Zukunftsgestaltung Waldorfschule
Ergebnisse einer empirischen Untersuchung zu Kultur, Management und Entwicklung
Steffen Koolmann und Joseph E. Nörling (Herausgeber)
Zukunftsfähigkeit
Die Studie widmet sich dem Thema Zukunftsfähigkeit der Waldorfschulen. Datengrundlage stellt eine empirische Befragung von Waldorfschulgeschäftsführern in Deutschland dar. Organisationskultur, Werte, Führung und Management wie auch Lernen und Organisationsentwicklung werden als Schwerpunkte analysiert und durch die Autoren bewertet. Die Ergebnisse werden mit neuesten Methoden und Analysen moderner Unternehmensführung in Beziehung gebracht.
Auf dieser Grundlage wird untersucht, ob und inwiefern die Waldorfschule als Schulunternehmen zukunftsfähig ist. Auch Schwachstellen der Selbstverwaltung und der damit verbundenen Führung werden durch die Befragungsergebnisse empirisch belegt. Einige interessante Hinweise für eine zukunftsfähige und erfolgreiche Entwicklung werden am Ende der jeweiligen Kapitel und am Ende gegeben.
Selbstverwaltung und Leitbild
Im Fazit arbeiten die Autoren einige maßgebliche Erkenntnisse heraus. Der Umgang mit Streitigkeiten und Konflikten, eben die Konfliktkultur ist laut den Befragten in 50% der Schulen nicht ausreichend. Dies wird erfahrungsgemäß als Grundlage für eine funktionierende Selbstverwaltung angesehen. Sie korrespondiert mit einer geringen Lehrerfluktuation an denjenigen Schulen, die über eine funktionierende Selbstverwaltung und eine leitbildgetragene Zusammenarbeit verfügen.
In den Kapiteln ‚Das schulische Leitbild’ und ‚Die innere Überzeugung der Mitarbeiter’ wird festgestellt, dass nur ein Drittel aller befragten Schulen regelmäßige Leitbildarbeit leisten, viele Schulen über kein aktuelles oder gar kein Leitbild verfügen. Bedeutsam scheint hierbei nicht die Formulierung eines Leitbildes allein zu sein, sondern wie die innere Einstellung der Mitarbeiter mit den gelebten Leitsätzen in Einklang stehen.
Gehälter
Die Gehaltsordnungen und betriebliche Altersversorgung ist ein weiteres umfassendes Thema an den Schulen. Nebenbei, mehr als die Hälfte aller Schulen verfügen über keine Geschäftsordnungen. Die Gehaltsordnungen werden von einem Drittel der Kollegen als nicht ausgewogen bewertet.
Im Bereich Weiterentwicklung des Schulkonzepts und der Offenheit für externe Einflüsse in Pädagogik und Schulführung ist hervorzuheben, dass 75% aller Schulen pädagogische Beratung in Anspruch nehmen. Ein großer Teil der Schulen interessiert sich für andere pädagogischen Modelle mit der Einschränkung, dass diese in das Waldorfkonzept integrierbar sein sollen.
Öffentlichkeit
Vielen Geschäftsführern ist der Bereich Öffentlichkeitsarbeit und eine kontroverse Diskussion mit der Öffentlichkeit zu schwach ausgeprägt, fehlt es auch an der notwendigen Profilschärfe in der Abgrenzung zu anderen freien Schulen. Trotz geburtenschwacher Jahrgänge und demoskopischer Entwicklung sind die Schülerzahlen in den vergangenen Jahren nicht zurückgegangen.
Resümee
Der Titel des Buches verleitet vielleicht den Leser zu einer größeren Erwartungshaltung in Bezug auf die Zukunft und die Innovationsfähigkeit der Waldorfschulen. Da es sich um eine empirische Analyse handelt, ist diese Erwartung nicht angemessen. Die graphische Aufbereitung der Daten ist gut verständlich und bringt die Ergebnisse auf den Punkt. Ebenfalls sind die Schlüsse aus den Analysen in jedem Kapitel hervorgehoben und sehr gut verständlich zusammengefasst, so dass auch ein nicht wissenschaftlich Interessierter aus dieser Studie lernen kann.
Rainer Monnet, 2015, Freiburg im Breisgau
https://link.springer.com/book/10.1007/978-3-658-08984-9
Über dieses Buch