-beratung/themen/konsum-und-unternehmen/obsoleszenz-strategien-gegen-die-wegwerfgesellschaft

[4] http://www.c2c.org, Prof. Dr. Michael Braungart, Gewinner des Nachhaltigkeitspreises 2022

[5] https://www.umweltbundesamt.de/sites/default/files/medien/378/publikationen/texte_11_2016_einfluss_der_nutzungsdauer_von_produkten_obsoleszenz.pdf

[6] https://de.wikipedia.org/wiki/Sharing_Economy

 

GHG Treibhausgase

Provokation der Zukunftsfähigkeit

WertePost – Provokation unserer Zukunftsfähigkeit

Provokation unserer Zukunftsfähigkeit

Menschengemachte Krisen und Katastrophen nehmen immer erschreckendere Dimensionen an. Der jüngste IPCC Report 8.2021 (insgesamt 4000 Seiten!), dessen „Summary für policymakers“: https://www.ipcc.ch/report/ar6/wg1/#SPM und die letzte Woche erschienene Studie des Potsdam Institut für Klimafolgenforschung (PIK) https://www.nature.com/articles/s41558-021-01097-4.epdf belegen dies auf dramatische Weise. Hinzu kam der Dasgupta Review: The Economics of Biodiversity: https://www.gov.uk/government/publications/the-economics-of-biodiversity-the-dasgupta-review-government-response

COP26 diente hauptsächlich einem come together. Dringend notwendige verbindliche Vereinbarungen der Haupt Emittenten für die Klimaerwärmung wurden nicht erzielt. Die Lese dieser Berichte kann, auch wenn wir um die Grundproblematik und Tendenzen dieser Entwicklungen bereits seit mehr als 30 Jahren wissen, zu Schnappatmung und Ohnmachtsanfällen führen. Das „Ende vom Klima“ gerät in Sichtweite. Wie finden wir aus diesem Dilemma?

Warum anderes Bilanzieren eine so wichtige Rolle bei der Erreichung unserer Nachhaltigkeitsziele spielt, ist Thema dieses Beitrags.

 

Science versus Economy?

Die Sprache der Wissenschaft spricht nicht die Sprache der Wirtschaft und der Unternehmen. Inzwischen vermessen abertausende Wissenschaftler weltweit die Ökologie, inklusive Erfolg oder Misserfolg unserer Nachhaltigkeitsbemühungen. Das unternehmerische Verständnis der wissenschaftlichen Feststellungen ist von den notwendigen Umsetzungen jedoch weit entfernt. Wie sonst erklären wir uns die bislang ungenügend wirksamen Bemühungen, Nachhaltigkeit im Unternehmen zu etablieren und nachweisbar zu dokumentieren?

Es schließt sich eine grundlegende Frage an: Sind die bislang erprobten Methoden wirklich geeignet, unsere erdrückende Problemlage zu verändern, geschweige denn zu lösen?

Reporting-Systeme wie Corporate Social Responsibility (CSR), Gemeinwohlökonomie (GWÖ)[1], Integrated Reporting (IR)[2] und Global Reporting Initiative (GRI)[3] oder in Teilen die Sustainable Development Goals[4](SDG) werden allenfalls als Anhang in der Bilanz dargestellt. Ob das bislang hinreichend etwas verändert hat, wurde mir noch von keinem Unternehmen positiv beantwortet. Ich möchte nicht generell in Abrede stellen, dass große Anstrengungen im Bereich der Ökologie unternommen werden. Reports sind eben darauf angelegt, zu be- und umschreiben.

Bilanzieren dagegen beginnt mit der Erfassung von Realitäten in Euro und Cent in Form von Buchungen. Das, was ein Unternehmen tatsächlich erzielt und investiert, findet in der Bilanz seinen Niederschlag. Genau das lässt sich messen und auch ins Verhältnis setzen. Allerdings passt unsere bisherige Art zu bilanzieren nicht in das neue Denken und Handeln, dessen es bedarf. Mit den Gedanken und Rezepten der Vergangenheit kommen wir im Angesicht der Aufgabenstellung sicher nicht mehr weiter. Die Unternehmen sind wirksamste Transformationsfelder. Hier liegt ein großer Hebel zur raschen Veränderung.

