Ressourcen

WertePost – Ressourcen

RESSOURCEN

Teil 2:

Less reporting, more accounting – Weniger Berichtswesen, mehr Buchführung

 

In den folgenden fünf Teilen dieser Serie von WerteBlogs gehen wir der Frage nach, inwieweit unsere derzeitigen Reporting Werkzeuge tauglich sind, die notwendigen Schritte für unsere Zukunftsfähigkeit (Sustainability) zu erzielen.

In Teil eins untersuchen wir, ob die Agenda 2030 für Unternehmen wirksam ist. Teil 2 behandelt die Frage nach den Ressourcen und der Frage nach der Endlichkeit. Teil 3 wirft einen Blick auf die Klimafragen und Reporting. Teil 4 bringt einen neuen Ideenansatz, die Nachhaltigkeit im Umgang mit unseren Ressourcen mit einem anderen Umgang mit Aktiva und AfA zu lösen. Teil 5 beleuchtet ESG und die EU-Taxonomie und deren Schwächen.

 

Schätze schützen

Menschen träumen gerne von Schätzen. Es kann uns zu äußerem Reichtum verhelfen. Seit Columbus und der Kolonialisierung der Neuen Welt hoben wir, im Bilde gesprochen, die Schätze vom Boden auf, mit wenig Aufwand im Vergleich zu heute. Wir nahmen und raubten die Schätze der Erde oder der Ureinwohner auf meist natur- und menschenverachtende Art. Als gäbe es weder Übermorgen noch Würde.

Bodenschätze sind Rohstoffe, welche die Grundlage unseres Wirtschaftswachstums und unserer Zivilisation bilden. Wem gehören sie? Wer hat das Recht, diese zu entnehmen und fördern? Wir benötigen dringend andere Antworten auf diese Fragen, als wir sie uns bislang gaben.

2021 erschien der Dasgupta Review: “The Economics of Biodiversity” [1]. Dasgupta arbeitete mit seinem Team im Rahmen der Royal Society heraus, dass der Mensch nur ein Teil der Natur ist. Menschliche Ökonomien sind eingebettet in die Natur oder ihr Erdsystem. Rohstoffe sind Assets der Natur. Der Mensch ist demnach ein Asset Manager. Bislang ein eher schlechter, wenn wir die Folgen unseres Handelns für die Natur ansehen. Die ‚Impact Equation‘, im Sinne einer Wirkungsgleichung, wird im Report hergeleitet. Bringen wir die Impact Equation als Bewertungsmaßstab mit den SDGs in Beziehung, entstehen für die SDGs im Allgemeinen und vor allem für Unternehmen weitere Fragezeichen. Wir behandeln und nutzen die Natur spätestens seit Beginn der Industrialisierung wie ein Selbstbedienungslager. Wir Menschen sollten tunlichst lernen, intelligentere und umsichtigere Asset Manager zu werden.

 

Eigentum

Investoren, Staaten oder Unternehmen genießen das Eigentumsrecht, Rohstoffe der Erde zu entnehmen und verwerten, so wie es ihnen beliebt. Das gilt auch für Expeditionen ins Weltall und mögliche neue Rohstoffquellen. Wir Menschen bemächtigen uns. Es herrschen nicht die Gesetze der Natur, sondern die der Entnehmenden. So wundern wir uns nicht, dass die Natur den Kürzeren zieht. Rohstoffe ordnen wir den natürlichen Ressourcen zu. Aber es existieren auch andere Ressourcen, die unser Leben und die Wirtschaft bedingen.

