Aktiva

Werte-Post – Aktiva, Abschreibung und Langlebigkeit

 

Aktiva, Abschreibung und Langlebigkeit

Less reporting, more accounting – Weniger Berichtswesen, mehr Buchführung Teil 4

 

In den folgenden fünf Teilen dieser Serie von WertePosts gehen wir der Frage nach, inwieweit unsere derzeitigen Reporting Werkzeuge tauglich sind, die notwendigen Schritte für unsere Zukunftsfähigkeit (#sustainability ) zu erzielen. In Teil 1 untersuchen wir, ob die Agenda 2030 für Unternehmen wirksam ist. Teil 2 behandelt die Frage nach den #Ressourcen und der Frage nach der Endlichkeit. Teil 3 wirft einen Blick auf die Klimaaspekte und Reporting. Teil 4 bringt einen neuen Ideenansatz, die #Nachhaltigkeit im Umgang mit unseren Ressourcen mit einem anderen Umgang mit #Aktiva und #AfA zu lösen. Teil 5 beleuchtet #ESG und die #EU-#Taxonomie und deren Schwächen.

 

Natur pur

Unvorhersehbare natürliche Ereignisse wie Vulkanismus, Erdbeben, Sonneneruptionen, Änderung des Winkels der Erdachse folglich der Geschwindigkeit der Erdumdrehung oder Einschläge von extraterrestrischem Material können Kettenreaktionen auslösen, die unsere Vorstellungskraft sprengen. Diese natürlichen ‚Interventionen‘ können uns leichthin die Klimabilanz verhageln oder unsere Anstrengungen zunichte machen. Nichtsdestotrotz ist Meidung von weiteren Treibhausgasen unausweichlich. Ein weiterer Gedanke ist der Ausstieg aus der Überflussgesellschaft. Mäßigung ist angesagt. Das muss nicht zwingend mit dem Wohlstand kollidieren. Es wird ein neuer Wohlstand zu kreieren sein.

 

Aktiva, aktivieren und abschreiben

Welche Mechanismen bauen wir zukünftig in unser „Messsystem“ Bilanz ein und wie? Die Abschreibung für Anlagegüter (AfA) ist ein bekanntes Korrektiv für Vermögens- und Materialschwund. Dies halten wir für einen guten und ausbaufähigen Mechanismus. Er dokumentiert die Zukunftsfähigkeit unternehmerischen Handelns besser. Vorbedingung ist natürlich, dass wir lernen, Ressourcen auch bilanziell zu aktivieren. Wir haben in Teil 2 hergeleitet, dass die Endlichkeit unserer Ressourcen leider nur näherungsweise bestimmbar ist. Wir können also die AfA nicht an tatsächliche Ressourcenmengen binden. Die Endlichkeit der Ressourcen in der Bilanz können wir aber genauer abbilden, als wir es heute buchen. Daher können wir die heutige gängige Buchungspraxis auch für die Ressourcen anwenden[1].

Wir buchen pro Ressource den Einkaufwert als Aktiva ein. Der AfA Zeitraum für die Rohstoffe muss prozentual lang sein. Bei Wirtschaftsgebäuden veranschlagen wir heute 4%, das heißt 25 Jahre, bei Wohngebäuden 2%, sprich 50 Jahre. Maschinen und andere Anlagen folgen anderen Abschreibungszeiträumen. Der Grundgedanke der bisherigen gesetzlich vorgeschriebenen Abschreibungen ist, dass die AfA als Kosten in die Gewinn- und Verlustrechnung (G+V) aufgenommen wird. Das hat zur Folge, dass das der Gewinn rechnerisch geringer wird. (Damit müssten auch die zu zahlenden Steuern geringer ausfallen, weil ressourcenschonender Umgang bilanziell sichtbar wird). Die AfA sorgt somit für Liquidität und damit für Investitionsmöglichkeiten. Hier kann eine neue gesetzliche Regelung Gutes bewirken: Die Liquidität fließt zwingend wieder in die Aktivierung und Renaturierung von Ressourcen (Kreislaufwirtschaft). Sinnvoll ist es, die Abschreibungszeiträume generell höher anzusetzen.

 

Langlebigkeit Ökoinstitut© Langlebigkeit Ökoinstitut©

Langlebigkeit Ökoinstitut© Langlebigkeit Ökoinstitut©

Langlebigkeit

Die AfA-Werte für Computer mit 3 oder Kraftfahrzeuge mit 6 Jahren zeigen deutlich, dass der Staat keinerlei Interesse an Nachhaltigkeit der Produkte und realer Besteuerung hat. Ist ein Auto nach 6 Jahren nichts mehr wert oder zu gebrauchen? Gute Computer halten je nach Qualität der Bauart mehr als 10 Jahre. Theoretisch könnten viele Komponenten einfach ausgetauscht werden, damit die Funktionen in der notwendigen Geschwindigkeit und Qualität erhalten bleiben (Prozessor, Memory, usw.). Produzenten sollten dafür steuerlich belohnt werden, langlebigere Produkte herzustellen. Wäre die AfA erhöht, würde die Bemühungen der Hersteller für Langlebigkeit[2] gefördert, hätte das einen riesigen Hebel. Die Instandhaltung der Produkte müsste ebenfalls steuerlich belohnt werden.

