Bemerkenswert - Less Reporting - Resümee

WertePost – Bemerkenswert – Less Reporting – Resümee 6

Bemerkenswert - Less Reporting - Resümee

 

 

Bemerkenswert – Less Reporting – Resümee 6

 

Less reporting, more accounting –

Weniger Berichtswesen, mehr Buchführung

 

 

SDGs in Ebenen Ökonomie, Soziales, Biosphäre

2030 und die 17 SDG

Es gibt inzwischen weltweit Tausende von Sustainability Initiativen, Sustainability Managern und Abertausende von Nachhaltigkeitsforschern. Im Vermessen der Welt sind wir auf einem beachtlichen Niveau angelangt. Alle Beteiligten suchen nach einem System, das unsere Probleme löst. Einige der 17 Ziele widersprechen anderen oder zehren deren Wirkung auf. Sie sind eher allgemeiner Natur. Neben der Inkonsistenz der 17 Ziele stellten wir fest, dass entscheidende Dinge fehlen wie zum Beispiel Kommunikation und Governance. Es sind am Ende 4-5 Ziele, (Aufstellung 17 SDG Refinement) die unseres Erachtens Unternehmensrelevanz haben.

Ressourcen

Ressourcen Erschöpfung

Wie viele Ressourcen haben wir (Aufstellung Rohstoffe 2022 und ihre Vorkommen!)und wie lange werden diese reichen? Bodenschätze liefern Rohstoffe, die Grundlage unseres Wirtschaftens und des Wachstums sind. Wem gehören sie? Wer hat das Recht, diese zu entnehmen und fördern? Wir benötigen dringend neue Antworten auf diese Fragen, als wir sie uns bislang gaben.

2021 erschien der Dasgupta Review: “The Economics of Biodiversity”. Dasgupta arbeitete mit seinem Team im Rahmen der Royal Society heraus, dass der Mensch in menschliche Ökonomien eingebettet ist; auch in die Natur oder ihr Erdsystem. Rohstoffe sind ökonomisch betrachtet Assets der Natur. Der Mensch ist demnach ein Asset Manager. Bislang ein schlechter, wenn wir die Folgen unseres Handelns für die Natur betrachten.

Klimaaspekte Temperaturanstieg 1880-2020

Klima Rettung? –  Sind wir noch zu retten?

Indem wir meinen, die Welt retten zu können, liegen wir falsch. Wir merken gar nicht, dass dies ein unmögliches Unterfangen ist. Wenn vielleicht etwas zu retten ist, dann sind wir Menschen es. Nur durch unser Verhalten und unseren Umgang mit der Natur und unseren Ressourcen ist noch etwas zu retten.

Die vergangenen Jahrzehnte haben in Bezug auf die Klimafrage und die ökologischen Fragen gezeigt, dass Kapitalismus, Politik und Unternehmen keine sich selbst regulierenden Systeme sind. Berichterstattungen enden oftmals mit Exceltabellen und schönen Grafiken einer Welt, die wir gerne hätten.

Der jüngste IPCC-Report 8.2021 und die oben benannte Studie des Potsdam Instituts für Klimafolgenforschung (PIK) zum Thema Climate Change 2022 und Kipppunkte belegen dies auf alarmierende Weise. „Wir tanzen auf einem Vulkan“. Die Lese dieser Berichte kann, auch wenn wir um die Grundproblematik und Tendenzen dieser Entwicklungen bereits seit mehr als 50 Jahren wissen, zur Ohnmacht führen. Es wird allerhöchste Eisenbahn, grundsätzlich etwas zu ändern. Mit schnellen Veränderungen in einer warmen und komfortablen Welt haben es die Menschen es anscheinend schwer.

Es ist sinnvoll, dass die Aufwendungen, die zur Vermeidung von Treibhausgasen eingesetzt werden, auch in der Buchhaltung in der G+V transparent ausgewiesen werden. So erhalten wir einen Spiegel der tatsächlichen Aktivitäten eines Unternehmens, dass sich für den Klimawandel einsetzt.

 

 

EU-Taxonomie und ESG

Wir messen inzwischen zu viel, nutzen wenig sinnvolle Strukturen und setzen falsche Priorisierungen. Die ESG-Messungen waren bislang unvollständig, nicht präzise, folgten keinem internationalen Standard zur Vergleichbarkeit und waren damit irreführend. Ungeachtet dessen verfügen wir über einen ganzen Zoo von Nachhaltigkeitsstandards. Die drohende Regulierung macht die ESG-Messung und EU-Taxonomie schwerfällig, verwirrend und belastend für Unternehmen. Die EU-Taxonomie enthält Grenzwerte. Ob diese in dem gewählten Setting dem Anspruch genügen, dem Klimawandel vorbeugen oder ihn zu stoppen, ist noch zu beweisen. Die EU-Taxonomie ist sehr technisch und behandelt derzeit nur die Environmental Aspects. Soziale und Governance Aspekte fehlen. Gewinnerzielung scheint immer noch über dem Planetensterben zu stehen.

Bemerkenswert – Less Reporting – Resümee

Teil 6 von 6

Teil 1: AGENDA 2030 UND DIE SDGs

Teil 2: RESSOURCEN

Teil 3: KLIMAASPEKTE

Teil 4: AKTIVA, ABSCHREIBUNG, LANGLEBIGKEIT

Teil 5: EU-TAXONOMIE UND ESG – ÖKOLOGISCH, UMSETZBAR, WIRKSAM?

Unverständlich

bleibt die Aufnahme von Gas und Atomstrom in die EU-Taxonomie. In der Form, wie die durch die Auswahl aus den sechs Kategorien ist eine Vergleichbarkeit nicht herstellbar. Die Vorgabe, dass Unternehmen damit zusätzlich den anderen Umweltziele keinen erheblichen Schaden zufügen darf, ist wachsweich formuliert und hilft so nicht weiter. Es gibt sicherlich Unternehmen, die gewichtige ökologische Baustellen in mehr als einer Kategorie haben. Da diese Kategorien in der Regel voneinander abhängen in ihrer Wirkung, scheint die Taxonomie fragwürdig.

Die KPIs und Schwellenwerte von etwa 50.000 Unternehmen durch die EU-Behörden zu prüfen, erscheint von der fachlichen Machbarkeit her fraglich. Darum werden große Beratungsfirmen oder Ausgründungen derer diesen Job erledigen (und eine Menge Geld damit verdienen, was den Unternehmen in Krisenzeiten einfach fehlen wird), sich durch den Dschungel dieser Verordnungen zu schlagen.

 

Glaubwürdigkeit

Das Festlegen eines umsetzbaren Standards für alle Firmen EU weit fehlt. Wir benötigen unabhängige, staatlich geprüfte Audits und Zertifizierungen, die soziale und ökologische Missbräuche in den Berichten wie Unternehmen offenlegen.

Weder Gas noch Atomkraft genügen den Ansprüchen ökologisch vertretbarer Energiegewinnung und sind alles andere als nachhaltig. Ein weiteres Beispiel, wie sich nationalpolitische Interessen vor globale Umweltziele durchsetzen.

Diese Aufzählung ist weder vollzählig noch umfassend.

 

Ein neuer Weg

Vielleicht ist es Zeit, einen anderen Weg einzuschlagen und einen stringenteren Ansatz zu fahren. ‚Less is more‘ gilt nicht nur für die Ästhetik. Die Schwellenwerte müssen auf wissenschaftlichem Boden und im Einklang mit den Grenzen der Natur/Ressourcen stehen. Die Frage bleibt offen, wer sie festlegt, und wer kontrolliert, ob sie wirksam sind. Dies vor allem international. Die Bemessung der ESG-Ziele und EU-Taxonomie müssen also von diesen abhängen.

De-Tox: wir brauchen mehr scharfe Gesetze gegen den Einsatz klimaschädlicher und toxischer Stoffe, auch in Bezug auf ESG-Gesichtspunkte.

Wir sollten ein verpflichtendes Transparenzregister der Unternehmen für die Ergebnisse der EU-Taxonomie Berichterstattung einführen. Vorab müssten Kriterien und Messwerte vorgegeben werden die allgemeingültig und valide sind.

 

Anders Bilanzieren – Less Reporting, more accounting

Im Sinne einer holistischen Bilanzierung müssen ökologische Werte in Aufwand, Ertrag und Aktiva in Bezug auf den Umgang mit diesen Fragen in Euros abgebildet werden. Das gehört in die Bilanz und nicht in eine Berichterstattung. So können Anleger und Kunden genau sehen, wie das Geld im Unternehmen verwendet wir, um dem Klimawandel und Umgang mit der Natur in der Bilanz abgebildet wurde. Mit anderen Worten: Das Unternehmen kann genau aufzeigen, wie viel Aufwand ein Unternehmen betreibt, um ökologischen Standards zu entsprechen.

 

Ökologie und Ökonomie in ein gesundes Verhältnis bringen

Unsere Möglichkeiten, Ökologie und Ökonomie in ein gerechtes Verhältnis zu setzen, sind mit unseren heutigen Bilanzen noch lange nicht ausgeschöpft. Hier wären Möglichkeiten der Vergleichbarkeit gegeben, indem die Kontenpläne um die Werte der Ökologie erweitert würden. Auch könnte die Aktivierung von verwendeten Ressourcen das Bewusstsein der Unternehmer in Bezug auf Endlichkeit schärfen. Damit behielte der Unternehmer die Verantwortung für die von ihm in den Produkten eingesetzten Ressourcen. Er würde sich anstrengen, seine Rohstoffe wieder zurückzuerlangen, anstatt sie den Konsumenten zum Wegwerfen zu überlassen. Wenn die EU oder die nationale Steuerverwaltung taxonomie-konforme Bilanzen steuerlich besserstellen, würden Anreize geschaffen werden, die den Aufwand für die Berichterstattung in ein anderes Licht stellen.

 

Ein neue Nachhaltigkeit

In der Tat haben wir bislang einen wenig wirkungsvollen Begriff von Nachhaltigkeit. Unsere Begriffe von Nachhaltigkeit sind vielfältig, verwässert und nicht wirksam genug in Bezug auf die Lösung brennender ökologischer Aufgaben. Vielleicht sollten wir einen neuen Begriff finden und nochmals anfangen mit diesem unsere Klingen zu schärfen. Denn die letzten 12 – 50 Jahre haben gezeigt, dass wir ihn überladen und damit auch für die breite Bevölkerung unverständlich und unglaubwürdig haben werden lassen. Auf zu neuen Taten.

Less Reporting Resümee

Rainer Monnet, monnet-Unternehmensentwicklung, Dezember 2022

WertePost – Klimaaspekte 2022

Klimaaspekte

 

 

Mehr Klimaaspekte

Less reporting – more accounting, weniger Berichtswesen, mehr Buchführung – Teil 3:

In den fünf Teilen dieser Serie von WertePosts gehen wir der Frage nach, inwieweit unsere derzeitigen Reporting Werkzeuge tauglich sind, die notwendigen Schritte für unsere Zukunftsfähigkeit (Sustainability) zu erzielen. In Teil 1 untersuchen wir, ob die Agenda 2030 für Unternehmen wirksam ist. Teil 2 behandelt die Frage nach den Ressourcen und der Frage nach der Endlichkeit. Teil 3 wirft einen Blick auf die Klimafragen und -reporting. Teil 4 bringt einen neuen Ideenansatz, die Nachhaltigkeit im Umgang mit unseren Ressourcen mit einem anderen Umgang mit Aktiva und AfA zu lösen. Teil 5 beleuchtet ESG und die EU-Taxonomie und deren Schwächen. Den Abschluss bildet ein Resümee.