Arten von Ressourcen

  • Natürliche Ressourcen – Rohstoffe, Naturgüter, …
  • Menschliche Ressourcen – geistiges Potenzial, wissenschaftliche Erkenntnisse, Patente, …
  • Soziale-rechtliche Ressourcen – unternehmerische gesellschaftliche Gesamtverantwortung, Kooperation und Zusammenarbeit, Arbeitskraft, …
  • Kulturelle Ressourcen – Bildung, Erziehung, Kultur..
  • Künstliche datenbasierte Ressourcen – Master Data, Big Data

Näheres dazu im Kapitel 13 im Buch „Wertebilanz“. [2]

 

Ein halbes Jahrhundert

Bis vor etwa 50 Jahren, mit ausgelöst auch durch den Club of Rome [3] und die keimende weltweite Umweltschutzbewegung, sahen wir natürliche Ressourcen bis dahin als nahezu unendlich an. Wir hatten kein kollektives Bewusstsein für die Endlichkeit der Ressourcen. Neigte sich eine Quelle dem Ende, gingen wir zur nächstgelegenen. Ausgenommen waren Gold, Diamanten oder Silber, die schon immer als selten und begrenzt verfügbar galten. Scheinbar ausgehende oder knapp werdende Ressourcen erlebten wir bis dahin nicht als dramatisch. Gaia, unsere Mutter Erde, bot uns reichlich andere. Die technische und industrielle Revolution ermöglichte uns natürliche Ressourcen aus Minen, die als ausgeschöpft galten, weiterhin auszuschlachten. Wir gingen dazu über, ganze Berge abzutragen, um aus immer mehr Masse immer weniger Ausbeute zu erzielen. Es gibt inzwischen weitere Veröffentlichungen des Berichtes des Club of Rome (1972) [4]. Die aktuellen Berichte und Veröffentlichungen sind hier aufgeführt [5].

 

Raubbau

‚Sammelten‘ wir im Bilde gesprochen vor etwa 200 Jahren die Erze von der Erde auf, pressen wir nun die Erde aus, wie eine gebrauchte Zitrone. Wir hinterlassen Krater, zerstörte Ökosysteme und nutzlose Wüsten. Die Natur vermag sich von diesen Torturen kaum zu erholen, die nicht nachwachsenden Ressourcen schon gar nicht. Mit der immer steigenden Zunahme des Raubbaus erlangten zwei Faktoren Bedeutung. Die Energie und deren Preise. Die Erschließung der Ressourcen wurde in Korrelation mit der Menge an Abraum immer kostspieliger. Der Koeffizient zwischen Abraum und Ertrag nähert sich immer mehr Null. Minen werden dann endgültig geschlossen. Im Zuge dieses Fortschritts, der eher ein Rückschritt ist, lernten wir die Erde immer genauer zu vermessen und zu erkunden. Vor allem interessiert die Landeigner, die Eigentümer der Bodenschätzen, die Frage der Endlichkeit der Ressourcen sehr. In Zeiten knapper werdender Ressourcen, steigendem Energieverbrauch und wachsendem Bewusstsein für Nachhaltigkeit/Zukunftsfähigkeit stellt sich eine bedeutende Frage: Wie viele Rohstoffe haben wir tatsächlich (noch) zur Verfügung und wie lange reichen diese? [6]

 

Seltene Werte

Die Frage der Endlichkeit lässt sich aus mehreren Gründen nicht leicht beantworten. Wir stoßen immer wieder, wenn auch im letzten Jahrhundert immer seltener, auf neue Rohstoffquellen. Wir wissen also nicht exakt um die noch zur Verfügung stehenden Orte und vor allem die neuen Fördermengen sind schwerlich zu bestimmen. Zudem haben Staaten oder Unternehmen die Hand auf den Landrechten. Sie wähnen es als ihr Eigentum oder zumindest verhalten sie sich dementsprechend. Damit verfügen sie auch über die Macht, die Zahlen über die Ressourcen Vorkommen zu verheimlichen oder zu manipulieren. Inzwischen findet ein wachsender elektronischer Handel mit Rohstoffen oder Derivaten an den Börsen statt. Diese reagieren sehr sensibel auf Nachrichten über Mangel oder Endlichkeit von Bodenschätzen. Ferner ist von Belang, wie ergiebig die Ressourcenquellen sind. Wir haben einen größeren Aufwand betrieben, dieser Fragestellung nachzugehen.