 

Mut zum Quantensprung im Bewusstsein – Zuversicht zu großen Innovationen

Auch wenn die neuesten Forschungsergebnisse zum reflexartigen Handeln aufrufen, benötigen wir ebenso dringend „ökologische“ Innovationen wie wirksamere neue Methoden der Nachhaltigkeitsverfolgung. In einer Welt voller komplexer Systeme und Herausforderungen gleicht das einem Quantensprung. Wir verfügen immerhin über (vielleicht verschütt gegangene) geistige Fähigkeiten. Sie haben schließlich unser reiches historisches Kultur- und Geistesleben hervorgebracht.

Wir brauchen einen (Wieder-)Anschluss an das Geistige – das Reich der Ideen. Kreativität und Ideenreichtum sind eine Folge dieses Sich-Anschließens. Jeder Erfinder oder Künstler weiß darum. Große Veränderungen oder (Er-)Findungen in der Menschheitsgeschichte sind und waren inspiriert; von wenigen, einzelnen, einer oder einem. Viele Zeitgenossen können es sich kaum vorstellen, dass wir Zero Grad Erderwärmung erreichen können. Wir neigen dazu, vom Bestehenden auf das Morgen zu schließen.

Wir kommen nun zu der bewusstseinsverändernden Kulturtechnik: der neuen Bilanzierung als Ort der Nachhaltigkeit. Die alte Bilanz spart die großen Zukunftsthemen Nachhaltigkeit im Speziellen und Werte im Besonderen aus. Unsere Kultur beruht aber eben auch auf Ressourcen, natürlichen und geistigen Quellen, auf denen wir unsere Gesellschaft, Wissenschaft und Innovationen bauen und weiterentwickeln.

Eine Wirtschaft und eine Gesellschaft von Morgen benötigen dringend eine verantwortlichere Abbildung unserer natürlichen, humanen und sozialen Werte und Ressourcen: Fähigkeiten, Wissen, Innovationen, Patentwerte, Rohstoffe oder Kooperation werden integraler Bestandteil der Wertebilanz. Mit der Wertebilanz werden Zukunftsfähigkeit, nachhaltiger Umgang mit unseren Ressourcen und Prosperität besser messbar.  Wir benötigen ein System, das Ökologie, Ökonomie und Zukunftsfähigkeit zusammenführt.

Klassische Bilanzen weisen bekanntermaßen große Lücken und Defizite auf. Bestandteil der Wertebilanz ist eine rohstoffgetreue Nachhaltigkeitsbuchhaltung. Herkömmlich buchen wir Rohstoffe als Verbrauchsmaterial in der Gewinn- und Verlustrechnung. Welch eine Haltung gegenüber der Natur und ihren Ressourcen spricht sich hier aus? Nach dem Jahresabschluss geht zum Beispiel das Wissen über die Ressource „Kupfer“ und dessen Wert nahezu verloren.

Uns sollte klar sein, dass der einzig sinnvolle Verantwortliche für die Ressource Kupfer und dessen Verbleib das herstellende Unternehmen ist. Weder die Lieferanten noch die Konsumierenden können verantwortlich für das Produkt sein. Im Bilde gesprochen geben die Produzierenden die Ressource mit einem unsichtbaren Band an die Konsumierenden weiter. Sie leihen es förmlich aus. Desgleichen gilt für die Lieferketten mit ihren Erzeugnissen und halbfertigen Gütern.

Der Ort, in den wir die Ressource buchen, ist demnach falsch. Ressourcen sind der Natur nach Aktiva und damit Vermögen oder vermögensbildend. Nehmen wir das Beispiel eines Herstellers von mobilen Endgeräten. Dort wird Kupfer verwendet. In dem Moment, da es in der Produktion verbaut wird, geht es in den Besitz und damit die Verantwortung des Unternehmens über. Mit anderen Worten wird die Ressource Kupfer zum Anlagevermögen des Unternehmens.