 

Spurengase

Klimawandel, ein gigantisches Thema, das gefühlt kaum in eine Bilanz passt. Wir haben uns als Staatengemeinschaft auf die Deckelung 1,5 beziehungsweise 2 Grad Erderwärmung verständigt (COP Pariser Klimaabkommen). 1. Manko und Schlupfloch: Dies allerdings ohne feste Vereinbarungen und Verträge für die einzelnen Staaten. Zur Erinnerung, CO2 ist ein Spurengas, das mengenmäßig am stärksten auftretendes Treibhausgas. Es hinterlässt in unserer Atmosphäre gefährliche Spuren. Doppelter Wortsinn, zweischneidiges Schwert. Und dies bereits seit vielen Jahrtausenden. CO2 kontrolliert in der Atmosphäre die Strahlungsbilanz. Es wirkt wie ein natürlicher ‚Thermostat‘ für unseren Planeten.

Wir Menschen haben die letzten 100 Jahre zu viel Treibhausgas in den Orbit entlassen. Die globale Erderwärmung ist darauf zurückzuführen. Grundsätzliche Frage: Warum ist es nicht unser Ziel, die Atmosphäre gar nicht mehr zu erwärmen? Die Haltung etwas so abstrakt Bedrohliches wie CO2 einzusparen, wirkt pädagogisch gesehen anscheinend nicht oder wenig. Es wird von der breiten Erdenbevölkerung nicht in gewünschtem Maße ernst genommen oder befolgt. Gleiches gilt für den Wasserstand und Temperatur der Meere.

CO2 ein reaktives Molekül. Es löst die Silikate in der Erde und entzieht sie der Atmosphäre als feste Kohlenstoffverbindung (Carbonate). Das ist der natürliche und langlebige Kohlenstoffzyklus. Dieser natürliche Prozess wird durch die Erderwärmung deutlich beschleunigt. Würde kein CO2 ausgestoßen, würde unsere Biosphäre sterben. Einer der Aufgaben der Menschheit ist es zukünftig, diesen CO2 Prozess in der Balance zu halten.

Der CO2 Zertifikate Handel auf der Basis des „Greenhouse Gas Protokolls“ (GHG) hat gezeigt, dass eine Menge an CO2 an der Börse zu einem monetären Wert werden kann. Das große Zählen hat begonnen und ERP-Player, angefangen von der SAP, Salesforce, Oracle, Microsoft versuchen der CO2 Ermittlung in ihren Systemen Herr zu werden. Für die Öko-Bilanz existiert die Norm ISO 140144. (Seit 2009)

Quantifizierbare Werte wie CO2 oder SO4 in Unternehmen sollten mengenmäßig erfasst werden. Wir erreichen es als Staatengemeinschaft kollektive verbindliche Gesetze zu erlassen. Der Anfang war Klimaschutzabkommen von Kyoto und später Paris.

Eine alles entscheidende Rolle könnte das Methan spielen. Stichwort Permafrostböden. Dr. Cyril Brunner, „Methan, das zweitwichtigste Treibhausgas.“. Wer bei Methan zuerst an Erdgas denkt, liegt nicht falsch. In der Schweiz fallen jedoch 80 Prozent der Methanemissionen auf die Nutztierhaltung zurück.
Methan ist ein starkes Treibhausgas. Es trägt heute etwa 0.54 Grad Celsius zur Erwärmung bei, wird aber in der Atmosphäre bereits nach 20 Jahren um über 80 Prozent abgebaut. Über 20 Jahre heizt Methan etwa 81-​mal stärker als dieselbe Menge CO2. Der Anteil von CO2 an der Erwärmung beträgt heute ungefähr 0.87 Grad.1 Das Gas hält seine wärmende Wirkung hingegen während Tausenden Jahren aufrecht. Vergleicht man über 100 Jahre, wärmt Methan etwa 29-​mal stärker als CO2.

 

Klimaaspekte GHG Treibhausgase

Bildquelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Treibhausgas#/media/Datei:Major_greenhouse_gas_trends.png

 

Klimaaspekte – Kipppunkte

Durch die nahezu unkontrollierbaren Prozesse im Orbit, haben wir es laut dem Potsdamer Institut für Klimaforschung (PIK) mit einer Anzahl von verschiedenartigen Kipppunkten[1] zu tun. Das Klima ist ein Komplexphänomen. Drei der neun wissenschaftlich beschriebenen Kipppunkte belegen dies. Die Schmelze des Grönlandeises und die beiden „Umwälzpumpen“.

Der Jetstream ist für den Kalt- und Warmluftaustausch in der Atmosphäre zuständig. Der Golfstrom AMOC (Atlantic Meridional Overturning Circulation) bewegt mit seiner Umwälzzirkulation das Ozeanwasser und sorgt für den Temperaturausgleich von extrem kalten wie warmen Wassermassen. Diese Kipppunkte drohen aufgrund der selbstverschuldeten Erderwärmung außer Kontrolle zu geraten.

Der jüngste IPCC-Report 8.2021 (state of the climate report 2021, insgesamt 4000 Seiten[2], ipcc report 2022 summary pdf)und die oben benannte Studie des Potsdam Institut für Klimafolgenforschung (PIK)[3] zum Thema climate change 2022 und Kipppunkte belegen dies auf alarmierende Weise.

Die Lese dieser Berichte kann, auch wenn wir um die Grundproblematik und Tendenzen dieser Entwicklungen bereits seit mehr als 50 Jahren wissen, zur Ohnmacht führen. Es wird allerhöchste Eisenbahn, grundsätzlich etwas zu ändern. Mit schnellen Transformationen in einer warmen und komfortablen Welt haben es die Menschen es anscheinend schwer.

 

 

 

 

Kippunkte

Bildquelle: https://www.protect-the-planet.de/event/2021-rahmstorf-kipppunkte/

 

Klimaaspekte – Zwei polare Szenarien

Es sind polare Szenarien denkbar und sicherlich viele andere darüber hinaus. Das erste ist simpel wie verheerend. Wir leben so weiter und sehen zu, was passiert. Die nahezu unweigerliche Folge wird ein Kollaps unserer Ökosysteme.[4] Wie genau er aussehen wird und wann er eintreten wird, ist nicht genau bestimmbar. Dass er kommen wird, ist sehr wahrscheinlich.

Das zweite Szenario ist vielgestaltiger, immens aufwendig und extrem schwierig in der Durchführung. Wir lösen das Problem. Wir lernen mit hoher Geschwindigkeit anders mit dem Energieverbrauch und unseren natürlichen Ressourcen hauszuhalten. Damit meinen wir in erster Linie auf der Systemebene. Ebenso benötigen wir technische exponentiell gesteigerte Effizenzlösungen. Wir benötigen hochkreative, kooperative interdisziplinäre Schmieden für neue Ideen und Umsetzungen. Forschung allein reicht nicht aus. Das ist nur der Anfang einer langen Aufzählung.

 

Drei Beispiele: Auf der individuellen Ebene sollten wir mehr Mäßigung lernen. Beim Verbrauch sparen wir zukünftig in besser definierten Grenzen.

Wir Menschen benötigen klare Leitplanken, wie zum Beispiel eine monatlich zur Verfügung stehende Menge an Strom und Wärmeenergie. Werden diese Mengen an Energiekosten überschritten, müssen die Kosten exponentiell steigen. Zumindest so lange, bis wir über Technologien verfügen, die unseren Ressourceneinsatz effektiver und klimaneutraler gewährleisten.

Hauseigentümer werden zu Investitionen mit viel kürzeren Fristen gesetzlich gezwungen werden. Bei Nichteinhaltung drohen empfindliche Strafen. Günstige Darlehen haben bislang wenig Wirkung gezeigt. Obschon sie sinnvoll sind. Jährlich wird nur etwa 1% des Immobilienbestandes in Deutschland saniert. Das ist definitiv zu wenig. Und es ist zu langsam.

Staaten, welche den globalen Klimazielen nicht folgen oder sie einhalten, werden vom internationalen Gerichtshof zu empfindlichen Strafen verurteilt. Der Druck der anderen Staaten auf die Verweigerer muss ungeheuer steigen. Wir wissen, dass China, Indien, Brasilien, Russland und einige andere Staaten den überwiegenden Anteil am Ausstoß der Treibhausgase haben. Die reichen Staaten fördern in Zukunft massiv die ärmeren mit Investitionen oder Klimatechnologien.

COP 27: Etwa 30.000 Menschen fliegen jährlich aus aller Welt an einen Ort und reden über das Klima. Vielleicht mit den besten Absichten. Allerdings was haben die 27 COP [5] bislang erreicht? Zumeist nicht eingehaltene Absichtserklärungen. Bei Treffen wie COP werden die Nationen zukünftig daran gemessen, was sie erreichen. Und nicht, was sie versprechen. Wenn die Ziele nicht erreicht werden, kann es kein COP mehr geben. Sanktionen müssen erfolgen.

Klimaziele sind uE nicht in Frage zu stellen. Sie sind sinnvoll wie notwendig. Sie stellen Schritte zur Reduzierung der Erderwärmung dar. Ob dies reicht, wird unter Beweis zu stellen sein. Bislang steigen die Treibhausgasemissionen weiter an. Auch die Erderwärmung liegt über den angepeilten 1,5 Grad. Klima ist leider kein lokales Problem. Es lässt sich nicht lokal lösen. Ein lokaler Beitrag kann geleistet werden. Positiv ist, dass die CO2 Reduzierung in den letzten 30 Jahren in vielen Ländern um etwa 10% gelungen ist.

Allerdings steigen die CO2 Werte wieder an.[6] Zu hinterfragen ist, ob die Fokussierung auf CO2-Reduktion, die endgültige Lösung für unsere hochkomplexen ökologischen Probleme ist. Auch weil der Faktor Zeit nicht konsequent berücksichtigt wird. Gaia, unser Ökosystem Erde, samt der inflexiblen Menschheit und der Atmosphäre zeigt komplexes, nicht-lineares Verhalten. Darum kann die CO2 Reduzierung nur ein Baustein der Lösung sein.

Alle Bemühungen durch Nachhaltigkeitsreportings dem Problem zu Leibe zu rücken, dürfen bislang als wenig wirkungsvoll angesehen werden. Reporting scheint in der bisher praktizierten Weise eher willkürlich. Es gibt zu viele historisch gewachsene Systeme und Standards [7], die keine Vergleichbarkeit zulassen und die unterm Strich nicht ausweisen, dass die Erderwärmung respektive CO2 tatsächlich reduziert werden konnte.

