Provokation der Zukunftsfähigkeit

WertePost – Provokation unserer Zukunftsfähigkeit

Provokation unserer Zukunftsfähigkeit

Menschengemachte Krisen und Katastrophen nehmen immer erschreckendere Dimensionen an. Der jüngste IPCC Report 8.2021 (insgesamt 4000 Seiten!), dessen „Summary für policymakers“: https://www.ipcc.ch/report/ar6/wg1/#SPM und die letzte Woche erschienene Studie des Potsdam Institut für Klimafolgenforschung (PIK) https://www.nature.com/articles/s41558-021-01097-4.epdf belegen dies auf dramatische Weise. Hinzu kam der Dasgupta Review: The Economics of Biodiversity: https://www.gov.uk/government/publications/the-economics-of-biodiversity-the-dasgupta-review-government-response

COP26 diente hauptsächlich einem come together. Dringend notwendige verbindliche Vereinbarungen der Haupt Emittenten für die Klimaerwärmung wurden nicht erzielt. Die Lese dieser Berichte kann, auch wenn wir um die Grundproblematik und Tendenzen dieser Entwicklungen bereits seit mehr als 30 Jahren wissen, zu Schnappatmung und Ohnmachtsanfällen führen. Das „Ende vom Klima“ gerät in Sichtweite. Wie finden wir aus diesem Dilemma?

Warum anderes Bilanzieren eine so wichtige Rolle bei der Erreichung unserer Nachhaltigkeitsziele spielt, ist Thema dieses Beitrags.

 

Science versus Economy?

Die Sprache der Wissenschaft spricht nicht die Sprache der Wirtschaft und der Unternehmen. Inzwischen vermessen abertausende Wissenschaftler weltweit die Ökologie, inklusive Erfolg oder Misserfolg unserer Nachhaltigkeitsbemühungen. Das unternehmerische Verständnis der wissenschaftlichen Feststellungen ist von den notwendigen Umsetzungen jedoch weit entfernt. Wie sonst erklären wir uns die bislang ungenügend wirksamen Bemühungen, Nachhaltigkeit im Unternehmen zu etablieren und nachweisbar zu dokumentieren?

Es schließt sich eine grundlegende Frage an: Sind die bislang erprobten Methoden wirklich geeignet, unsere erdrückende Problemlage zu verändern, geschweige denn zu lösen?

Reporting-Systeme wie Corporate Social Responsibility (CSR), Gemeinwohlökonomie (GWÖ)[1], Integrated Reporting (IR)[2] und Global Reporting Initiative (GRI)[3] oder in Teilen die Sustainable Development Goals[4](SDG) werden allenfalls als Anhang in der Bilanz dargestellt. Ob das bislang hinreichend etwas verändert hat, wurde mir noch von keinem Unternehmen positiv beantwortet. Ich möchte nicht generell in Abrede stellen, dass große Anstrengungen im Bereich der Ökologie unternommen werden. Reports sind eben darauf angelegt, zu be- und umschreiben.

Bilanzieren dagegen beginnt mit der Erfassung von Realitäten in Euro und Cent in Form von Buchungen. Das, was ein Unternehmen tatsächlich erzielt und investiert, findet in der Bilanz seinen Niederschlag. Genau das lässt sich messen und auch ins Verhältnis setzen. Allerdings passt unsere bisherige Art zu bilanzieren nicht in das neue Denken und Handeln, dessen es bedarf. Mit den Gedanken und Rezepten der Vergangenheit kommen wir im Angesicht der Aufgabenstellung sicher nicht mehr weiter. Die Unternehmen sind wirksamste Transformationsfelder. Hier liegt ein großer Hebel zur raschen Veränderung.

 

Mut zum Quantensprung im Bewusstsein – Zuversicht zu großen Innovationen

Auch wenn die neuesten Forschungsergebnisse zum reflexartigen Handeln aufrufen, benötigen wir ebenso dringend „ökologische“ Innovationen wie wirksamere neue Methoden der Nachhaltigkeitsverfolgung. In einer Welt voller komplexer Systeme und Herausforderungen gleicht das einem Quantensprung. Wir verfügen immerhin über (vielleicht verschütt gegangene) geistige Fähigkeiten. Sie haben schließlich unser reiches historisches Kultur- und Geistesleben hervorgebracht.