Damit ist etwas Wundersames in der Bilanzierung geschaffen. Der „Ort“ der Nachhaltigkeit. Jetzt können Zugang (Recycling, Renaturierung) wie Abgang (Schwund, Verlust und Abschreibung) des Kupfers klarer dokumentiert werden. Deswegen beinhaltet die Bilanzierung von morgen eine wirklichkeitsgetreue Abbildung von Werten und Ressourcen.

Zukunftsfähigkeit Werte Ebenen für Unternehmen

Werte als humane Transformationsbeschleuniger

Für Kreativität als Wert gibt es keine Mehrzahl, sie kann von jedem Einzelnen von uns entdeckt werden. Potentiale zu fördern bedeutet auch, einen Freiraum für Autonomie zu schaffen. Zusammen mit der Kreativität wächst die Begeisterung: für persönliche Aufgaben und ein Zusammenarbeiten an gemeinsamen Zielen. Werte lassen sich weder dirigieren, verordnen noch erkaufen. Als geistige Entitäten haben Werte sich uns teilweise wegen Missbrauchs oder Vergessen entzogen. Sie existieren und warten auf uns. Befreit von Politik, rechts, links, Gier und Macht.

Sie können unsere Helfer werden, wenn wir sie zu unseren „Freunden“ machen. Sie geben uns Maß und Mitte, Orientierung, Ausrichtung auf Ziele, die wir erreichen können. Sie schaffen modern gesprochen ein „Framework“, einen Rahmen, an dem wir arbeiten können. Auch Werte unterliegen in ihrer jeweiligen Konstellation dem Wandel. Diese stellen in gewisser Weise unsere Klaviatur dar. Es gibt hohe, reiche Werte wie Freiheit und Würde. Freude, Wissen, Kreativität aber auch Sicherheit, Gesundheit und Wohlergehen gehören zu den Werten, die wir im Alltag umsetzen können.

 

Neue Bilanzform – die Wertebilanz

Die klassische Bilanz ist den dynamischen Anforderungen der Weltmärkte in Bezug auf Agilität, Nachhaltigkeit, Risiko, Begeisterung, Motivation, Identifikation, Wertentstehung in ihrer heutigen Form nicht mehr gewachsen. Gleichsam sind Werte wie Brenngläser für Wandel und Neues. Doch was ist mit den bisher nicht erfassten unternehmerischen Leistungen? Das Handelsgesetzbuch schreibt vor, korrekt, vollständig und wirklichkeitsgetreu zu bilanzieren. Doch wie sieht die Realität aus? Wir können sie sichtbarer werden lassen. Damit wird sie buchbar, klar und nachvollziehbar.

All das benötigt ein werthaltiges und verlässliches System, das auf der einen Seite Freiheitsgrade für Entwicklung in sich trägt, auf der anderen Seite einen klaren Rahmen bietet. Was ist nachhaltig und was hat Bestand? Die Bilanzierung und doppelte Buchführung wurde bereits vor mehr als fünfhundert Jahren durch den italienischen Mathematiker Luca Pacioli erfunden. Er legte auch die Gesetzmäßigkeit des goldenen Schnittes nieder. Maß, Verhältnismäßigkeit und Ästhetik sind eine gute mathematische Grundlage für unser Wirtschaften.

 

Werte nachhaltiger bilanzieren

Unternehmen, die lernen, mehr Werte zu bilanzieren, zeigen offensiv, was sie sozial, kulturell, ökologisch und nachhaltig leisten, auch für das Allgemeinwohl. Das Messen von Werten dient auch der erhöhten Übersichtlichkeit von Prozessen und Entscheidungen im Unternehmen. Die gewöhnliche Bilanz wird um wesentliche Gesichtspunkte ergänzt und auf ein höheres Niveau gehoben. Die Wertebilanz spiegelt die ökonomischen Verhältnisse realistischer und adäquat der unternehmerischen Wirklichkeit. Zu dieser Wirklichkeit gehört die Wertschöpfung, die Entstehung und das Wachsen von Werten eben. Am Ende steht eine Bilanz, die sich qualitativ sehen lassen kann.