Wir wissen inzwischen immer besser, wie und was wir messen und scheinen an den Daten zu ersticken. Nachhaltigkeitsreportings von großen Unternehmen umfassen inzwischen mehr als 300 Seiten. Die Vermessung von ppm Einheiten CO2 in ökonomischen Systemen wie der Bilanz sind auf Produktebene wie für Lieferketten sehr aufwendig. Der Weltmarktführer SAP hat 2020 mit dem Produkt climate21 einen ersten Versuch unternommen. Allerdings ist dies eine hoch aufwendige analytischen Anwendung, die im Reporting endet.

Auf jeden Fall ist sinnvoll, dass die Aufwendungen, die zur Vermeidung von Treibhausgasen eingesetzt werden, auch in der Buchhaltung in der G+V erfasst werden. So erhalten wir einen Spiegel der tatsächlichen Aktivitäten eines Unternehmens, dass sich für den Klimawandel einsetzt. Selbstverständlich bleibt die Verpflichtung der Erfassung und des Nachweises der chemisch-physikalischen Stellgrößen für den Klimawandel.

Eine Frage ist auch, wie wir den Klimawandel in Zukunft mehr in der Bilanz und Buchführung verankern können. Dazu werden wir im letzten WertePost weiteres ausführen.

 

CO2 historischRainer Monnet

monnet – UE

 

[1] http://www.pik-potsdam.de/~stefan/Publications/Kipppunkte%20im%20Klimasystem%20-%20Update%202019.pdf

[2] https://www.ipcc.ch/report/ar6/wg1/#SPM

[3] https://www.nature.com/articles/s41558-021-01097-4.epdf, https://www.pik-potsdam.de/de/produkte/infothek/kippelemente, https://www.pik-potsdam.de/de/aktuelles/nachrichten/10-neue-erkenntnisse-der-klimawissenschaft-2021

[4] Ugo Bardi, Der Seneca Effekt, Warum Systeme kollabieren und wie wir damit umgehen können, oekom 2015

[5] https://www.tagesschau.de/eilmeldung/klimakonferenz-cop27-eu-abschlusserklarung-klimawandel-101.html

[6] https://carbonmonitor.org

[7] https://wertebilanz.com/nachhaltigkeitstandards/

 

AGENDA 2030 UND DIE SDGs

WertePost – Agenda 2030 und die SDGs

 

AGENDA 2030 UND DIE SDGs – Teil 1:

 

Less reporting, more accounting – Weniger Berichtswesen, mehr Buchführung

In den folgenden fünf Teilen dieser Serie von WerteBlogs gehen wir der Frage nach, inwieweit unsere derzeitigen Reporting Werkzeuge tauglich sind, die notwendigen Schritte für unsere Zukunftsfähigkeit (Sustainability) zu erzielen.

In Teil eins untersuchen wir, ob die Agenda 2030 für Unternehmen wirksam ist. Teil 2 behandelt die Frage nach den Ressourcen und der Frage nach der Endlichkeit. Teil 3 wirft einen Blick auf die Klimafragen und Reporting. Teil 4 bringt einen neuen Ideenansatz, die Nachhaltigkeit im Umgang mit unseren Ressourcen mit einem anderen Umgang mit Aktiva und AfA zu lösen. Teil 5 beleuchtet ESG und die EU-Taxonomie und deren Schwächen.

 

Die ökologische Transformationsuhr läuft – AGENDA 2030 UND DIE SDGs

Vielleicht seit 1972 tickt diese Uhr, immer lauter. Maßgeblich wurde die Uhr durch den ersten Bericht des Club of Rome gestellt. Mit der Agenda 2030 nahm die Bundesregierung 2015 von 193 UN-Staaten unterzeichneten Nachhaltigkeitsziele [1] in ihre politische Agenda auf. Die Ziele ökologischer Tragfähigkeit, sozialer Gerechtigkeit, wirtschaftlicher Effizienz sowie gesellschaftlicher Teilhabe und Demokratie wurden neu miteinander verbunden. Es entstanden die 17 Ziele für eine nachhaltige Entwicklung. Global und national. Die Sustainable Development Goals (SDGs) sind in der Graphik 1 in drei Ebenen zusammengestellt und in der zweiten (Graphik 1) in vier Bereiche geordnet. Diese Darstellung macht deutlich, dass der Begriff der Nachhaltigkeit im Vergleich zu dem vor 20 und 50 Jahren erheblich erweitert und aufgefächert wurde.

 

AGENDA 2030 UND DIE SDG

Graphik 1: SDGs und Unternehmenswerte einer Wertebilanz

Der Mensch ist auch ein Naturwesen. Die Biosphäre der Erde gleicht einem lebendigen Organismus. Seit der Antike kennen wir sie auch als Gaia. Vielleicht müssen wir als Menschheit den „Schutz“-Begriff erweitern. Nicht nur die Natur, die Arten müssen geschützt, der Mensch auch vor sich selbst beschützt werden. Vielleicht benötigen wir auch einen neuen oder zumindest präziseren Begriff für Nachhaltigkeit? Wir sind inzwischen mit einer Schwemme von Begriffen von Nachhaltigkeit und Methoden konfrontiert. Wir haben nicht nur green-washing zu beklagen. Wir sehen auch change-washing. [2] Das ist Vortäuschung falscher Transformationstatsachen.

 

Exploration durch die AGENDA 2030 UND DIE SDGs

Es gibt inzwischen weltweit Tausende von Sustainability Initiativen, Sustainability Managern und inzwischen Abertausende von Nachhaltigkeitsforschern. Im Vermessen der Welt und ihrer Phänomene durch die Wissenschaft sind wir inzwischen auf einem beachtlichen Niveau angelangt. Doch wie und in welcher Form Unternehmen das Messen umsetzen können, bleibt fraglich.

Die beschriebenen 17 SDG sind aus der Perspektive der UN und von Nationen verfasst. Also gleichen sie einer nationalstaatlichen politischen Willenserklärung. Wir erkennen nach eingehendem Studium, dass die Ziele sehr unterschiedliche Wirkung und Dimensionen haben können. Dies gilt ebenso für die Zielrichtungen der einzelnen Ziele wie deren Verbindungen und deren Abhängigkeiten zueinander.

 

Die 17 Ziele haben von Grund auf eine allgemeine Ausrichtung. Alle Ziele zusammengenommen sind weder für Institutionen noch für Unternehmen erreichbar. Einige Ziele widersprechen anderen oder zehren deren Wirkung auf. Nicht alle Ziele passen ohne weiteres in die Orientierung eines Unternehmens und die SDG weisen untereinander Inkonsistenzen auf [3]. Sie sind eher allgemeiner Natur. Wir haben eine detaillierte Auswertung der 17 SDGs vorgenommen, siehe SDG Wertebilanz Global Indicator Framework after 2021 refinement_EN_RM. Es sind in Summe mit den jeweiligen Unterzielen über 200 Indikatoren. Dabei prüften wir, ob und inwieweit die Ziele den Unternehmen helfen, die Nachhaltigkeitsziele zu finden und einzuhalten,

welche der 17 Ziele für die Wirtschaft und im Speziellen für Unternehmen nützlich und einsetzbar sind. Neben der Inkonsistenz der Ziele stellten wir fest, dass entscheidende Dinge fehlen wie zum Beispiel Kommunikation und Governance. Diese werden in Ziel 17 nicht hinreichend abgebildet. Es sind uE am Ende 4-5 Ziele, die unseres Erachtens eine nennenswerte Unternehmensrelevanz haben.

 

Wir sind noch einen Schritt weitergegangen und haben im Sinne der Wertebilanz das Wertesystem mit den 42 Einzelwerten mit den 17 SDGs in Beziehung gesetzt und diese zugeordnet. Hierdurch lässt sich erkennen, dass die Gesamtheit der 17 Ziele für Unternehmen wenig hilfreich ist, konkrete Nachhaltigkeitsaspekte zu realisieren. Das Ökoinstitut unter der Federführung von Prof. Dr. Rainer Grießhammer [4] hat zusammen mit der Universität Witten-Herdecke im Auftrag des BMBF dazu 2021 eine PROSA Studie veröffentlicht [5]. Mittels einer Software ProFitS [6] werden die entwickelten Bewertungsmethoden in einem Werkzeug zusammengefasst. So können Aspekte der 2030-Ziele erfasst und ausgewertet werden.

 

Wertesensorium

 

Wertesensorium

Die Werte der Wertebilanz sind eine Vorschlagsmenge sinnvoller Unternehmenswerte. Sie sind nicht als starres System anzusehen. Eine ‚Starthilfe‘ zu einer Arbeit an Unternehmenswerten. Unternehmen, Mitarbeiter wie Unternehmer bestimmen in aller Freiheit und Souveränität die für das Unternehmen wichtigen und relevanten Werte. Aus dieser Wertekonstellation gilt es folgerichtig, Messpunkte zu identifizieren und schlüssig in der Bilanz in Buchungen zu dokumentieren. Der Versuch, reale Unternehmenswerte mit den SDG Zielen zusammen zu bringen, macht es deutlich, dass die 2030 Agenda für Unternehmen nur hinlänglich funktionieren kann.

 

[1] https://www.2030agenda.de/de/publication/die-agenda-2030

[2] https://hbr.org/2021/05/overselling-sustainability-reporting

[3] Figure content uploaded by Jason Hickel: https://www.researchgate.net/publication/332422285_The_contradiction_of_the_sustainable_development_goals_Growth_versus_ecology_on_a_finite_planet

[4] https://portal.dnb.de/opac.htm?method=simpleSearch&query=110059085

[5] https://www.prosa.org/fileadmin/user_upload/pdf/Nutzenanalyse_Indikatorensteckbriefe_final.pdf

[6] https://www.prosa.org/profits

monnet – UE

Toxik

WertePost – Toxik 2025

Toxik

 

Toxik

 

Gifte – Toxine – in Produkten und Prozessen existieren reichhaltig. Dies nennen wir der Einfachheit halber Toxik. Unternehmen und Menschen zählen zu den Verursachern menschengemachter Toxik. Die Natur verfügt über natürliche Gifte, natürliche Toxik.

Eine aufschlussreiche Aufstellung der toxischen Stoffe findet sich beim Bundesministerium für Justiz und Verbraucherschutz: Verordnung zum Schutz vor Gefahrenstoffen.  Berufsgenossenschaften weisen zum Arbeitsschutz ebenfalls auf diese hin.

Im EU-Recht finden wir ferner ein Meer von Verordnungen und Richtlinien. Letzthin hat die UNO das global harmonisierte System zur Einstufung und Kennzeichnung von Chemikalien (GHS) beschlossen. Es dient zur Einstufung von Chemikalien.

Wir benötigen ein Chemie- und ein Jurastudium, um das alles im Detail zu verstehen. Ein öffentliches, für den Bürger verständliches und nachvollziehbares Strafregister, ähnlich wie ein Bußgeldkatalog im Straßenverkehr, ist nicht auffindbar.

Wir verbieten die Produktion und den Umgang mit toxischen Stoffen per Gesetz, Richtlinien und Verordnungen. Daraus folgt zwingend für Unternehmen, diese Stoffe aus ihrer Produktion herauszuhalten.

Missachtung muss unter Höchststrafen gestellt werden. Die Reaktionen von Natur und Mensch auf toxische Stoffe sind meist nicht reversibel, können nicht mehr rückgängig gemacht werden. Tod für den Menschen oder Sterben in der Natur können eine Folge sein.