 

Recycling

Führen wir gar eine Produktrücknahmeverpflichtung der Industrie ein, förderten wir die Anstrengungen der Produzierenden, den Recyclinganteil der Waren zu erhöhen. Wer nimmt schon gerne Ramsch zurück in seine Bestände, den es teuer zu entsorgen oder aufwendig zu recyceln gilt?[3] Sinnvoll ist es in Zukunft, die AfA an die Recyclingfähigkeit und die Langlebigkeit der Produkte binden. Aufgrund der noch sehr bescheidenen Recyclingquoten ergibt dies derzeitig wenig Sinn. Nehmen wir das fiktive Beispiel eines Rohstoffes mit einer hohen Quote von 50%. Dies würde bedeuten, dass wir 50% sofort oder im ersten Jahr abschreiben müssten. Das wäre nicht im Sinne des Ressourcenschutzes und wirkt kontraproduktiv für eine nachhaltige ökologisch orientierte Bilanzierung.

Standardlauf des Weltmodells von 1972, Grenzen des Wachstums

 

Recycle – Bares?

Unsere Recherchen in Bezug auf die Recyclingfähigkeit von Rohstoffen kommen zu einem ernüchternden Resultat, Stand der Technik und des Wissens heute. Der Energieeinsatz, einen überwiegenden Anteil der Rohstoffe wieder in den Produktions- und Nutzungskreislauf zurückzuholen, fällt gering aus. Bei 50% der 30 seltenen Rohstoffen ist die Recyclingquote gleich null, etwa 25% liegt sie im einstelligen % Bereich und ebenfalls 25% liegen unter 55%.

 

Recyclingquote

Keine Ressource ist derzeit zu hundert Prozent wiederverwertbar. Diese Quote ist immens zu steigern! Wir müssen das umgehend ändern. Bei anderen Ressourcen wie Kunststoff stellt sich die Frage, ob es nicht besser wäre, die Herstellung zu ändern. Plastiktüten und -flaschen haben eine viel zu lange Lebensdauer. Es ist nicht zu verstehen, wie wir über Jahrzehnte aus organischen Rohstoffen (erdölbasiert) Milliarden von Tonnen mehr oder weniger anorganische Kunststoffe hergestellt haben. Wir benötigen also eine intelligentere Verschwendung (C2C). Es sind große und viele Innovationen notwendig, die Recyclingquoten weit über 70% zu bewegen. Die Kreislaufwirtschaft ist ein Anfang. Allerdings ist sie noch ein wenig dem Paradigma verhaftet. Wir produzieren und führen den Abfall aufwendig in den Produktionszyklus oder auf die Müllhalde zurück.

 

Abnutzung

Trotz der Verallgemeinerung unserer Ausführungen und das sicherlich nicht allen Bereichen gerecht wird, bleiben offene Fragen. Die Abnutzung oder Verschleiß der Rohstoffe ist zu hoch. Die Energiekosten für die Rückgewinnung werden in der Gesamtrechnung der ökologischen Wirtschaftlichkeit gerne verdrängt oder externalisiert. Wege aus den Engpässen wären neue technische Herstellungsverfahren. Sie erhöhen den Recyclinggrad der Ressourcen massiv. Oder sie begünstigen die schnelle Rückführung in die Natur (Kompostierung). Die Produktion von langlebigen Produkten mit hohem Instandhaltungsanteil ist ein weiterer Baustein. Weiterhin die Fertigung von Produkten, die in ihren einzelnen Teilen nahezu hundert Prozent wiederverwendbar sind. Das Prinzip von der Wiege zur Wiege.

 

Aktiva und Nachhaltigkeit

Uns sollte klar werden, dass der einzig sinnvolle Verantwortliche für die Ressourcen und dessen Verbleib das herstellende Unternehmen ist. Weder die Lieferanten noch die Konsumierenden können nachhaltig real verantwortlich sein. Nachhaltig heißt uE. auch, nachhalten und Langlebigkeit unserer Ressourcennutzung feststellen zu können. Buchen wir Rohstoffe als Grundlagen unserer Produkte nur als Aufwand, machen wir aus ihnen Wegwerfmaterialienunternehmer, die an nachhaltigem Wirtschaften und der Pflege und Erhaltung unserer Natur mit ihren Ressourcen interessiert sind und erstellen Wertebilanzen. Bestandteil der Wertebilanz ist eine rohstoffgetreue Nachhaltigkeitsbuchhaltung. Herkömmlich buchen wir Rohstoffe als Verbrauchsmaterial in der Gewinn- und Verlustrechnung (G+V). Eine anachronistische Haltung gegenüber der Natur und ihren Ressourcen spiegelt sich in unseren Bilanzen. Nach dem Jahresabschluss verlieren wir das Wissen und damit die Verantwortung über die Ressource und dessen Wert nahezu. Die G+V wird 365 Tage gebucht, Aktivierung ist abhängig von der Abschreibung für Jahre.