Ressourcen

Die Ressourcenvorkommen (hier finden sie eine Tabelle ‚Recherche der derzeit bekannten Rohstoffvorkommen‘) folgen meist von der Nutzung bis zur Erschöpfung der Quellen der Gaußschen Normalverteilung. Der Maximalpunkt wird in der modernen Ressourcenwissenschaft als „Peak“, bekannt. Vor allem durch den Erdölexperten Collin J. Campbell [7], etabliert. Ab dem Peak steigen in der Regel zunehmend die Energiekosten proportional zur Förderung gleichwohl gegenläufig zum Abflachen der Kurve. Wenig Ertrag, exorbitante Energiekosten, radikaler Eingriff in Ökologie und Natur. Siehe „peak oil“

Neben den Fundstellen und der aktuellen Fördermenge fehlt etwas Elementares zum besseren Verständnis der Situation. Die absolute Menge der zur Verfügung stehenden Rohstoffe ist nicht oder schwer voraussehbar. Wir wissen von den meisten Ressourcen die ungefähren Bestände, aber nicht die verlässliche Restmenge. Durch einen neuen Fundort können bisherige Kalkulationen und damit Kapazitäten obsolet werden.

Problematisch ist, dass Mäßigung für Menschen ohne ein absolutes, begreifbares Maß schwer vermittelbar ist. Die Erklärung der Endlichkeit wird so eine von der Wissenschaft behauptete abstrakte Größe. Eine moralische Wirkung auf das Verhalten der Menschen ist so, wenn überhaupt, schwer erzielbar. Das Ringen um die Nachhaltigkeit und die Einhaltung der auferlegten Ziele wird inflationär.

Wir kennen also die reellen absoluten Zahlen der Rohstoffvorkommen und -mengen nicht. Wir sehen allerdings eine fortwährend steigende Energiemenge zur Bergung und Gewinnung der Ressourcen. Die Verkaufspreise der Rohstoffe steigen entsprechend der Energiekosten. Bei Ressourcenvorkommen wie Öl oder Kohle, die uns seit langem bekannt sind, ist die Endlichkeit in Zahlen genauer. Jüngst entdeckte Ressourcen können mengenmäßig nur geschätzt werden. Etwa 20 der seltenen Rohstoffe gehen im Laufe dieses Jahrhunderts bereits dem Ende zu. Diese sind nicht mit den 17 leichten und schweren seltenen Erden zu verwechseln. [8] Zur Orientierung: Die weltweiten Erdölressourcen galten 2009 mit 38% als verbraucht. [9] Prof. Ugo Bardi spricht in seinem Buch „Der Seneca Effekt“ von der mineralischen Eschatologie. Das ist ein guter Begriff für ein mögliches Ende vieler unserer Ressourcen. Wenn wir um die Endlichkeit, Seltenheit oder mangelhafte Recyclingquote einzelner Ressourcen wissen, sollten wir alles daransetzen, diese nicht weiterhin in gewohntem Maße auszubeuten. (Platin, Rhodium, Tantalum, Gallium, Seltene Erden, Palladium, Gallium, Indium, usw.) Reiten wir weiter auf der Welle der maximalen Ausbeute, schwant uns am bitteren Ende ein Seneca Kollaps mit Neben- und Rückkopplungseffekten. Mit der Seltenheit und der Endlichkeit ist die Frage verbunden, ob es eine „sustainable zeroline“ [10] geben kann für bilanzierbare Rohstoffe oder Ressourcen. Eine realistische Schwelle oder Schwellwerte, anhand derer die Nachhaltigkeitsbemühungen eines Unternehmens gemessen werden kann.