Gilt für Mensch und Wirtschaft auch, was wir für die Verwendung von toxischen Stoffen oben beschrieben haben?

Toxika in sozialen und wirtschaftlichen Prozessen

Diese finden wir ebenfalls in Vielzahl. Drei Beispiele:

 

Waffenhandel

Einsatz von Rüstungsgütern riskiert Menschenleben. Es kann neben abschreckender Wirkung für den Feind tödliche Folgen auf beiden Seiten nach sich ziehen.

 

Atomenergie

Produktion von Atomstrom verursacht ein Jahrtausend anhaltendes Strahlenrisiko durch Atomkraftwerke und angereichertes Plutonium. Fukushima, Tschernobyl und Harrisburg haben mehr als deutlich die akuten Gefahren aufgezeigt. Uran-235 hat eine Halbwertszeit von 703’800’000 Jahren.

Uran 238 hat eine Halbwertszeit von 4,468 Milliarden Jahren. Nur durch Fukushima hat die Kanzlerin Merkel mitsamt der Regierung reagiert. Auch wenn einige Versprechungen später nicht eingehalten wurden, wie die Laufzeiten der deutschen Kraftwerke.

Die anderen o. g. Bereiche sind hochtoxisch und bedürfen einer klareren Gesetzgebung. Beide verstoßen in zu vielen Punkten gegen das deutsche Grundgesetz und internationales Recht (UN-Charta und die 17 SDGs) . Die konsequente Ahndung fehlt. Wir haben Gerichtsbarkeiten wie den Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag.

Grotesk ist, dass die neue EU-Taxonomie Atomenergie als nachhaltig einstuft. Wirklich nachhaltig ist nur die Halbwertzeit der Strahlentoxik.

 

Finanzwirtschaft

Spekulationen, Derivate, Termingeschäfte, aller Handel (Wettcharakter) auf steigende oder fallende Kurse rächt sich. Faktoren zur Auslösung von globalen Wirtschaftskrisen. (2007)

Toxische Stoffe für Natur, Mensch und Wirtschaft sind durch die Gesetzgebung der Staaten und international ausdrücklich zu verbieten. Zuwiderhandlungen werden mit Höchststrafen geahndet.

In der Wertebilanzierung findet die Produktion von toxischen Stoffen durch die jeweiligen Produzenten Niederschlag. Gefahrengüter werden und bleiben so lange aktiviert, bis sie natürlich oder durch menschlich in die Wege geleitete (chemische) Prozesse in den Kreislauf zurück integriert sind. Das Unternehmen haftet vollumfänglich. Nicht die Gesellschaft respektive der Staat. Für die bekannten Gefahren sind Rückstellungen zu bilden.

monnet UE

Provokation der Zukunftsfähigkeit

WertePost – Provokation unserer Zukunftsfähigkeit

Provokation unserer Zukunftsfähigkeit

Menschengemachte Krisen und Katastrophen nehmen immer erschreckendere Dimensionen an. Der jüngste IPCC Report 8.2021 (insgesamt 4000 Seiten!), dessen „Summary für policymakers“: https://www.ipcc.ch/report/ar6/wg1/#SPM und die letzte Woche erschienene Studie des Potsdam Institut für Klimafolgenforschung (PIK) https://www.nature.com/articles/s41558-021-01097-4.epdf belegen dies auf dramatische Weise. Hinzu kam der Dasgupta Review: The Economics of Biodiversity: https://www.gov.uk/government/publications/the-economics-of-biodiversity-the-dasgupta-review-government-response

COP26 diente hauptsächlich einem come together. Dringend notwendige verbindliche Vereinbarungen der Haupt Emittenten für die Klimaerwärmung wurden nicht erzielt. Die Lese dieser Berichte kann, auch wenn wir um die Grundproblematik und Tendenzen dieser Entwicklungen bereits seit mehr als 30 Jahren wissen, zu Schnappatmung und Ohnmachtsanfällen führen. Das „Ende vom Klima“ gerät in Sichtweite. Wie finden wir aus diesem Dilemma?

Warum anderes Bilanzieren eine so wichtige Rolle bei der Erreichung unserer Nachhaltigkeitsziele spielt, ist Thema dieses Beitrags.

 

Science versus Economy?

Die Sprache der Wissenschaft spricht nicht die Sprache der Wirtschaft und der Unternehmen. Inzwischen vermessen abertausende Wissenschaftler weltweit die Ökologie, inklusive Erfolg oder Misserfolg unserer Nachhaltigkeitsbemühungen. Das unternehmerische Verständnis der wissenschaftlichen Feststellungen ist von den notwendigen Umsetzungen jedoch weit entfernt. Wie sonst erklären wir uns die bislang ungenügend wirksamen Bemühungen, Nachhaltigkeit im Unternehmen zu etablieren und nachweisbar zu dokumentieren?

Es schließt sich eine grundlegende Frage an: Sind die bislang erprobten Methoden wirklich geeignet, unsere erdrückende Problemlage zu verändern, geschweige denn zu lösen?

Reporting-Systeme wie Corporate Social Responsibility (CSR), Gemeinwohlökonomie (GWÖ)[1], Integrated Reporting (IR)[2] und Global Reporting Initiative (GRI)[3] oder in Teilen die Sustainable Development Goals[4](SDG) werden allenfalls als Anhang in der Bilanz dargestellt. Ob das bislang hinreichend etwas verändert hat, wurde mir noch von keinem Unternehmen positiv beantwortet. Ich möchte nicht generell in Abrede stellen, dass große Anstrengungen im Bereich der Ökologie unternommen werden. Reports sind eben darauf angelegt, zu be- und umschreiben.

Bilanzieren dagegen beginnt mit der Erfassung von Realitäten in Euro und Cent in Form von Buchungen. Das, was ein Unternehmen tatsächlich erzielt und investiert, findet in der Bilanz seinen Niederschlag. Genau das lässt sich messen und auch ins Verhältnis setzen. Allerdings passt unsere bisherige Art zu bilanzieren nicht in das neue Denken und Handeln, dessen es bedarf. Mit den Gedanken und Rezepten der Vergangenheit kommen wir im Angesicht der Aufgabenstellung sicher nicht mehr weiter. Die Unternehmen sind wirksamste Transformationsfelder. Hier liegt ein großer Hebel zur raschen Veränderung.

 

Mut zum Quantensprung im Bewusstsein – Zuversicht zu großen Innovationen

Auch wenn die neuesten Forschungsergebnisse zum reflexartigen Handeln aufrufen, benötigen wir ebenso dringend „ökologische“ Innovationen wie wirksamere neue Methoden der Nachhaltigkeitsverfolgung. In einer Welt voller komplexer Systeme und Herausforderungen gleicht das einem Quantensprung. Wir verfügen immerhin über (vielleicht verschütt gegangene) geistige Fähigkeiten. Sie haben schließlich unser reiches historisches Kultur- und Geistesleben hervorgebracht.

Wir brauchen einen (Wieder-)Anschluss an das Geistige – das Reich der Ideen. Kreativität und Ideenreichtum sind eine Folge dieses Sich-Anschließens. Jeder Erfinder oder Künstler weiß darum. Große Veränderungen oder (Er-)Findungen in der Menschheitsgeschichte sind und waren inspiriert; von wenigen, einzelnen, einer oder einem. Viele Zeitgenossen können es sich kaum vorstellen, dass wir Zero Grad Erderwärmung erreichen können. Wir neigen dazu, vom Bestehenden auf das Morgen zu schließen.

Wir kommen nun zu der bewusstseinsverändernden Kulturtechnik: der neuen Bilanzierung als Ort der Nachhaltigkeit. Die alte Bilanz spart die großen Zukunftsthemen Nachhaltigkeit im Speziellen und Werte im Besonderen aus. Unsere Kultur beruht aber eben auch auf Ressourcen, natürlichen und geistigen Quellen, auf denen wir unsere Gesellschaft, Wissenschaft und Innovationen bauen und weiterentwickeln.

Eine Wirtschaft und eine Gesellschaft von Morgen benötigen dringend eine verantwortlichere Abbildung unserer natürlichen, humanen und sozialen Werte und Ressourcen: Fähigkeiten, Wissen, Innovationen, Patentwerte, Rohstoffe oder Kooperation werden integraler Bestandteil der Wertebilanz. Mit der Wertebilanz werden Zukunftsfähigkeit, nachhaltiger Umgang mit unseren Ressourcen und Prosperität besser messbar.  Wir benötigen ein System, das Ökologie, Ökonomie und Zukunftsfähigkeit zusammenführt.

Klassische Bilanzen weisen bekanntermaßen große Lücken und Defizite auf. Bestandteil der Wertebilanz ist eine rohstoffgetreue Nachhaltigkeitsbuchhaltung. Herkömmlich buchen wir Rohstoffe als Verbrauchsmaterial in der Gewinn- und Verlustrechnung. Welch eine Haltung gegenüber der Natur und ihren Ressourcen spricht sich hier aus? Nach dem Jahresabschluss geht zum Beispiel das Wissen über die Ressource „Kupfer“ und dessen Wert nahezu verloren.

Uns sollte klar sein, dass der einzig sinnvolle Verantwortliche für die Ressource Kupfer und dessen Verbleib das herstellende Unternehmen ist. Weder die Lieferanten noch die Konsumierenden können verantwortlich für das Produkt sein. Im Bilde gesprochen geben die Produzierenden die Ressource mit einem unsichtbaren Band an die Konsumierenden weiter. Sie leihen es förmlich aus. Desgleichen gilt für die Lieferketten mit ihren Erzeugnissen und halbfertigen Gütern.

Der Ort, in den wir die Ressource buchen, ist demnach falsch. Ressourcen sind der Natur nach Aktiva und damit Vermögen oder vermögensbildend. Nehmen wir das Beispiel eines Herstellers von mobilen Endgeräten. Dort wird Kupfer verwendet. In dem Moment, da es in der Produktion verbaut wird, geht es in den Besitz und damit die Verantwortung des Unternehmens über. Mit anderen Worten wird die Ressource Kupfer zum Anlagevermögen des Unternehmens.

Damit ist etwas Wundersames in der Bilanzierung geschaffen. Der „Ort“ der Nachhaltigkeit. Jetzt können Zugang (Recycling, Renaturierung) wie Abgang (Schwund, Verlust und Abschreibung) des Kupfers klarer dokumentiert werden. Deswegen beinhaltet die Bilanzierung von morgen eine wirklichkeitsgetreue Abbildung von Werten und Ressourcen.

Zukunftsfähigkeit Werte Ebenen für Unternehmen

Werte als humane Transformationsbeschleuniger

Für Kreativität als Wert gibt es keine Mehrzahl, sie kann von jedem Einzelnen von uns entdeckt werden. Potentiale zu fördern bedeutet auch, einen Freiraum für Autonomie zu schaffen. Zusammen mit der Kreativität wächst die Begeisterung: für persönliche Aufgaben und ein Zusammenarbeiten an gemeinsamen Zielen. Werte lassen sich weder dirigieren, verordnen noch erkaufen. Als geistige Entitäten haben Werte sich uns teilweise wegen Missbrauchs oder Vergessen entzogen. Sie existieren und warten auf uns. Befreit von Politik, rechts, links, Gier und Macht.