Wir brauchen einen (Wieder-)Anschluss an das Geistige – das Reich der Ideen. Kreativität und Ideenreichtum sind eine Folge dieses Sich-Anschließens. Jeder Erfinder oder Künstler weiß darum. Große Veränderungen oder (Er-)Findungen in der Menschheitsgeschichte sind und waren inspiriert; von wenigen, einzelnen, einer oder einem. Viele Zeitgenossen können es sich kaum vorstellen, dass wir Zero Grad Erderwärmung erreichen können. Wir neigen dazu, vom Bestehenden auf das Morgen zu schließen.

Wir kommen nun zu der bewusstseinsverändernden Kulturtechnik: der neuen Bilanzierung als Ort der Nachhaltigkeit. Die alte Bilanz spart die großen Zukunftsthemen Nachhaltigkeit im Speziellen und Werte im Besonderen aus. Unsere Kultur beruht aber eben auch auf Ressourcen, natürlichen und geistigen Quellen, auf denen wir unsere Gesellschaft, Wissenschaft und Innovationen bauen und weiterentwickeln.

Eine Wirtschaft und eine Gesellschaft von Morgen benötigen dringend eine verantwortlichere Abbildung unserer natürlichen, humanen und sozialen Werte und Ressourcen: Fähigkeiten, Wissen, Innovationen, Patentwerte, Rohstoffe oder Kooperation werden integraler Bestandteil der Wertebilanz. Mit der Wertebilanz werden Zukunftsfähigkeit, nachhaltiger Umgang mit unseren Ressourcen und Prosperität besser messbar.  Wir benötigen ein System, das Ökologie, Ökonomie und Zukunftsfähigkeit zusammenführt.

Klassische Bilanzen weisen bekanntermaßen große Lücken und Defizite auf. Bestandteil der Wertebilanz ist eine rohstoffgetreue Nachhaltigkeitsbuchhaltung. Herkömmlich buchen wir Rohstoffe als Verbrauchsmaterial in der Gewinn- und Verlustrechnung. Welch eine Haltung gegenüber der Natur und ihren Ressourcen spricht sich hier aus? Nach dem Jahresabschluss geht zum Beispiel das Wissen über die Ressource „Kupfer“ und dessen Wert nahezu verloren.

Uns sollte klar sein, dass der einzig sinnvolle Verantwortliche für die Ressource Kupfer und dessen Verbleib das herstellende Unternehmen ist. Weder die Lieferanten noch die Konsumierenden können verantwortlich für das Produkt sein. Im Bilde gesprochen geben die Produzierenden die Ressource mit einem unsichtbaren Band an die Konsumierenden weiter. Sie leihen es förmlich aus. Desgleichen gilt für die Lieferketten mit ihren Erzeugnissen und halbfertigen Gütern.

Der Ort, in den wir die Ressource buchen, ist demnach falsch. Ressourcen sind der Natur nach Aktiva und damit Vermögen oder vermögensbildend. Nehmen wir das Beispiel eines Herstellers von mobilen Endgeräten. Dort wird Kupfer verwendet. In dem Moment, da es in der Produktion verbaut wird, geht es in den Besitz und damit die Verantwortung des Unternehmens über. Mit anderen Worten wird die Ressource Kupfer zum Anlagevermögen des Unternehmens.

Damit ist etwas Wundersames in der Bilanzierung geschaffen. Der „Ort“ der Nachhaltigkeit. Jetzt können Zugang (Recycling, Renaturierung) wie Abgang (Schwund, Verlust und Abschreibung) des Kupfers klarer dokumentiert werden. Deswegen beinhaltet die Bilanzierung von morgen eine wirklichkeitsgetreue Abbildung von Werten und Ressourcen.

Zukunftsfähigkeit Werte Ebenen für Unternehmen

Werte als humane Transformationsbeschleuniger

Für Kreativität als Wert gibt es keine Mehrzahl, sie kann von jedem Einzelnen von uns entdeckt werden. Potentiale zu fördern bedeutet auch, einen Freiraum für Autonomie zu schaffen. Zusammen mit der Kreativität wächst die Begeisterung: für persönliche Aufgaben und ein Zusammenarbeiten an gemeinsamen Zielen. Werte lassen sich weder dirigieren, verordnen noch erkaufen. Als geistige Entitäten haben Werte sich uns teilweise wegen Missbrauchs oder Vergessen entzogen. Sie existieren und warten auf uns. Befreit von Politik, rechts, links, Gier und Macht.