 

https://tinyurl.com/f57a7a36

https://tinyurl.com/2eft7muj

https://www.ebook.de/de/product/40971004/rainer_monnet_wertebilanz.html

[1] https://web.ecogood.org

[2] https://integratedreporting.org

[3] https://www.globalreporting.org/standards

[4] https://sdgs.un.org/goals

Wohlstand, Ökologie und Zukunftsfähigkeit

WertePost – Wohlstand, Ökologie und Zukunftsfähigkeit 2025

Wohlstand, Ökologie und Zukunftsfähigkeit

 

Wohlstand, Ökologie und Zukunftsfähigkeit – ein paradoxer Dreiklang?

 

„magic triangle“ Wohlstand, Ökologie und Zukunftsfähigkeit

Sie stehen bislang in Dysbalance oder in vermeintlichem Widerspruch zueinander. Können wir uns eine Welt vorstellen, in der sich die drei „vertragen“? Ist eine Welt denkbar, in der einer der drei Begriffe nicht auf Kosten der anderen existiert und alle drei Felder in Harmonie sind?

 

Prosperität ist variabel

Wohlstand ist ein facettenreicher und dehnbarer Begriff. Er spielt sowohl im Inneren als auch im Äußeren des menschlichen Lebens eine Rolle. Würde die Natur von sich behaupten, wohlhabend zu sein? Persönliche Bedürfnisse des Menschen sind maßgebend, um zu bewerten, was Wohlstand konkret ist. Definiert sich Wohlstand am Einzelnen oder an der Gesellschaft?

Die Ökonomie ist Grundlage und zugleich Instrument zur Erfüllung unserer Wohlstandsbedürfnisse. Der Homo sapiens war in der Geschichte der Menschheit zumeist fixiert auf die bedingungs- und rücksichtlose Befriedigung seiner (Grund‑)bedürfnisse. Dieser Jahrtausende währende Reflex hat sich in der Folge auf andere Bedürfnisse übertragen: Stichwort „Armut versus Reichtum“ oder das Versagen einer auch nur annähernd gerechten Verteilung des Wohlstandes.

Rücksichtnahme und maßvolles Verhalten sind für einige noch immer nicht selbstverständlich. Der Gedanke, dass auch Wohlstand endlich sein könnte, hat sich noch nicht in das kollektive Bewusstsein aller Menschen eingeprägt. Ebenso, dass stete Bedürfnisbefriedigung nicht zu nachhaltigem Glück führt. Innerer Wohlstand nährt sich auch aus Zufriedenheit, Wohlergehen, Liebesfähigkeit und Sozialität.

 

 

OIKOS

Ökologie leitet sich aus den zwei altgriechischen Worten Oikos (Haus, Haushalt) und Logos (Wort, Lehre) ab. Streng übersetzt ist es die Lehre vom Haushalten. Ursprünglich aus der Biologie stammend, beschrieb Ernst Haeckel die Ökologie als die Erforschung der Beziehungen von Lebewesen oder Organismen untereinander und zu ihrer unbelebten Umwelt.

„Ökologisch“ nach heutigem Sprachgebrauch beschreibt eine Haltung oder ein Handeln, das den schonenden Umgang mit den natürlichen Ressourcen in den Vordergrund stellt.

Der Mensch ist in der Lage zu ökologischem Handeln, da er mit einem Ich begabt ist, entweder mit oder gegen die Natur lebt und handelt. Die letzten 100 Jahre haben wir uns mit unserem Handeln eher gegen die Natur gewandt und rücksichtslos Ressourcen verbraucht.