 

Sharing economy

Im Bilde gesprochen geben die Produzierenden die Ressource mit einem unsichtbaren Band an die Konsumierenden weiter. Sie leihen sie aus (Sharing economy[6]). Desgleichen gilt für die Lieferketten mit ihren Erzeugnissen und halbfertigen Gütern. Die Verantwortlichkeit muss beim Lieferanten in der Bilanz auftauchen. Der Ort, an dem wir die Ressource/Rohstoff bislang buchen, ist demnach nicht der richtige. Ressourcen sind der Natur nach Aktiva und damit Vermögen oder vermögensbildend. Ohne Ressourcen kein Wohlstand.

 

Mobiles

Nehmen wir das Beispiel eines Herstellers von mobilen Endgeräten. Dort wird Kupfer verwendet. In dem Moment, da es in der Produktion verbaut wird, geht es zukünftig in den Besitz und damit die Verantwortung des Unternehmens über. Mit anderen Worten wird die Ressource Kupfer zum Anlagevermögen des Unternehmens. Damit ist etwas Wundersames in der Bilanzierung geschaffen. Der „Ort“, in dem Nachhaltigkeit von Ressourcen gebucht und geprüft werden können. Zugang (Recycling, Renaturierung) wie Abgang (Schwund, Verlust) des Kupfers können dokumentiert werden.

 

Zukunftsbilanz

Deswegen beinhaltet die Bilanzierung von morgen eine wirklichkeitsgetreue Abbildung von Werten und Ressourcen. Diese gibt dem Unternehmen Orientierung und Ausrichtung für die Zukunft. Zukunftswerte werden so in den Aktiva vermögensbildend gebucht. Die Zukunftsfähigkeit hat in den heutigen Bilanzen zu wenig Stellenwert. Die Zukunftsbilanz ist und kann die Wertebilanz sein. Die herkömmliche Bilanzierung wird erheblich um die Erfassung von Wirkungen und Werten ergänzt. Wir verfügen etwa über 30.000 Rohstoffe für die industrielle Fertigung. Es ist selbstredend, dass wir diese nicht alle aktiv bilanzieren. Neben der individuellen Verwendung im Betrieb benötigen wir zusätzliche Auswahlkriterien. Diese können beispielsweise sein: Seltenheit auf dem Markt und der Erde, Hochpreisigkeit und Recyclingquote.

Es gibt noch Einiges zu verändern!

[1] https://www.bundesfinanzministerium.de/Content/DE/Standardartikel/Themen/Steuern/Weitere_Steuerthemen/Betriebspruefung/AfA-Tabellen/AfA-Tabelle_Aluminiumfolienindustrie.html

[2] https://flic.kr/s/aHskub5BG5

[3] https://www.oeko.de/forschung-beratung/themen/konsum-und-unternehmen/obsoleszenz-strategien-gegen-die-wegwerfgesellschaft

[4] http://www.c2c.org, Prof. Dr. Michael Braungart, Gewinner des Nachhaltigkeitspreises 2022

[5] https://www.umweltbundesamt.de/sites/default/files/medien/378/publikationen/texte_11_2016_einfluss_der_nutzungsdauer_von_produkten_obsoleszenz.pdf

[6] https://de.wikipedia.org/wiki/Sharing_Economy

 

GHG Treibhausgase

AGENDA 2030 UND DIE SDGs

WertePost – Agenda 2030 und die SDGs

 

AGENDA 2030 UND DIE SDGs – Teil 1:

 

Less reporting, more accounting – Weniger Berichtswesen, mehr Buchführung

In den folgenden fünf Teilen dieser Serie von WerteBlogs gehen wir der Frage nach, inwieweit unsere derzeitigen Reporting Werkzeuge tauglich sind, die notwendigen Schritte für unsere Zukunftsfähigkeit (Sustainability) zu erzielen.

In Teil eins untersuchen wir, ob die Agenda 2030 für Unternehmen wirksam ist. Teil 2 behandelt die Frage nach den Ressourcen und der Frage nach der Endlichkeit. Teil 3 wirft einen Blick auf die Klimafragen und Reporting. Teil 4 bringt einen neuen Ideenansatz, die Nachhaltigkeit im Umgang mit unseren Ressourcen mit einem anderen Umgang mit Aktiva und AfA zu lösen. Teil 5 beleuchtet ESG und die EU-Taxonomie und deren Schwächen.