Sie können unsere Helfer werden, wenn wir sie zu unseren „Freunden“ machen. Sie geben uns Maß und Mitte, Orientierung, Ausrichtung auf Ziele, die wir erreichen können. Sie schaffen modern gesprochen ein „Framework“, einen Rahmen, an dem wir arbeiten können. Auch Werte unterliegen in ihrer jeweiligen Konstellation dem Wandel. Diese stellen in gewisser Weise unsere Klaviatur dar. Es gibt hohe, reiche Werte wie Freiheit und Würde. Freude, Wissen, Kreativität aber auch Sicherheit, Gesundheit und Wohlergehen gehören zu den Werten, die wir im Alltag umsetzen können.

 

Neue Bilanzform – die Wertebilanz

Die klassische Bilanz ist den dynamischen Anforderungen der Weltmärkte in Bezug auf Agilität, Nachhaltigkeit, Risiko, Begeisterung, Motivation, Identifikation, Wertentstehung in ihrer heutigen Form nicht mehr gewachsen. Gleichsam sind Werte wie Brenngläser für Wandel und Neues. Doch was ist mit den bisher nicht erfassten unternehmerischen Leistungen? Das Handelsgesetzbuch schreibt vor, korrekt, vollständig und wirklichkeitsgetreu zu bilanzieren. Doch wie sieht die Realität aus? Wir können sie sichtbarer werden lassen. Damit wird sie buchbar, klar und nachvollziehbar.

All das benötigt ein werthaltiges und verlässliches System, das auf der einen Seite Freiheitsgrade für Entwicklung in sich trägt, auf der anderen Seite einen klaren Rahmen bietet. Was ist nachhaltig und was hat Bestand? Die Bilanzierung und doppelte Buchführung wurde bereits vor mehr als fünfhundert Jahren durch den italienischen Mathematiker Luca Pacioli erfunden. Er legte auch die Gesetzmäßigkeit des goldenen Schnittes nieder. Maß, Verhältnismäßigkeit und Ästhetik sind eine gute mathematische Grundlage für unser Wirtschaften.

 

Werte nachhaltiger bilanzieren

Unternehmen, die lernen, mehr Werte zu bilanzieren, zeigen offensiv, was sie sozial, kulturell, ökologisch und nachhaltig leisten, auch für das Allgemeinwohl. Das Messen von Werten dient auch der erhöhten Übersichtlichkeit von Prozessen und Entscheidungen im Unternehmen. Die gewöhnliche Bilanz wird um wesentliche Gesichtspunkte ergänzt und auf ein höheres Niveau gehoben. Die Wertebilanz spiegelt die ökonomischen Verhältnisse realistischer und adäquat der unternehmerischen Wirklichkeit. Zu dieser Wirklichkeit gehört die Wertschöpfung, die Entstehung und das Wachsen von Werten eben. Am Ende steht eine Bilanz, die sich qualitativ sehen lassen kann.

 

https://tinyurl.com/f57a7a36

https://tinyurl.com/2eft7muj

https://www.ebook.de/de/product/40971004/rainer_monnet_wertebilanz.html

[1] https://web.ecogood.org

[2] https://integratedreporting.org

[3] https://www.globalreporting.org/standards

[4] https://sdgs.un.org/goals

Bilanzversagen

WertePost – Bilanzversagen 2025

Bilanzversagen

 

Bilanzversagen – Ein neues Krankheitsbild in unserem Wirtschaftsystem?

 

Bilanzversagen klingt wie ein neues Krankheitsbild. In gewisser Weise ist es das auch, und zwar im Hinblick auf ökonomische Wirkungsmechanismen. In der Medizin heißt es, dass nach dem Herzversagen das Herz nicht mehr schlägt und der Tod des Menschen eintritt.  Nach einem Bilanzversagen geht ein Unternehmen nicht sofort unter. Daher ist eine schlechte oder fehlerhafte Unternehmensbilanzierung auch nicht sofort für jeden offensichtlich. Ein Unternehmen „stirbt“ lediglich als Folge einer Insolvenz, nicht aber als Folge eines Bilanzversagens. In der jüngsten Vergangenheit ist der ehemalige DAX-Konzern Wirecard  ein Paradebeispiel dafür, dass eine schlecht aufgestellte Bilanz (also das Versagen einer ordentlichen Bilanzierung) nicht das unmittelbare Sterben eines Unternehmens mit sich zieht.

 

Wo liegt das Versagen oder besser das Bilanzversagen?

Die Bilanzen wurden über Jahre mit geradezu krimineller Energie geschönt und manipuliert, so dass ein Bild des Unternehmens geschaffen wurde, das mit der Realität nicht im Entferntesten übereinstimmte. Eine Bilanz kann fehlerhafte Angaben aushalten – nicht aber Anleger oder Gläubiger! Sie haben teilweise einen erheblichen Schaden erlitten, und stehen nicht selten am finanziellen Abgrund [1]  Hier – und auch in anderen Fällen – hat demnach nicht die Bilanz selbst versagt, sondern unser Bilanzsystem sowie die Akteure, die eine Bilanz in ihrem Sinne manipulieren.

 

Neue Bilanzform schafft erweitertes Bewusstsein

Oftmals verfügen wir über wirkmächtige Werkzeuge, die exzellent sind, wir wissen es nur nicht. Wir nutzen sie nicht in der möglichen Breite und in einer sinnvollen Weise. In diesem Fall ist es die Bilanz. Die Wertebilanzierung ist eine Methode:  Sie ist ein ganzheitliches Messwerkzeug, um die unternehmerische Wirklichkeit zu spiegeln und ins Bewusstsein zu rücken. Und zwar ausschließlich, wenn sie sich lediglich auf eine Sichtweise und Schicht des Unternehmens beschränkt. Das sind derzeit die Finanzen.

Wäre unser jetziges Bilanzwesen tatsächlich auf Vollständigkeit, Richtigkeit und Wirklichkeitstreue ausgelegt, wie es das HGB fordert, wären Unternehmen bilanziell mit großer Sicherheit anders aufgestellt. Greenwashing und ausgeklügelte Methoden zur Verschleierung von  Geschäftsprozessen und Wertentstehung gehörten sicherlich zur Ausnahme. Der eigentlichen Absicht, die hinter dem Regelwerk des HGB steht, würde wieder mehr Genüge getan. Das HGB  wurde bereits 1900 gemeinsam mit dem Bürgerlichen Gesetzbuch (BGB) in Kraft gesetzt.[2]

 

Lücken und Krücken

Die klassische Bilanz weist Lücken auf und geht auf Krücken. Sonst wäre ein Fiasko à la Wirecard nicht möglich. Die gewöhnliche Bilanz ist den dynamischen Anforderungen der Weltmärkte in Bezug auf Agilität, Nachhaltigkeit, Risiko, Begeisterung, Motivation und Identifikation nicht gewachsen. Viele der unternehmerischen Abläufe geschehen jenseits der Buchhaltung und Bilanzierung: Sie sind versteckt oder externalisiert. Wir können diese Prozesse sichtbarer werden lassen, damit sie buchbar, klar und nachvollziehbar werden. So kann Wert-„Schätzung“ einsetzen. All das benötigt ein werthaltiges und verlässliches System.

 

Werte nachhaltiger bilanzieren – Value balance

Unternehmen, die lernen, (Mehr)-Werte zu bilanzieren, zeigen offensiv, was sie können und leisten – auch für das Allgemeinwohl und die Nachhaltigkeit. Am Ende steht eine Wertebilanz, die sich qualitativ sehen lassen kann. Die Bilanzierung von morgen beinhaltet eine realistische und korrekte Abbildung von Werten, Vermögen und Ressourcen. Dies bedeutet ein exaktes Erfassen und Verfolgen der Werte und ihrer Wertschöpfungen in den Bereichen Ökologie, Nachhaltigkeit, Kultur, Soziales und Wirtschaftlichkeit. Das verschafft auch ein vollständigeres Bild über Wertentwicklungen und -steigerungen im Unternehmen. Integraler Bestandteil ist eine relativ einfache und wirklichkeitsgetreue Nachhaltigkeitsbuchhaltung.

 

Nachhaltigkeitsbuchhaltung

Sie bildet den Umgang mit Ressourcen im wirtschaftlichen Sinne ab. Verbrauch, Gebrauch, Vernichtung und Renaturierung natürlicher Ressourcen werden an der richtigen Stelle gebucht. Die Verantwortung für die weitere Nutzung der verwendeten Rohstoffe verbleibt im Unternehmen. Ressourcen wie Natur, Fähigkeiten, Wissen, Innovationen, Patentwerte, Rohstoffe, Kultur, Daten deklarieren die Buchführung der Zukunft als Vermögen und aktivieren diese: In Euro und Cent! So können moderne Unternehmen, soziale wie gewerbliche, eine Grundlage zukunftsfähiger Prosperität, Ökonomie und Ökologie schaffen.

Wertebilanz – Werte nachhaltig bilanzieren für eine zukunftsfähige Ökonomie

Lindemanns Bibliothek – Fachbuch

ISBN 978-3-96308-110-1 · 29,80 Euro

monnet – Unternehmensentwicklung

 

Notwendigkeit von Schwellen-Werten

WertePost – Notwendigkeit von Schwellen-Werten 2025

 

 

Notwendigkeit von Schwellen-Werten

 

 

 

Notwendigkeit von Schwellen-Werten

Kaum ein Begriff hat sich in den letzten Jahren so in den Sprachgebrauch hinein katapultiert und manifestiert. Damit auch eine gewisse Phrasenhaftigkeit, die das Wort in seiner Bedeutungstiefe gar nicht verdient hat. Die erste Würdigung in einem Wörterbuch fand die Nachhaltigkeit bereits durch den Hauslehrer von Alexander von Humboldt Joachim Campe 1809. Sie stammt von nachhalten und ist ‘mit haben’, ‘gleichsam bis nach der gewöhnlichen Zeit halten’, ‘dauern, lange halten, widerhalten’ beschrieben worden.

Nachhaltigkeit ist ein Zustand, eine Qualität (Beschaffenheit) von Dingen, die vorhalten, dauern. Sie ist ein Index, ein Dingwert. Faktoren der Nachhaltigkeit haben ohne Schwellen-Werte keinen Hebel, darum die Notwendigkeit von Schwellen-Werten in der Nachhaltigkeit. Das Maß der Dinge zu beschreiben und festzulegen ist angesagt. Alle Akteure in Unternehmen, Politik, die Konsumenten und Bürger benötigen dringlich eine Orientierung.

 

Der Nachhalt

Nur Nachhalt stiftet Vertrauen. Campe setzt diese Qualität gleich mit Kapital.[1] Etwa hundert Jahre zuvor hatte der sächsische Adelige Hans Carl von Carlowitz den Begriff der Nachhaltigkeit für die Forstwirtschaft geprägt. Carlowitz verwaltete in Freiberg den erzgebirgischen Silberbergbau und verfasste 1713 ein Buch gegen den Raubbau des Waldes. Hier entwarf er das Konzept einer nachhaltenden Nutzung.