Die unzähligen Umweltkatastrophen und das Artensterben sind nur die offensichtlichsten Folgen menschlichen Versagens auf diesem Felde.

 

 

Ressourcenerschöpfung

Deutschlands Ressourcenerschöpfung stellte sich im vergangenen Jahr bereits am 3. Mai 2020 ein. Wir zehren uns und unsere Ressourcen auf. So leben wir auf Kosten zukünftiger Generationen.

Der Global Overshot Day macht unsere ökologische Lage auf drastische Weise deutlich: 2020 waren weltweit am 22. August bereits alle natürlichen Ressourcen und CO2 Abgaben/ökologische Dienstleitungen verbraucht.

 

 

Lebenswerte Zukunft

Die Zukunftsfähigkeit ist ein Terminus der Nachhaltigkeit. Sie nimmt in erster Linie jedoch nicht das Messen und das Nachhalten in den Fokus, sondern diejenigen Handlungen, die zukunftssichernd oder -fördernd sind. Nachhaltige Entwicklung stellt Schwellenwerte, Technologie, soziale, gesellschaftliche und staatliche Organisationen so auf, dass unser gegenwärtiges Handeln auch künftigen Generationen noch ausreichend Ressourcen überlässt.

Viele meinen irrtümlicherweise, dies sei ohne Verzicht und schwindenden Wohlstand nicht machbar. Der Beweis ist jedoch nicht erbracht, dass die vermeintlich im Widerspruch stehenden Seiten des Dreiecks nicht miteinander im Einklang stehen können.

Um den derzeitigen extrem dissonanten Dreiklang in eine Harmonie zu transformieren, bedarf es der Neuausrichtung unserer Unternehmensmetrik und eines gezielten Auswahlprozesses von trefflichen Unternehmenswerten.

 

 

Nomen est omen

Die Wertebilanz fügt, nomen est omen, zwei bisher nicht in Zusammenhang gebrachte Begriffe zusammen: Die Werte (Philosophie und Ethik) mit der Bilanz (Ökonomie (+) und Ökologie/Nachhalten (-)). Das Instrument Buchführung kennen und nutzen wir seit mehr als 500 Jahren.

Die Bilanz kann Maß, Messung und Monitoring in ein System bringen. Bislang klammern wir zahlenmäßig die sozialen, geistigen und ökologischen Faktoren aus. Dies gilt es zu ändern, wollen wir geschönten, bunt bebilderten Bilanzanhängen über Nachhaltigkeit weiterhin Glauben schenken. Bilanzen zeigen verlässlich, wo wir mit unseren Anstrengungen stehen, Disharmonien können frühzeitig erkannt werden.

Wenn einer der drei Faktoren Zukunftsfähigkeit, Ökologie oder Wohlstand nicht angemessen berücksichtigt wird, kann die Wertebilanz den Handlungsbedarf bewusst machen. Korrektes und die Realität widerspiegelndes Bilanzieren lohnt sich, auch weil Schaden abgewendet werden kann. Versicherungsgesellschaften beschäftigen sich mit diesem Thema seit vielen Jahren und legen es auch in den herkömmlichen Bilanzen mit Rückstellungen dar.

Durchgreifend und flächendeckend steht der Beweis, die großen „Drei“ in Harmonie zu bekommen, noch aus. Es ist allerdings zu beobachten, dass immer mehr Unternehmen sich auf den Weg begeben, mit Reporting Werkzeugen mehr über das „magic triangle“ zu entdecken. Erst wenn die Werte realistisch in Euro und Cent in der Bilanz verbucht sind, was derzeit noch nicht der Fall ist, werden wir den Schlüssel zur zukünftigen Prosperität in Händen halten.

 

Wertebilanz das Buch

 

 

Wertebilanz – Werte nachhaltig bilanzieren für eine zukunftsfähige Ökonomie

Lindemanns Bibliothek – Fachbuch

ISBN 978-3-96308-110-1 · 29,80 Euro

 

monnet – Unternehmensentwicklung