Sie können unsere Helfer werden, wenn wir sie zu unseren „Freunden“ machen. Sie geben uns Maß und Mitte, Orientierung, Ausrichtung auf Ziele, die wir erreichen können. Sie schaffen modern gesprochen ein „Framework“, einen Rahmen, an dem wir arbeiten können. Auch Werte unterliegen in ihrer jeweiligen Konstellation dem Wandel. Diese stellen in gewisser Weise unsere Klaviatur dar. Es gibt hohe, reiche Werte wie Freiheit und Würde. Freude, Wissen, Kreativität aber auch Sicherheit, Gesundheit und Wohlergehen gehören zu den Werten, die wir im Alltag umsetzen können.

 

Neue Bilanzform – die Wertebilanz

Die klassische Bilanz ist den dynamischen Anforderungen der Weltmärkte in Bezug auf Agilität, Nachhaltigkeit, Risiko, Begeisterung, Motivation, Identifikation, Wertentstehung in ihrer heutigen Form nicht mehr gewachsen. Gleichsam sind Werte wie Brenngläser für Wandel und Neues. Doch was ist mit den bisher nicht erfassten unternehmerischen Leistungen? Das Handelsgesetzbuch schreibt vor, korrekt, vollständig und wirklichkeitsgetreu zu bilanzieren. Doch wie sieht die Realität aus? Wir können sie sichtbarer werden lassen. Damit wird sie buchbar, klar und nachvollziehbar.

All das benötigt ein werthaltiges und verlässliches System, das auf der einen Seite Freiheitsgrade für Entwicklung in sich trägt, auf der anderen Seite einen klaren Rahmen bietet. Was ist nachhaltig und was hat Bestand? Die Bilanzierung und doppelte Buchführung wurde bereits vor mehr als fünfhundert Jahren durch den italienischen Mathematiker Luca Pacioli erfunden. Er legte auch die Gesetzmäßigkeit des goldenen Schnittes nieder. Maß, Verhältnismäßigkeit und Ästhetik sind eine gute mathematische Grundlage für unser Wirtschaften.

 

Werte nachhaltiger bilanzieren

Unternehmen, die lernen, mehr Werte zu bilanzieren, zeigen offensiv, was sie sozial, kulturell, ökologisch und nachhaltig leisten, auch für das Allgemeinwohl. Das Messen von Werten dient auch der erhöhten Übersichtlichkeit von Prozessen und Entscheidungen im Unternehmen. Die gewöhnliche Bilanz wird um wesentliche Gesichtspunkte ergänzt und auf ein höheres Niveau gehoben. Die Wertebilanz spiegelt die ökonomischen Verhältnisse realistischer und adäquat der unternehmerischen Wirklichkeit. Zu dieser Wirklichkeit gehört die Wertschöpfung, die Entstehung und das Wachsen von Werten eben. Am Ende steht eine Bilanz, die sich qualitativ sehen lassen kann.

 

https://tinyurl.com/f57a7a36

https://tinyurl.com/2eft7muj

https://www.ebook.de/de/product/40971004/rainer_monnet_wertebilanz.html

[1] https://web.ecogood.org

[2] https://integratedreporting.org

[3] https://www.globalreporting.org/standards

[4] https://sdgs.un.org/goals

Lückenhafte und defizitäre Bilanzen

WertePost – Lückenhafte und defizitäre Bilanzen 2025

Lückenhafte und defizitäre Bilanzen

 

 

Lückenhafte und defizitäre Bilanzen

Die klassische Bilanz weist Lücken auf. Sie vermittelt zum Teil unrealistische, fragmentierte Vorstellungen und Bilder eines Unternehmens. Das liegt in erster Linie daran, dass Bilanzen vollständig sein sollten, diesem Anspruch aber nicht gerecht werden. Als reine Finanzbilanz spart sie essentielle und relevante Bereiche einer unternehmerischen Wirklichkeit aus. Würde sie soziale, ökologische, nachhaltige Faktoren ebenfalls berücksichtigen und buchen, verhielten sich manche Unternehmen anders. Auch die Außenwirkung wäre eine andere. So wird aus der Lücke schnell eine Krücke, im weiteren Verlauf strauchelt ein Unternehmen, stürzt, und in letzter Konsequenz bleibt dann oft nur die Insolvenz.