Die Herzogin Anna Amalia von Weimar übernahm dieses bei der Neuplanung ihrer Wälder. Auch Karl Marx beschrieb den ökologischen Widerspruch zwischen Natur und kapitalistischer Gesellschaft als einen »irreparablen« Bruch in den voneinander abhängigen Prozessen des gesellschaftlichen Stoffwechsels. Dieser Bruch im Stoffwechsel zwischen Menschheit und Natur könne nur überwunden werden, indem dieser Stoffwechsel systematisch wiederhergestellt wird als regulierendes Gesetz der gesellschaftlichen Organisation.[2]

 

UNO

Die UNO griff mit der Beauftragung für den Brundtland Report das Thema bereits 1968 auf. „Nachhaltige Entwicklung ist eine Entwicklung, die die Bedürfnisse der Gegenwart befriedigt, ohne zu riskieren, dass künftige Generationen ihre eigenen Bedürfnisse nicht befriedigen können.“[3] Der Club of Rome ist beim Zustandekommen des Wertes der Nachhaltigkeit stark beteiligt. In ‘Grenzen des Wachstums’ 1972 beschreibt ein System, das ohne plötzlichen und unkontrollierbaren Kollaps haltbar und zugleich die Sicherung der Grundbedürfnisse aller Menschen gewährleisten sollte. Bundeskanzler Willi Brandt sprach vor der UNO 1973 die fast prophetisch wirkenden Worte: „Unser Überleben hängt von einer globalen Zusammenarbeit ab, die eine nachhaltige, natürliche Umwelt sichert.“[4]

Parteien, Unternehmen und Organisationen bedienen sich dieses Begriffes inzwischen mit einer Selbstverständlichkeit, ohne für die Erfüllung dieses Versprechens gerade zu stehen. Wir können inzwischen erfassen und messen, was nicht nachhaltig ist. Die Nachhaltigkeit ist auch im deutschen Grundgesetz in Artikel 20a[5], Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen und der Tiere, verankert.

 

17 years after – 2025

2010 sorgte das Buch „Die Entdeckung der Nachhaltigkeit“[6] von Ulrich Grober für eine Erweiterung des Begriffs und eine neue Deklarierung. Er unterscheidet zwei Ebenen. In der Gemeinsprache wird Nachhaltigkeit oft im Sinne von nachdrücklich, intensiv und dauerhaft verwandt. Er stellt auch eine Verwendung bei Goethes Roman ‚Wilhelm Meister‘[7], 1796: „Er schien nunmehr zum ersten Male zu merken, dass er äußerer Hilfsmittel bedürfte, um nachhaltig zu wirken.“

Auf der politischen Ebene wird der Begriff gerne im Sinne einer ökologischen Verantwortbarkeit eingesetzt. Die Fragen „Lohnt sich das?“ oder „Werde ich steuerlich bessergestellt?“ sollten bald beantwortet werden. Seit wenigstens zehn Jahren verfügen wir über gesicherte wissenschaftliche Erkenntnisse, wie die Grenzen unseres Wachstums aussehen und wo wir sie bereits überschritten haben.

Allenthalben wird der Ruf nach einer Transformation der Wirtschaft wieder laut. Der Begriff Nachhalten steht unmittelbar mit dem Begriff Haushalten und damit einer ökologischen Ökonomie in Verbindung. Ein weiterer Aspekt ist die Zeit. Haushalten bedingt die Einbeziehung von Zeiträumen. Mögen manche Manager und die Börse eher in Quartalen ticken, geben Rohstoffe, Produktionszyklen und Bindung an die Konsumenten durch versprochene Produktqualität ganz andere zeitliche Zyklen vor. Nachhalten benötigt Zeit.

 

Fehlende klare Definition

Der Nachhaltigkeitsbegriff ist (immer noch) nicht klar definiert und füllt inzwischen ganze Bücherregale mit unterschiedlichster Literatur. Auch wurde er mit sozialen und anderen Faktoren angereichert. Wir schlagen uns mit Komplexität. Es bestehen ebenso keine gemeinsamen Ziele, wie Nachhaltigkeit erreichbar, geschweige denn messbar wird. Eine der Grundgedanken ist, dass ein System nachhaltig ist, wenn es selber überlebt und langfristig Bestand hat.[8] „Nachhaltigkeit beginnt an einer Null-linie, entlang derer die volle Integrität der Biogeosphäre inklusive des Menschen gewahrt bleibt.“[9]

Zahlreiche Standards und Methoden haben sich etabliert, die bereits in Unternehmensbilanzen als Reportings im Berichtswesen deskriptiv Einzug erhalten haben. Die Frage ist allerdings noch nicht gelöst, wie sich nachhaltiges Wirtschaften von Unternehmen so in die Leit- und Kontrollsysteme implementieren lässt, dass Nachhaltigkeit wirklich nachvollziehbar wird. Es braucht mehr als die Parole der Förster, die nicht mehr dem Walde entnehmen, als es die Wiederaufforstung gebietet. Nein, es ist viel komplexer und schwieriger. Inzwischen gibt es eine große Zahl von Berichtssystemen, Label, Verfahren zu Messungen, Ratings und Rankings. Die Tiefe der Analysemöglichkeiten ist sehr breit und inzwischen bei vielen Unternehmen unter Bewährung gestellt.

Bislang ist es weder den Unternehmensverbänden noch der Politik gelungen, zumindestens über die Schwellen der Nachhaltigkeit einen Konsens zu erwirken. Es ist verständlich, dass die Betreiber der oben genannten Verfahren selber als Organisationen oder verlängerter Arm gewerblicher Unternehmen in ihrem eigenen Interesse arbeiten. Dies führt zwar zur Verbreitung, allerdings nicht zu dem oben genannten Effekt, gewisse Gesetze und Regulierungen zu finden, geschweige denn diese Gesetzeskraft zu verleihen.

 

Vier Elemente

Unsere Natur als Ressourcengeber bleibt in vier Elementen gegliedert.

 

Luft / Chemisches Gemisch / Gase (THG)

Wasser / Landwasser / Meere / Ozeane / Nutzwasser

Erde / Mineralien / Pflanzenreich

Feuer / Licht / Wärme / Kälte

 

Jede für sich gesehen gleicht einem irdischen Kosmos. Die 118 Elemente unseres Periodensystems liefern in all ihren möglichen und unmöglichen Kombinationsvarianten einen Ozean und Berge an chemischen Stoffen, die wir zur Fertigung unserer Waren benötigen.

Einer der bleibenden zu klärenden Fragen ist, wo Schwellwerte ermittelt beziehungsweise vorgegeben werden müssen. Die Errechnung des Global Overshot Days[10] macht die Drastik der Lage mehr als deutlich. Für 2019 waren global am 29. Juli bereits alle erneuerbaren natürlichen Ressourcen und CO2 Abgaben/ökologische Dienstleitungen verbraucht. Deutschlands Ressourcenerschöpfung stellte sich am 2. Mai ein. Der ökologische Footprint[11] stellt für spezifisches ökologisches Verhalten einen Fußabdruck dar. Ein anderer interessanter Gedanke ist das Konzept des ökologischen Rucksacks.

In diesem Bilde gesprochen tragen wir Bürger eher zu wenig Gepäck und entledigen uns des Gewichts zu Lasten anderer, vor allem der Natur. Den meisten Rankings und Ratings von Nachhaltigkeitszielen liegt ein grundsätzliches Problem zu Grunde. Es werden keine absoluten, sondern nur relative Bezugsgrößen vorgegeben und dann Werte miteinander verglichen. Daraus werden Bewertungen abgeleitet, die darum nur relativen Charakter haben können.

 

 

Nullline der Nachhaltigkeit – Notwendigkeit von Schwellen-Werten

 

Great acceleration

 

 

 

Dr. J.D. Dahm[12] hat die Nulllinie der Nachhaltigkeit in eine Formel gebracht. So definiert sich die Sustainability Zeroline:

Internalisierung + Kompensation + gute Wirkung) – (Externalisierung negativer Effekte) ≤ 0

Wir haben zur Messung von Nachhaltigkeit große Mengen an Daten und Datenressourcen zur Verfügung. Wir können die Entwicklung des Verbrauches von Rohstoffen und anderen Ressourcen relativ genau beziffern. Der nächste Schritt einer Festlegung des Verbrauches und der damit verbundenen Schwellwerte fehlt.

Dimensionen und Komplexität werden erst bei der Benennung der Felder der ökologischen Nachhaltigkeit klar.

Rohstoffgruppen

Wir können Rohstoffe in vier Gruppen einordnen.

  • Energieliefernde Rohstoffe
  • Metalle
  • Agrarrohstoffe
  • nachwachsende Rohstoffe

Außerdem sind als Derivate Hilfs- und Betriebsstoffe, Halbfertigerzeugnisse oder Teile, einschließlich aller Arten von Materialien und Komponenten mit Ausnahme der Rohstoffe, die Bestandteile des Endprodukts sind und Verpackungsmaterialien wie Papier, Pappe und Kunststoffe zu nennen.

 

Prozesse, Stoffströme, Regeneration

Dementsprechend sind Prozesse, Stoffströme und regenerative Eingriffe zu benennen, die in der Messung der Nachhaltigkeit bedeutend sind:

  • Energien mit Herkunft und Effektivitätsgrad
  • Emissionen und THG
  • Müll / Abfälle
  • Toxische Stoffe
  • Wasser aus Meer und Land
  • Verbrauch und Abnutzung (End-Lifecycle), auch nicht erneuerbar
  • Gebrauch recycelter Ausgangsstoffe
  • Renaturierung und Schaffung von Biodiversität und Fruchtbarkeit (Humus)
  • Schaffung von Kulturlandschaften, Land- Wald- und Forst

Energie

Der Energieverbrauch innerhalb und außerhalb der Organisation, des Unternehmens muss ermittelt werden, ebenso die Energieintensität. Die Effektivität der Erzeugung, der Nutzung und die Verringerung des Energieverbrauchs können auf dieser Grundlage neu berechnet und hochgerechnet werden.

 

Emissionen

Dazu gehören direkte Treibhausgase THG, sowie indirekte energiebedingte THG -Emissionen und sonstige indirekte THG -Emissionen. Die Intensität der THG -Emissionen in ihrer zeitlichen Dimension spielt eine besondere Rolle. Maßnahmen zur Senkung THG -Emissionen wie Emissionen von Ozon abbauender Substanzen und NIx und SOx sind sehr dabei sehr bedeutend.

 

Abfall

Nach Art und Entsorgungsmethode wird entschieden, ob ein erheblicher Austritt schädlicher Substanzen vorliegt. Der Transport von gefährlichem Abfall und die Entsorgung ist von Bewandtnis.

 

Gefährliche Abfälle, toxische, schädliche Substanzen

Indikatoren sind Transport, Import, Export, Behandelt, Standort, Volumen, Art, Auswirkungen.

 

Treibhausgase (THG)

Wir unterscheiden direkte Treibhausgase THG -Emissionen von indirekten energiebedingten THG -Emissionen und sonstigen indirekten THG -Emissionen. Die häufigsten Treibhausgase sind: NIx und SOx, Kohlendioxid (CO2), Methan (CH4), Distickstoffoxid (N2O), Fluorkohlenwasserstoffe (FKW), Perfluorkohlenwasserstoffe (PFKW), Schwefelhexafluorid (SF6), Stickstofftrifluorid (NF3)

Wie hoch vor allem zeitlich betrachtet die Intensität THG -Emissionen ist, spielt eine große Rolle. Die Senkung der THG -Emissionen in einem Zeitraum ist festzustellen wie auch die Emissionen Ozon abbauender Substanzen.