Ressourcen

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Quellen

[1] https://www.gov.uk/government/publications/final-report-the-economics-of-biodiversity-the-dasgupta-review

[2] https://wertebilanz.com/natuerliche-ressourcen/ressourcenbilanzierung/

[3] https://www.youtube.com/watch?v=gSPHzkAHwqY, Denis Meadows

[4] https://de.wikipedia.org/wiki/Die_Grenzen_des_Wachstums

[5] https://clubofrome.de/veroffentlichungen, https://clubofrome.de/berichte

[6] Ugo Bardi, Der geplünderte Planet, Bundeszentrale politische Bildung 2013, https://www.bpb.de/system/files/dokument_pdf/Bardi_bpb.pdf

[7] Collin J. Campbell, Study of Peak Oil and Gas, 2000 und Ölwechsel 2002

[8] https://selteneerden.de

[9] http://www.bgr.bund.de/DE/Themen/Energie/Downloads/Energierohstoffe_2009_Teil1.pdf?__blob=publicationFile

[10] J. D., Dahm: Benchmark Nachhaltigkeit: Sustainability Zeroline, transscript verlag, 2018

Anstelle von Denkverboten

WertePost – Anstelle von Denkverboten 2020

 

 

Anstelle von Denkverboten

 

 

Anstelle von Denkverboten

Gastbeitrag Bertelsmann Stiftung

Creating Corporate Cultures

 

In Zeiten der Donald Trumps und der Greta Thunbergs könnten Kontraste in der Weltsicht nicht ausgeprägter sein. Polarisierer wähnen sich im Begriff der einzig gültigen Wahrheit. Ökologie und Ökonomie stehen sich gegenüber wie These und Antithese, entstammen aber beide einem Ursprung, sind untrennbar verbunden. Das eine Prinzip lebt aus und durch das andere. Und vice versa.

Wir leben in einer Epoche, in der wir lernen müssen, Polaritäten und Denkverbote zu erkennen und zu überwinden. Denn damit können wir notwendig gewordene Verwandlungen der Gesellschaft und Wirtschaft ermöglichen. Was eigentlich zusammengehört, fällt aber zusehends auseinander. Alle Welt redet von Nachhaltigkeit. Sogar die Finanzwirtschaft hat sie entdeckt. Kein Wunder. Nachhaltige Schulden lassen sich wunderbar weiterverkaufen.

 

Sapere aude

Wohl verstandene Nachhaltigkeit könnte eine Synthese aus ökologischen und ökonomischen Interessen sein. Haushalten und Nachhalten entspringen einer Quelle. Ganz im Sinne des griechischen Oikos. Den zu bemühen, erfordert den Mut des Querdenkers. Denn das Ökosystem braucht Ökonomie und Ökologie. Der Diskurs kann zum Führungsprinzip werden. Sapere aude: Habe Mut, weise zu werden. Kant machte daraus – dich deines Verstandes zu bedienen.

Wie wahr. Wir benötigen nicht nur eine Rückbesinnung auf tradierte Werte. Auch eine multiintelligente Voraussicht ist dringend vonnöten.  Das geht nicht mit Denkverboten und -blockaden. Wir können dem nur mit neuem Denken entwachsen. Und dies in Freiheit. Einem Denken, das Grenzen überschreitet und neue Perspektiven für sinnvolles Handeln eröffnet. Darauffolgend die so dringenden Erfindungen und Innovationen für unseren diesbezüglich dahinvegetierenden Wirtschaftsraum.

 

Neue Maximen

Hermann Hesse lässt Demian sagen: „Nur das Denken, das wir leben, hat einen Wert.“ [1] Das ist nicht nur schön gesagt. Es kann als Maxime auch für Unternehmen stehen. Unternehmen kommen in der Frage der Vertrauenswürdigkeit laut Umfragen schlecht weg [2]. Aber sie haben auch einen riesigen Hebel in der Hand, um die Welt zu verändern und sie lebenswerter zu gestalten. Die Zeit drängt, aber genau deswegen sind Besonnenheit, Konzentration, Intelligenz und Effizienz entscheidend. Mit neuem Fokus kann ein anderer Weg eingeschlagen werden.