 

Bilanzversagen, hausgemacht

Hier kann von einem Bilanzversagen gesprochen werden. Das scheint wie ein neues Krankheitsbild, was es in gewisser Weise auch ist. Nach dem Herzversagen hört das Herz auf zu schlagen und der Tod tritt ein. Insolvenzgründe sind mannigfaltig. Der ehemalige DAX Konzern Wirecard hat uns diesbezüglich gelehrt, wie das im schlechten Sinne ablaufen kann. Nicht die Bilanz hat versagt, sondern die bewusst falsch eingestellten Aktiva und Passiva. In so einem Fall haben nicht nur die Aktionäre das Nachsehen, sondern auch Mitarbeiter und Lieferanten. Ein Unternehmen, das in der erforderlichen Vielfalt und vollständig sämtliche relevanten Unternehmenswerte bucht und bilanziert, bietet weniger Schlupflöcher für kriminelles Handeln.

 

Lücken und Defizite minimieren

Die traditionelle Bilanz ist den dynamischen Anforderungen der Gegenwart in Bezug auf Agilität, Nachhaltigkeit, Erkenntnis/Entwicklung, Zufriedenheit, Maßhalten, Resilienz und Identifikation wenig gewachsen. Viele der unternehmerischen Abläufe geschehen jenseits der Buchhaltung und Bilanzierung, versteckt oder externalisiert. Wir können diese Prozesse sichtbar machen, damit sie buchbar, klar und nachvollziehbar werden. In der Folge entsteht buchstäblich eine Wert-„Schätzung“ . Hierfür ist ein werthaltiges und verlässliches neues oder erweitertes Bilanzsystem erforderlich.

 

Mangelnde Wertschätzung der Ressourcen

Die Grundzüge der heutigen Bilanzierungsform wurden zu einer Zeit festgelegt, als die Endlichkeit der weltweiten Ressourcen noch nicht wie heute im Fokus der Wahrnehmung stand. Ein Ausdruck dafür ist, dass wir natürliche Ressourcen als Verbrauchsmaterial und Ausgabe verbuchen.

Ein weiteres Beispiel für ungenaues Bilanzieren sind die fälschlicherweise als Humankapital bezeichneten Fähigkeiten der Mitarbeiter. Streng genommen ist schon die Nicht- oder Falschverbuchung der Arbeitsleistung ein Manko.

 

Fragwürdiger Begriff von unternehmerischer Verantwortung

Verantwortung für und von Unternehmen muss zukünftig aus einer Bilanz ersichtlich sein. Die Anstrengungen, zum Beispiel den Grundsätzen der „Circular Economy“ gerecht zu werden, tauchen zumeist nur in den Aufwendungen auf. Sie werden nicht auf die Rohstoffe selbst gebucht und somit als werterhaltende Maßnahmen bewertet. Die Rückführungen von Rohstoffen in einen Kreislauf haben jedoch investiven Charakter und sind damit vermögensbildend oder -erhaltend. Wir erklären Maschinen und Gebäude als Anlagen im Vermögen. Wir übersehen dabei, dass es auch noch andere Vermögensarten gibt. Solche, die auf natürlichen, menschlichen und künstlichen Ressourcen basieren. Mögliche daraus resultierende Erträge werden ebenfalls ohne Kontext gebucht.

 

Büchse der Pandora – Lückenhafte und defizitäre Bilanzen

Immer deutlicher zeichnet sich ab, dass wir eine Büchse der Pandora geschaffen und geöffnet haben: Daten, Informationen und Prozesse. Diese finden sich bis heute in keiner Bilanz. Mit dem Begriff „Intangible Assets“ und der Festlegung, diese nicht zu bilanzieren, konnte sich eine Praxis etablieren, die heute überholt sein dürfte.  Durch die IFRS Standards ist es in der internationalen Bilanzierung untersagt, Intangibles zu bilanzieren. In Deutschland wäre diese Vorgehensweise jedoch möglich. In der Folge würden Vermögenswerte in einer ganz anderen Größenordnung offensichtlich. Schon der Wert von Kundendaten oder MDM ist immens, taucht bisher aber in keiner Bilanz auf der Aktivseite auf. Noch schlüpfen viele Digitalkonzerne durch das großmaschige Netz der Besteuerung. Das wird hoffentlich bald ein Ende finden und die Daten – Werte finden wir in der Bilanz im Anlagevermögen.