 

Wasserentnahme und Rückführung Abwasser

Grundwasser, Meerwasser, produziertes Wasser, v. Wasser von Dritten, Wasserverbrauch sind ressourcenrelevante Verbrauchsfaktoren. Wasserrückführung und Abwassereinleitung nach Qualität und Einleitungsort und / oder Oberflächenabfluss betroffene Gewässer sind rückführende Prozesse.

 

Recycling

Beim Recycling sind Kompostierung, Rückgewinnung einschließlich Energierückgewinnung, Müllverbrennung (Massenverbrennung), Salzabwasserversenkung, Mülldeponie und Lagerung am Standort maßgebliche Verfahren.

 

Biodiversität/Renaturierung

Beim Aufbau, Erhalt oder Neuerschaffung von ökologischen Werten kommt der Wirkungsverfolgung eine ganz besondere Rolle zu. Beispielhafte Faktoren und Prozesse sind hier der Bau oder Nutzung von Produktionsanlagen, Bergwerken und Transportinfrastruktur, die Verschmutzung und Einschleppung von invasiven Arten, Schädlingen und Krankheitserregern. Gemessen werden muss die Verringerung der Artenvielfalt und Veränderung von Lebensräumen.

Die Veränderungen ökologischer Prozesse außerhalb der natürlichen Variationsbreite und signifikante direkte und indirekte Auswirkungen auf betroffene Arten sind zu beobachten. Dabei spielen die Größe der betroffenen Gebiete, die Dauer der Auswirkungen, die Reversibilität oder Irreversibilität und die Größe und Lage aller geschützten oder / und renaturierten Lebensräume eine Rolle für die Renaturierungsmaßnahmen.

 

Liefer- und Wertschöpfungskette

Festzustellen ist zuerst die Zahl der Lieferanten, die auf Umweltauswirkungen bereits überprüft wurden. Wurden hierbei erhebliche tatsächliche und potenzielle negative Umweltauswirkungen ermittelt? Wurden dabei Prozesse bislang außer Acht gelassen? Wie erfassen wir diejenigen Lieferantenprodukte, die keine nachhaltige Wirtschaftsweise erkennen lässt.

 

Verfahren und Standards der Nachhaltigkeit

Eine Auswahl an Verfahren, Berichtsstandards, Rating und Rankings zur Nachhaltigkeit ohne Anspruch auf Vollständigkeit:

 

European Federation of Financial Analysts Societies (EFFAS)

https://effas.net/pdf/EFFAS%20Charter%2011%20April%202014.pdf

http://effas.net

RNE Rate für Nachhaltige Entwicklung

https://www.nachhaltigkeitsrat.de

DNK – Kodex zur Nachhaltigkeit

www.deutscher-nachhaltigkeitskodex.De

Global Reporting Initiative (GRI)

www.globalreporting.org/resourcelibrary/

https://www2.globalreporting.org/standards/g4/Pages/default.aspx

Integrated Reporting <IR>

https://integratedreporting.org

Ziele für nachhaltige Entwicklung

http://unstats.un.org/sdgs/indicators/database

Research für Nachhaltigkeit

www.cdp.net

Europäische Union Rechtliche Rahmenbedingungen für Nachhaltigkeit

https://ec.europa.eu/environment/eia/eia-legalcontext.htm

Rohstoffe und Indizes

https://de.wikipedia.org/wiki/Rohstoffindex

https://www.bloomberg.com/professional/product/indices/bloomberg-commodity-index-family

https://www.boerse.de/indizes/Rohstoffe/kuRSLISTE

Global Footprint

http://data.footprintnetwork.org/?_ga=2.137997744.162106754.1574786996-1700769046.1574786996#/sustainableDevelopment?cn=all&type=earth&yr=2016

Nachhaltigkeitsinvestment

http://oekom-research.com

https://www.unpri.org

Richtlinie zur Nachhaltigkeit für global agierende Unternehmen

https://www.oecd-ilibrary.org/governance/oecd-leitsatze-fur-multinationale-unternehmen_9789264122352-de

DIN ISO 14000+ und 26000

https://www.iso.org/obp/ui/#iso:std:iso:14005:ed-2:v1:en

https://www.iso.org/iso-14001-environmental-management.html

https://www.iso.org/obp/ui/#iso:std:iso:26000:ed-1:v1:en

Nachhaltigkeitskompass

https://sdgcompass.org/business-tools

Beschleunigung der Erderwärmung

http://www.igbp.net/globalchange/greatacceleration.4.1b8ae20512db692f2a680001630.html

https://www.pnas.org/content/pnas/115/33/8252.full.pdf

https://www.slideshare.net/IGBPSecretariat/great-acceleration-2015?ref=http://www.igbp.net/

Global Overshot

https://www.overshootday.org

UNCTAD

https://isar.unctad.org/blog/2018/10/22/sustainability-reporting-and-sdgs/

Natural Capital Coalition

https://naturalcapitalcoalition.org/natural-capital-2/

http://naturalcapitalcoalition.org/wp-content/uploads/2016/07/NCC_Primer_WEB_2016-07-08.pdf

TEEB Bundesamt für Naturschutz „The Economics of Ecosystems and Biodiversity“

https://www.ufz.de/teebde/

UN Sustainable Indikators

https://unstats.un.org/sdgs/indicators/database

Sustainable Assistent SAFA

http://www.fao.org/fileadmin/templates/nr/sustainability_pathways/docs/Factsheet_SAFA.pdf

True Cost Accounting

https://www.soilandmore.com/de/accountable-by-nature

Bewertungssystem SFS Smart

https://www.sustainable-food-systems.com/smart-methode/#toggle-id-5

GEMIS Software von IINAS – Internationales Institut für Nachhaltigkeitsanalysen und -strategien

http://iinas.org/gemis-de.html

International Labor Organization

https://ilostat.ilo.org

FNG-Siegel für nachhaltige Investmentfonds

http://fng-siegel.org/de/

 

 

Fazit

Eine harte Nuss gilt es zu knacken. Die Ziele einer ökologischen Nachhaltigkeit verlangen es aufgrund der Not der Zeit. Dort, wo Schwellenwerte für Rohstoffe und den Ver- und Gebrauch von Ressourcen fehlen oder nicht gesetzlich geregelt werden, sollten Unternehmen die Notwendigkeit von Schwellen-Werten in der Nachhaltigkeit erkennen und diese festlegen. Betragsmäßig übersteigen externe Effekte die Schwellen nicht mehr die Kompensations- und Ausgleichsmaßnahmen sowie Anstrengungen zum Aufbau der Biosphäre. Dies ist durch ressourcenschonendes und sozialverträgliches Wirtschaften zu erreichen. Nachhaltigkeit beginnt beim Erreichen dieser Schwellen. Dialog zu den Schwellenwerten kann in der Wertebilanz gebucht werden. Sowohl im erweiterten Kontenplan wie auch in der Bilanz. Dort zum Beispiel, wenn über Renaturierung hinaus neue „Masse“ für die Biosphäre erzeugt wird. Wenn in Wald und Flur neuer Humus geschaffen wird, dann gilt dies als eine Investition in die Zukunft und erschafft einen natürlichen Mehrwert, der bislang nicht oder nur indirekt in der Buchhaltung auftauchte. Die Wertebilanz stellt dafür ihren systematischen und ganzheitlichen Ansatz zur Verfügung.

Fußnoten:

[1] Pörksen, U., Nachhaltigkeit (Tutzer), Versuch einer Begriffsklärung, 2009

[2] Foster, John B., https://www.marx21.de/marx-oekologie-umwelt-natur/

[3] https://de.wikipedia.org/wiki/Brundtland-Bericht#cite_note-1

[4] https://www.nachhaltigkeit.info/artikel/brandt_report_1980_519.htm

[5] https://www.bundestag.de/gg

[6] http://d-nb.info/1058049879

[7] https://gutenberg.spiegel.de/buch/wilhelm-meisters-lehrjahre-3669/2

[8] https://www.nachhaltigkeit.info/artikel/definitionen_1382.htm

[9] J. Daniel Dahm Benchmark Nachhaltigkeit: Sustainability Zeroline, transscript verlag, 2018

[10] https://www.overshootday.org

[11] http://data.footprintnetwork.org/?_ga=2.137997744.162106754.1574786996-1700769046.1574786996#/sustainableDevelopment?cn=all&type=earth&yr=2016

[12] J. Daniel Dahm Benchmark Nachhaltigkeit: Sustainability Zeroline, transscript verlag, 2018

 

Wertebilanz das Buch

Wertebilanz – Werte nachhaltig bilanzieren für eine zukunftsfähige Ökonomie

Lindemanns Bibliothek – Fachbuch

ISBN 978-3-96308-110-1 · 29,80 Euro

 

monnet – Unternehmensentwicklung

CO2 Preise, Steuern und Emissionshandel

WertePost – CO2 Preise, Steuern und Emissionshandel

CO2 Preise, Steuern und Emissionshandel

 

 

CO2 Preise, Steuern und Emissionshandel

Wir haben in Deutschland eine immer größer werdende Anzahl von etwa 20 Steuerarten. Die neueste vielleicht auf uns zukommende wird eine CO2 Steuer sein? Der Bürger versteht schon lange nicht mehr, für was und wen er Steuern zahlt. Steuern auf den Flugtreibstoff Kerosin in Zeiten des Klimawandels werden EU-weit nicht erhoben, außer in den Niederlanden. Mehrfachbesteuerung über die Mehrwertsteuer hinaus durch zahlreiche verdeckte Verbrauchssteuern sind nicht nachvollziehbar. Stehen die Art und Weise, wie der Staat Steuern erhebt und wofür er diese Mittel ausgibt in einem gesunden Verhältnis? Die Umsatzsteuer wird prozentual unterschiedlich z.B. 7% für Kartoffeln und Garnelen und 19% für Süßkartoffeln und Hummer erhoben. Dies ist beileibe nicht nachvollziehbar.¹

Unverständlich für Unternehmer und Bürger bleibt, wofür diese Steuern gezahlt werden. Es ist ebenso nicht transparent, wohin die Unternehmenssteuergelder fließen. In den vergangenen Jahrzehnten wurde wiederholt die Umsatzsteuer erhöht. Dies hatte zur Folge, dass diese Mehrkosten an die Konsumenten weitergereicht wurden und über die Mehrwertsteuer wiederum zugelangt wurde. Ein anderes Beispiel ist der Solidaritätszuschlag. Er wird seit der Wende erhoben. Der ursprüngliche Zweck liegt nicht mehr vor. Zu Beginn sollten damit die Kosten der Wiedervereinigung und der Umbau der ehemaligen DDR finanziert werden.