Wie können Unternehmen sich verändern und im Hinblick auf sich sehr schnell wandelnde Verhältnisse erfolgreich bleiben? Und dies unter ökologischen, sozialen, nachhaltigen, aber auch ökonomischen Gesichtspunkten. Dieser Weg beinhaltet ein Rück- und Vorbesinnen auf verloren gegangene und neue Werte: ohne Denkverbote und fadenscheinige Wertekostüme. Nietzsche folgend ist der Mensch sowohl Zertrümmerer als auch Setzer von Werten.

 

Der Nachhalt kommt vor Nachhaltigkeit

Mehr und mehr setzt sich die Einsicht in den Köpfen auch unserer Wirtschaftslenker durch, dass wir so nicht weitermachen können. Wir benötigen ein anderes System, um die Wirtschaft zu führen, Rechenschaft abzulegen und zu bilanzieren. [3] Wir diskutieren seit mehr als 10 Jahren verzweifelt über Nachhaltigkeit. Abertausende von Wissenschaftlern in aller Welt messen immer exakter die Zustände von Mutter Erde. Uns gelingt es bislang nicht, diese Erkenntnisse, Fakten und Werte zu integralen Bestandteilen unserer Bilanzen zu machen. Dabei stiftet Nachhalten bekanntlich Vertrauen und Werthaltigkeit.

Werte dienen als Kompass, um Richtung zu geben, für Entscheidungen. Die Komplexität des Lebens und Wirtschaftens hat enorm zugenommen. Beleg: Unternehmen fordern am meisten den Bürokratieabbau. [4] Komplexität erfordert ganzheitliche Konzepte. Mit der Ganzheit entsteht etwas Neues durch die Integration der Teile auf einem höheren Niveau. Unsere Probleme haben wir uns selbst erschaffen. Sie sind weder mit überkommenem Denken noch mit den Rezepturen der Vergangenheit zu lösen.

Unsere heutige Krise ist deren Produkt. Folglich kann dieses Produkt auch nicht mit der gleichen Denkungsart verwandelt werden, die zu jener Erstarrung führte. Es müssen Unternehmensentwicklungen angestoßen, Transformationsprozesse in Gang gebracht werden, die aus der Dystopie, aus den Sackgassen unseres Denkens hinausführen. So werden wir neue Türen des Zukünftigen aufzustoßen in der Lage sein.

 

Anstelle von Denkverboten Entdeckergeist wecken

Um diesen neuen und alten Werten zur Wirksamkeit zu verhelfen, benötigen wir Abenteurer- und Entdeckergeist. Ohne ihn kein Neuland, keine neuen Produkte, Dienstleistungen und Arbeitsplätze. Wir sind derartig verseucht vom Kosten-Nutzen Denken, dass wir die notwendige Kreativität auf der Suche nach dem unternehmerischen Genius verloren haben. Vielleicht auch eine Folge von Denkverboten?

Wir benötigen also neue Konzepte, gewonnen aus freiem Denken und daraus resultierenden unternehmerischen Handlungsweisen. Dafür ist auch ein neu zu entwickelndes Bewusstsein für die realen Zusammenhänge und Vorgänge im Unternehmen notwendig. Führung wird zur dynamischen Disziplin, die sich stets an wandelnde Begebenheiten anpasst, mehr noch: den Wandel aktiv gestaltet, ihm Profil und Richtung gibt.

 

Neues Bewusstsein schafft neue Bilanzform

Ein möglicher Brennspiegel des Neuen? Die Change mit der Wertebilanz. Im Gegensatz zu den bisherigen Bilanzierungsregularien. Spiegeln denn die tradierten Bilanzen die tatsächlichen Verhältnisse in einem Unternehmen wider? Bilden diese vollständig und wahrheitsgemäß die unternehmerischen Prozesse ab? Für die meisten Mitarbeiter und Führungskräfte sind Bilanzen darüber hinaus langweilig, nicht verständlich, und es macht keinen Spaß, sich damit zu beschäftigen, geschweige denn, diese zu erstellen. Was fehlt?