 

Vollständig-, richtig und wahrheitstreu

Das Ethos der Gemeinde aller bilanzpflichtigen Unternehmen und Organisationen in der Bilanz umzusetzen, wird keiner unter der Prämisse einer integralen Bilanz gerecht. Die bisher ausgesparten Werte werden, wenn überhaupt, in Reporting Systemen oder im Bilanzanhang behandelt. (Corporate Social Responsibility CSR, Sustainability Reporting, Gemeinwohlökonomie, Integrated Reporting und GRI) Damit sind diese in der Bilanz tendziell als unbedeutende Positionen deklariert. Das Europäisches Parlament hatte 2017 versucht, diese Lücke zu schließen, und ein Gesetz erlassen. Dies sieht vor, dass Unternehmen ab einer Größe von 500 Mitarbeitenden auch die nicht finanziellen Informationen im Lagebericht der Bilanz veröffentlichen müssen. Es wird damit bewusst unterlassen, die relevanten Unternehmenswerte mit realen Buchungen zu erfassen und transparent zu machen.

 

Ebenfalls grundlegend ist der Ansatz, möglichst viele Aspekte der unternehmerischen Wirklichkeit abzubilden, damit lückenhafte und defizitäre Bilanzen nicht entstehen können. Somit werden Wertentwicklungen identifiziert und richtig in die Prozesse der Buchhaltung und Bilanzierung aufgenommen. Die Wertebilanz erfasst nun viel vollständiger die Wirklichkeit des Unternehmens als zuvor. Das ist effektiver Selbstschutz vor unternehmerischer Illusion.

 

 

Das Buch Wertebilanz

 

Wertebilanz – Werte nachhaltig bilanzieren für eine zukunftsfähige Ökonomie

Lindemanns Bibliothek – Fachbuch

ISBN 978-3-96308-110-1 · 29,80 Euro

 

monnet – Unternehmensentwicklung

Bilanzversagen

WertePost – Bilanzversagen 2025

Bilanzversagen

 

Bilanzversagen – Ein neues Krankheitsbild in unserem Wirtschaftsystem?

 

Bilanzversagen klingt wie ein neues Krankheitsbild. In gewisser Weise ist es das auch, und zwar im Hinblick auf ökonomische Wirkungsmechanismen. In der Medizin heißt es, dass nach dem Herzversagen das Herz nicht mehr schlägt und der Tod des Menschen eintritt.  Nach einem Bilanzversagen geht ein Unternehmen nicht sofort unter. Daher ist eine schlechte oder fehlerhafte Unternehmensbilanzierung auch nicht sofort für jeden offensichtlich. Ein Unternehmen „stirbt“ lediglich als Folge einer Insolvenz, nicht aber als Folge eines Bilanzversagens. In der jüngsten Vergangenheit ist der ehemalige DAX-Konzern Wirecard  ein Paradebeispiel dafür, dass eine schlecht aufgestellte Bilanz (also das Versagen einer ordentlichen Bilanzierung) nicht das unmittelbare Sterben eines Unternehmens mit sich zieht.

 

Wo liegt das Versagen oder besser das Bilanzversagen?

Die Bilanzen wurden über Jahre mit geradezu krimineller Energie geschönt und manipuliert, so dass ein Bild des Unternehmens geschaffen wurde, das mit der Realität nicht im Entferntesten übereinstimmte. Eine Bilanz kann fehlerhafte Angaben aushalten – nicht aber Anleger oder Gläubiger! Sie haben teilweise einen erheblichen Schaden erlitten, und stehen nicht selten am finanziellen Abgrund [1]  Hier – und auch in anderen Fällen – hat demnach nicht die Bilanz selbst versagt, sondern unser Bilanzsystem sowie die Akteure, die eine Bilanz in ihrem Sinne manipulieren.

