Ein Leben für den Geist
Pionier und Lebensgang
Eingeleitet von Thomas Meyer wird dem Leser ein intimer Schüler und Wegbegleiter Rudolf Steiners vorgestellt. In den autobiographischen Erinnerungen Ehrenfried Pfeiffers leuchtet eine bisher wenig bekannte, aber beachtenswerte Persönlichkeit durch. Schon in den 20-iger Jahren gelangt der junge Pfeiffer nach Dor- nach, da seine Mutter und ihr Lebensgefährte eng mit den Geschicken der anthroposophischen Bewegung verbunden waren. Steiner wird schon bald auf den heranwachsenden Jüngling aufmerksam. Später rät er ihm, neben den Arbeiten für die Entwicklung der Bühnenbeleuchtung für das erste Goetheanum, Chemie zu studieren.
Pfeiffer begleitet Steiner auf vielen Vorträgen und fungiert mit anderen in späteren Jahren als sein Leibwächter. Neben den Unterredungen während der Arbeit am Goetheanum haben beide viel Zeit gehabt, eingehende Gespräche zu führen über Steiners Vorträge, die Aufgaben Pfeiffers und seine esoterische Schulung. Aus den niedergeschriebenen Zeilen Pfeiffers wird leicht ersichtlich, dass er höhere Erkenntnisse und Anschauungen hatte.
Besonders seine Erinnerungen an die Kindheit können den geneigten Leser tief rühren, da eine besondere Art zu Tage kommt, die Entwicklung eines Kindes und Jugendlichen zu betrachten. Als sehr cholerisches, aber stilles Kind fällt er erst relativ spät mit seinen großen Begabungen auf. Sein absolutes Gehör und ein unbändiger Wissenshunger zeichnen ihn aus. Merkwürdigerweise drängen ihn die Erziehungsmethoden der Umgebung in die absolute Einsamkeit und an die Grenzen des Kindseins.
Brand des ersten Goetheanums
Pfeiffers Beschreibungen der Begegnungen mit Steiner und der Katastrophe des Brandes des ersten Goetheanums sind eindrücklich und ergreifend. Er begleitet Steiner in einem Moment des tiefsten seelischen Kampfes um die Weiterführung des bisher Erreichten. „Dass da auch ein Mensch war, der leiden konnte, ein Empfinden hatte, ein Herz, der Trost gebrauchen konnte im Augenblick größter Verzweiflung, dessen Herz in dieser Nacht gebrochen wurde, schien niemand in den Sinn zu kommen.
Ich sah und erlebte in dieser Nacht den Menschen R. Steiner, und ich schloss mich dieser kleinen Gruppe (Steiner und Maryon) an. Die wenigen Worte, die der Meister äußerte, sprachen von diesem großen Leid und Kummer, und tröstende Worte wurden von dem jungen Mann gesprochen Da geschah es, dass dieser junge Mann wieder mit dem Menschen R. Steiner sprach, geleitet von einer inneren Stimme und dem Mitgefühl, das ihn die Worte und die Eindringlichkeit finden ließ, das gebrochene Herz zu stärken und auf das zu weisen, was die Forderung der Stunde sei.“
Neue Energien
Besondere Beachtung findet die gemeinsame Arbeit von Steiner und Pfeiffer für Experimente für neue Energien. Nachdem die ersten Versuche von Pfeiffer gemeinsam ausgewertet werden, zieht Steiner den Schluss, dass die Menschheit noch nicht reif für diese neue Technik zur Energiegewinnung ist. Die zerstörerischen Kräfte hätten sich der Technik bedient, solange der Mensch nicht in der Lage ist, die soziale Dreigliederung zu verwirklichen und der ethische Individualismus nicht annähernd errungen sei.
Nach Steiners Tod richtet Pfeiffer am Goetheanum ein Forschungsinstitut ein. Angeregt von Steiner beschäftigt er sich mit der Kristallisationsmethode zu Erforschung der ätherischen Bildekräfte der Pflanzen. Es er- scheint unter normalen Bedingungen der Wissenschaft sicherlich ungewöhnlich, dass der erste Versuch gleich glückte, um diese Methode zu entwickeln.
Sein Leben lang beschäftigte er sich mit der Frage nach der Ätherisierung des Blutes. Der Vortrag „Das Herz als spirituelles Wahrnehmungsorgan und die Ätherisierung des Blutes“, Spring Valley, 17. 12.1950, erstmals in deutscher Sprache erschienen, verdient dabei besondere Beachtung. Neue und einmalige Kompostierungsverfahren entwickelt zu haben, gehört ebenfalls zu den Errungenschaften der modernen anthroposophischen Wissenschaft, der er verhalf vor allen Dingen in Amerika und in Asien allerhöchste Anerkennung zu erlangen.
Zukünftige geistige Impulse
Nach den autobiographischen Erinnerungen Pfeiffers sind dem vorliegenden Buch Briefe, und Aufsätze von Freunden und Mitstreitern Pfeiffers beigefügt, die auf seine Individualität einige Aufschlüsse zulassen. R. Swinburne Clymer, ein Großmeister eines bedeutenden zeitgenössischen Rosenkreuzerordens in den Vereinigten Staaten, hatte mit Pfeiffer regen Kontakt und geistigen Austausch. Allein dieser Tatbestand spricht für die große Offenheit Pfeiffers auch ernstzunehmende Beziehungen zu anderen geistigen Strömungen zu haben, die von der anthroposophischen Bewegung unabhängig sind, ohne seine lebenslange tiefe Beziehung zur Anthroposophie je getrübt zu haben. Das gesamte Leben als Panorama vor sich gestellt, lässt Pfeiffer als modernen rosenkreuzerischen Eingeweihten auftreten, der zum größten Teil seines Lebens unbeachtet öffentlicher Anerkennung im Verborgenen wirkte.
Ein Leben für den Geist, Ehrenfried Pfeiffer (1899-1961), Perseus Verlag Basel, 1999, ISBN 3-907564-31-6, https://perseus.ch/produkt/ehrenfried-pfeiffer-ein-leben-fuer-den-geist