 

 

CO2 Steuern und die Unternehmen

Dass Unternehmer bei der drohenden CO2 Steuer oder über einen möglichen Emissionshandel stöhnen, scheint verständlich. Der Grundgedanke des Emissionshandels scheint gut. Er beruht auf dem Prinzip Selbstorganisation der Unternehmer und der Gesellschaft. Das Konzept basiert auf unternehmerische ökologische-ökonomische Ausgleiche. Es gibt Unternehmen, die z.B. mehr CO2 produzieren und welche, die es weniger tun. Damit tritt eine schwer zu lösende Aufgabe auf den Plan. Wer bestimmt die Grenzwerte und wie hoch werden die Schwellen gesetzt? Wer organisiert den Handel und wer verdient daran? Selbstverständlich ist, dass Luft und CO2  nicht national zu fassen sind. Ein Zertifikate Handel müsste global definiert und umgesetzt werden.

Die Bürger werden vielleicht erst klagen, wenn die Folgen dieser möglichen neuen Steuer ihren Geldbeutel leeren. Verstehen werden die auslösenden Faktoren eher wenige. Steuern könnte mehr mit dem Verb steuern in Beziehung gebracht werden. Richtung weisen, weniger reglementieren könnte ein Motto sein. Was müsste anders geregelt werden? Was wären Voraussetzungen für eine Veränderung? Steuern sollten wir neu definieren und anders regeln. Dabei könnten die unterschiedlichen Sichtweisen des Staates, der Unternehmen und der Bürger eine bedeutende Rolle spielen. Was müsste geschehen, dass Bürger wie Unternehmen gerne Steuern zahlen?

Ein paradoxer Gedanke? Der Grundgedanke der Finanzierung der allgemeinen Gesellschaftsaufgaben und des Gemeinwesens durch Steuern träte mehr in den Vordergrund.²  In diesem Sinne haben Unternehmer nicht prinzipiell etwas gegen Steuern, genauso wenig wie mündige und verantwortungsbewusste Bürger.

Mit der Wertebilanz kann die Erfassung von ökologischen, sozialen und kulturellen Werten neue Grundlagen für eine ressourcengerechte Besteuerung liefern. Differenziert gebucht, ließen sich aus Bilanz und GuV steuerlich relevante Werte extrahieren, die eine realökonomische Grundlage hätten.³ Dies würde voraussetzen, dass der Staat selber ebenfalls (Werte) bilanziert. So kann die Verwendung und die Wirkung des Mitteleinsatzes aus Steuerausgaben genau verfolgt und besser analysiert werden. Sowohl von Bürgern als auch von Unternehmen. Die mehrfache Besteuerung mit ihrer Kaskadenwirkung könnte so eingedämmt werden. Das Steuersystem und die Verwaltung würden sich gesundschrumpfen.

Wertvolle Rohstoffe, vor allem wiederverwertbare sind als Ressourcen, im Sinne als Vermögenswerte eines Unternehmens anzusehen und auch als solche zu buchen. Damit ist die Verantwortung für die Ressource eindeutig dokumentiert, nämlich im produzierenden Unternehmen. Die Verantwortung für unsere Ressourcen lässt sich so nicht mehr versteckt, durch den Verkauf der Erzeugnisse an den Verbraucher, abdrücken.

Der Verbrauch der Ressource wird dokumentiert, wie auch die Aufwendungen der Wiederherstellung/Recycling. Bei der Produktion von Waren entstehen Spurengase wie CO2 oder toxische Substanzen. Hier gilt es die Vermeidung oder Minderung, die Verwandlung in weniger schädliche Substanzen, die Auslassung oder die Eliminierung durch geeignete Verfahren zu dokumentieren und den Werteverzehr oder den -zuwachs zu buchen.

Damit wären wir bei der Frage, was schädlich für den Menschen und die Gesellschaft ist. Billige Produkte führen in der Regel dazu, dass die eigentlichen Kosten beim Staat und dann beim Bürger landen oder zu Lasten der Natur gehen. Ein Plastikbecher z.B. wird aus mehreren hundert Chemikalien hergestellt. Er kann weniger gut oder gar nicht recycelt werden wie einer, der nur aus wenigen Werkstoffen hergestellt wurde. Das Beispiel macht eine weitere Aufgabe deutlich.

Der Staat hat die Verantwortung, gewisse Produktionsverfahren und Werkstoffe, die dem Gemeinwohl und der Natur schaden, per Gesetz zu verbieten. Das muss keinesfalls in eine Sackgasse führen: es würde Einiges bewirken. Ingenieure sind dafür bekannt, dass sie erfinderisch sind und Neues kreieren oder Ersatzlösungen konzipieren. So würden Unternehmen, die sich der Kreislaufwirtschaft und der Ökologieeffektivität verpflichtet sehen, automatisch weniger Steuern zahlen, da sie zu ihrem Vermögen in Verantwortung stehen.

Dies wird messbar am Wert der verwandten Ressourcen. Mit anderen Worten, ein Unternehmen, das Verantwortung für die Ressource übernimmt und sie erhält, würde auch weniger vom Staat zur Kasse gebeten. Der Verzehr der Ressource müsste nur besteuert werden. Die steuerliche Einsparung kann in die Aufwendungen zur Erhaltung der Ressource reinvestiert werden. Unternehmen, die ihre Ressourcen verbrauchen, müssten zusätzliche Steuern dafür zahlen. Die Rücknahmeverpflichtung der Hersteller für ihre Produkte wird seit mindestens drei Jahrzehnten diskutiert. Wenn Vermeidung der Produktion von Schadstoffen oder unternehmerisch nachhaltige Verantwortung vom Staat honoriert wird, wird dies weitreichende und positive Effekte für unsere Umwelt haben.4.

 

Steuern und Digitales

Zurück zum Thema Steuern. Die Forderung nach einer Digitalsteuer macht einiges deutlich. Die Digitalisierung und die damit verbundene Wertschöpfung hat dazu geführt, dass Konzerne wie Google und Facebook sich nicht herkunftsnational, sondern fremdnational besteuern lassen. Dies indem sie die Umsätze und damit Gewinne in Nationen wie Irland verlegen. Hier gelten andere Steuergesetzgebungen und vor allem geringere Steuern als im Herkunftsland. Das sind Auswüchse der Globalisierung. Der hier gelebte priorisierte Unternehmenswert ist „most profit“ und unternehmerischer Egoismus.

Fragen werden hier laut wie: Ergibt es Sinn und ist es zielführend, globale Steuern einzuführen? Können international erzielte Erlöse überhaupt eine nationale Angelegenheit sein? Wo liegt die tatsächliche Wertschöpfung von Digitalprodukten? Hier wird es immer flüchtiger und mit althergebrachten Methoden und Steuersystemen kommt die Weltgemeinschaft nicht weiter. Ein Gedanke wäre den Ver- und Gebrauch von Digitalprodukten dort zu besteuern, wo er tatsächlich in Anspruch genommen wird. Dies würde bedeuten, dass die Erhebung der Mehrwert- und die Umsatzsteuer anders gehandhabt werden müssten.

 

Fazit

Unternehmen, die bislang eher den Profit und die Verschwendung von Ressourcen als Maxime ihres Unternehmens sahen, werden sich umorientieren müssen. Dies, wenn die oben grob beschriebenen neuen Steuergrundsätze eingeführt würden. Dann werden Waren, die über Gebühr Ressourcen verschwenden, so teuer, dass Unternehmen Gefahr laufen, unwirtschaftlich zu arbeiten.

Dies bedeutet auch ein neues Verständnis des Begriffs des Vermögens. Roh- und Hilfsstoffe werden als Ressource in das Anlagevermögen der Wertebilanz genommen und bleibt so im Besitz des Unternehmens. Das bedeutet für Unternehmen, Verantwortung zu übernehmen für die verwandten Materialien, Produkte und Ressourcen. Diese Orientierung wird zu weiteren Aufwendungen für die Unternehmen führen, all diese Prozesse, die der Nachhaltigkeit geschuldet sind, zu bilanzieren.

Der Aufwand lohnt sich, da alle Beteiligten nachvollziehen können, wie die Werte wachsen oder vergehen. Und warum und wieviel Steuern dafür fällig werden. Bei der Gelegenheit kann auch hinterfragt werden, ob die Mehrwertsteuer tatsächlich Mehrwerte besteuert. Oder ist sie tatsächlich eine Konsumsteuer? Wir sind uns einig: wir können vieles messen, aber nicht alles. Was wir messen können, gehört in die Bücher der Unternehmen. Wir haben es schwer den abstrakten scheinenden Begriff oder den Wert der Ökologie zu messen.

Allerdings können wir das, was wir zum Beispiel für den Schutz, den Aufbau oder die Renaturierung von Ressourcen einsetzen und ausgeben, in der GuV exakter und stichhaltiger erfassen. Auf dieser Grundlage könnte der Staat dies besser nachvollziehen und damit realer besteuern. Differenziert dieses nach erweiterten Faktoren und Kategorien und der Bewertung dieser. Neuland für die Bilanzierung von Unternehmensprozessen im digitalen und globalen Zeitalter – nachhaltig, ökologisch, sozial und kulturell.

Das inzwischen verabschiedete Klimaschutzprogramm 2030 ist ein weiterer kleiner unbeholfener Schritt auf ausgetretenen Pfaden: Eine neue Haltung zu finden und wirksame Gesetze zu beschliessen, die unsere Natur schützen, würdigen und die partikularen Eigeninteressen der Menschen mässigen. 5

 

Wertebilanz das Buch

Wertebilanz – Werte nachhaltig bilanzieren für eine zukunftsfähige Ökonomie

Lindemanns Bibliothek – Fachbuch

ISBN 978-3-96308-110-1 · 29,80 Euro

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Bundestag Wertebilanz

WertePost – die Wertebilanz zu Gast im Bundestag

Die Wertebilanz zu Gast im Bundestag

 

 

Berlin, 8.5.2019, eingeladen hatte Kerstin Andreae MdB, Sprecherin für Wirtschaftspolitik, Bündnis 90/Die Grünen der Bundestagsfraktion.

Dort wurde der Jahreswohlstandsbericht 2019 der Grünen, Wohlstand ist mehr als Wachstum – Nachhaltigkeit in die Bilanzen vorgestellt.

Der Bericht wurde im wesentlichen von Prof. Dr. Hans Diefenbacher, Universität Heidelberg und Roland Zieschank, Freie Universität Berlin, im Auftrag der Grünen verfasst. Eingangs führten beide in das Thema Wohlstandsberichterstattung und internationale Ansätze in der Wohlstandsmessung ein.

Frau Saori Dubourg, Vorstandsmitglied BASF räumte vielleicht bestehende Vorurteile gegenüber der BASF aus. Ihr passionierter Vortrag zielte auf die Frage der unternehmerischen Erfolgsmessung über finanzielle Kennzahlen hinaus. Die BASF berücksichtigt auch ökologische und soziale Gesichtspunkte mit in der Unternehmenssteuerung und Bilanzierung.

Gemeinwohl-Bilanzierung als Nachhaltigkeitsrahmen wurde von Heinrich Kronbichler, WBS Training AG mit praktischen Beispielen dargestellt. Gerd Hofielen, Humanistic Management Practices brachte die Theorie der Gemeinwohlökonomie dem Publikum näher.

Werte und Wirkungen bilanzieren – die Wertebilanz wird hier begonnene Gespräche fortführen.