 

Neue Bilanzform schafft erweitertes Bewusstsein

Oftmals verfügen wir über wirkmächtige Werkzeuge, die exzellent sind, wir wissen es nur nicht. Wir nutzen sie nicht in der möglichen Breite und in einer sinnvollen Weise. In diesem Fall ist es die Bilanz. Die Wertebilanzierung ist eine Methode:  Sie ist ein ganzheitliches Messwerkzeug, um die unternehmerische Wirklichkeit zu spiegeln und ins Bewusstsein zu rücken. Und zwar ausschließlich, wenn sie sich lediglich auf eine Sichtweise und Schicht des Unternehmens beschränkt. Das sind derzeit die Finanzen.

Wäre unser jetziges Bilanzwesen tatsächlich auf Vollständigkeit, Richtigkeit und Wirklichkeitstreue ausgelegt, wie es das HGB fordert, wären Unternehmen bilanziell mit großer Sicherheit anders aufgestellt. Greenwashing und ausgeklügelte Methoden zur Verschleierung von  Geschäftsprozessen und Wertentstehung gehörten sicherlich zur Ausnahme. Der eigentlichen Absicht, die hinter dem Regelwerk des HGB steht, würde wieder mehr Genüge getan. Das HGB  wurde bereits 1900 gemeinsam mit dem Bürgerlichen Gesetzbuch (BGB) in Kraft gesetzt.[2]

 

Lücken und Krücken

Die klassische Bilanz weist Lücken auf und geht auf Krücken. Sonst wäre ein Fiasko à la Wirecard nicht möglich. Die gewöhnliche Bilanz ist den dynamischen Anforderungen der Weltmärkte in Bezug auf Agilität, Nachhaltigkeit, Risiko, Begeisterung, Motivation und Identifikation nicht gewachsen. Viele der unternehmerischen Abläufe geschehen jenseits der Buchhaltung und Bilanzierung: Sie sind versteckt oder externalisiert. Wir können diese Prozesse sichtbarer werden lassen, damit sie buchbar, klar und nachvollziehbar werden. So kann Wert-„Schätzung“ einsetzen. All das benötigt ein werthaltiges und verlässliches System.

 

Werte nachhaltiger bilanzieren – Value balance

Unternehmen, die lernen, (Mehr)-Werte zu bilanzieren, zeigen offensiv, was sie können und leisten – auch für das Allgemeinwohl und die Nachhaltigkeit. Am Ende steht eine Wertebilanz, die sich qualitativ sehen lassen kann. Die Bilanzierung von morgen beinhaltet eine realistische und korrekte Abbildung von Werten, Vermögen und Ressourcen. Dies bedeutet ein exaktes Erfassen und Verfolgen der Werte und ihrer Wertschöpfungen in den Bereichen Ökologie, Nachhaltigkeit, Kultur, Soziales und Wirtschaftlichkeit. Das verschafft auch ein vollständigeres Bild über Wertentwicklungen und -steigerungen im Unternehmen. Integraler Bestandteil ist eine relativ einfache und wirklichkeitsgetreue Nachhaltigkeitsbuchhaltung.

 

Nachhaltigkeitsbuchhaltung

Sie bildet den Umgang mit Ressourcen im wirtschaftlichen Sinne ab. Verbrauch, Gebrauch, Vernichtung und Renaturierung natürlicher Ressourcen werden an der richtigen Stelle gebucht. Die Verantwortung für die weitere Nutzung der verwendeten Rohstoffe verbleibt im Unternehmen. Ressourcen wie Natur, Fähigkeiten, Wissen, Innovationen, Patentwerte, Rohstoffe, Kultur, Daten deklarieren die Buchführung der Zukunft als Vermögen und aktivieren diese: In Euro und Cent! So können moderne Unternehmen, soziale wie gewerbliche, eine Grundlage zukunftsfähiger Prosperität, Ökonomie und Ökologie schaffen.

Wertebilanz – Werte nachhaltig bilanzieren für eine zukunftsfähige Ökonomie

Lindemanns Bibliothek – Fachbuch

ISBN 978-3-96308-110-1 · 29,80 Euro

monnet – Unternehmensentwicklung