Bilanzen stellen herkömmlich eher Zahlen und Berichte dar. Die finanzielle Entwicklung der Geschäftsaktivitäten in definierten Zeiträumen wird abgebildet. Doch was ist mit anderen unternehmerischen Belangen? Eigentlich schreibt die Gesetzgebung sogar vor, korrekt, vollständig und wahrheitsgetreu zu bilanzieren. Vieles, für das bereits in Unternehmen quasi selbstverständlich, aber jenseits der Beobachtung gearbeitet wird, wird sichtbar und bewertet, wertgeschätzt und damit buchbar in die Klarheit geführt. Real wertschöpfende Prozesse in einer Wertebilanz zu dokumentieren, führt das Unternehmen zu seinem Genius. Dies auch mittels eines neuartigen Ansatzes der Ressourcenbilanzierung.

Real wird dies durch das Buchen von Verbrauch, Gebrauch, Vernichtung und Renaturierung der natürlichen Ressourcen in der Wertebilanz. Ressourcen werden zu Vermögen der Unternehmen. Damit bleiben Verantwortung und Besitz für die verwendeten Rohstoffe im Unternehmen selbst. Das Produkt wird zwar verkauft oder verliehen, der Rohstoffwert aber bleibt unangetastet. Dadurch wird der Umgang mit unseren Naturgütern nachvollziehbar. Der Staat bräuchte keine pauschalen Steuern mehr zu erheben, sondern würde den Verbrauch oder das Verschleudern der Ressource höher besteuern und das Recyceln belohnen durch Steuererleichterungen.

 

Anstelle von Denkverboten zukunftsfähige Prosperität

Das alles benötigt ein System, das auf der einen Seite Freiheitsgrade in sich trägt, auf der anderen Seite einen klaren Rahmen für Orientierung: die Wertebilanz.  Auf Heller und Euro werden die alten und neuen Werte in der Wertebilanz festgestellt und real gebucht. Bisher schlafende, nicht transparente Leistungen, die sich nach „Lüftung“ sehnen, oder neue Unternehmensleistungen werden so wie Schätze geborgen.

So kann Wertschätzung einsetzen, auch in monetärer Hinsicht. Der konkreten gesamtgesellschaftlichen Entwicklung, speziell in Fragen der Digitalisierung, Globalisierung und der ökologischen Nachhaltigkeit folgend, ergeben sich immer neue wertschöpfende Prozesse und Produkte, die von Fall zu Fall vom Geldwert berücksichtigt werden müssen. Diesen Wertschöpfungsprozessen wird in der Wertebilanz Rechnung getragen. Wirkungen entdecken wird integraler Bestandteil einer neuartigen Bilanzierung.

Wertebilanzunternehmen zeigen offensiv, was sie können und leisten. Und eines ist gewiss: Die Wertebilanz wird die ökonomischen und ökologischen Verhältnisse realistischer spiegeln und der unternehmerischen Wirklichkeit näherbringen. So werden Buchhaltung und Bilanzierung verständlicher und wecken vielleicht ein breiteres Interesse im Unternehmen und darüber hinaus. Warum, weil die Vorgänge und Fakten im Unternehmen tatsächlich in die Bilanz geschrieben werden. Erreichtes wird sichtbarer. Begeisterung kommt auf und das Unternehmen entwickelt eigenständig Potenziale. Die Wertebilanz schafft die Grundlage zukunftsfähiger Prosperität, Ökonomie und Ökologie zu einem alten und neuen Ganzen zusammenführend.

Wertebilanz das Buch

Wertebilanz – Werte nachhaltig bilanzieren für eine zukunftsfähige Ökonomie

Lindemanns Bibliothek – Fachbuch

ISBN 978-3-96308-110-1 · 29,80 Euro

 

monnet – Unternehmensentwicklung

 


[1] Hesse, H.: Demian, Suhrkamp, 1974
[2] https://www.nim.org/sites/default/files/medien/135/dokumente/2018_-_trust_in_professions_-_deutsch.pdf
[3] https://www.value-balancing.com
[4] https://www.familienunternehmen.de, https://www.welt.de/themen/buerokratie/