 

Die ökologische Transformationsuhr läuft – AGENDA 2030 UND DIE SDGs

Vielleicht seit 1972 tickt diese Uhr, immer lauter. Maßgeblich wurde die Uhr durch den ersten Bericht des Club of Rome gestellt. Mit der Agenda 2030 nahm die Bundesregierung 2015 von 193 UN-Staaten unterzeichneten Nachhaltigkeitsziele [1] in ihre politische Agenda auf. Die Ziele ökologischer Tragfähigkeit, sozialer Gerechtigkeit, wirtschaftlicher Effizienz sowie gesellschaftlicher Teilhabe und Demokratie wurden neu miteinander verbunden. Es entstanden die 17 Ziele für eine nachhaltige Entwicklung. Global und national. Die Sustainable Development Goals (SDGs) sind in der Graphik 1 in drei Ebenen zusammengestellt und in der zweiten (Graphik 1) in vier Bereiche geordnet. Diese Darstellung macht deutlich, dass der Begriff der Nachhaltigkeit im Vergleich zu dem vor 20 und 50 Jahren erheblich erweitert und aufgefächert wurde.

 

AGENDA 2030 UND DIE SDG

Graphik 1: SDGs und Unternehmenswerte einer Wertebilanz

Der Mensch ist auch ein Naturwesen. Die Biosphäre der Erde gleicht einem lebendigen Organismus. Seit der Antike kennen wir sie auch als Gaia. Vielleicht müssen wir als Menschheit den „Schutz“-Begriff erweitern. Nicht nur die Natur, die Arten müssen geschützt, der Mensch auch vor sich selbst beschützt werden. Vielleicht benötigen wir auch einen neuen oder zumindest präziseren Begriff für Nachhaltigkeit? Wir sind inzwischen mit einer Schwemme von Begriffen von Nachhaltigkeit und Methoden konfrontiert. Wir haben nicht nur green-washing zu beklagen. Wir sehen auch change-washing. [2] Das ist Vortäuschung falscher Transformationstatsachen.

 

Exploration durch die AGENDA 2030 UND DIE SDGs

Es gibt inzwischen weltweit Tausende von Sustainability Initiativen, Sustainability Managern und inzwischen Abertausende von Nachhaltigkeitsforschern. Im Vermessen der Welt und ihrer Phänomene durch die Wissenschaft sind wir inzwischen auf einem beachtlichen Niveau angelangt. Doch wie und in welcher Form Unternehmen das Messen umsetzen können, bleibt fraglich.

Die beschriebenen 17 SDG sind aus der Perspektive der UN und von Nationen verfasst. Also gleichen sie einer nationalstaatlichen politischen Willenserklärung. Wir erkennen nach eingehendem Studium, dass die Ziele sehr unterschiedliche Wirkung und Dimensionen haben können. Dies gilt ebenso für die Zielrichtungen der einzelnen Ziele wie deren Verbindungen und deren Abhängigkeiten zueinander.

 

Die 17 Ziele haben von Grund auf eine allgemeine Ausrichtung. Alle Ziele zusammengenommen sind weder für Institutionen noch für Unternehmen erreichbar. Einige Ziele widersprechen anderen oder zehren deren Wirkung auf. Nicht alle Ziele passen ohne weiteres in die Orientierung eines Unternehmens und die SDG weisen untereinander Inkonsistenzen auf [3]. Sie sind eher allgemeiner Natur. Wir haben eine detaillierte Auswertung der 17 SDGs vorgenommen, siehe SDG Wertebilanz Global Indicator Framework after 2021 refinement_EN_RM. Es sind in Summe mit den jeweiligen Unterzielen über 200 Indikatoren. Dabei prüften wir, ob und inwieweit die Ziele den Unternehmen helfen, die Nachhaltigkeitsziele zu finden und einzuhalten,

welche der 17 Ziele für die Wirtschaft und im Speziellen für Unternehmen nützlich und einsetzbar sind. Neben der Inkonsistenz der Ziele stellten wir fest, dass entscheidende Dinge fehlen wie zum Beispiel Kommunikation und Governance. Diese werden in Ziel 17 nicht hinreichend abgebildet. Es sind uE am Ende 4-5 Ziele, die unseres Erachtens eine nennenswerte Unternehmensrelevanz haben.

 

Wir sind noch einen Schritt weitergegangen und haben im Sinne der Wertebilanz das Wertesystem mit den 42 Einzelwerten mit den 17 SDGs in Beziehung gesetzt und diese zugeordnet. Hierdurch lässt sich erkennen, dass die Gesamtheit der 17 Ziele für Unternehmen wenig hilfreich ist, konkrete Nachhaltigkeitsaspekte zu realisieren. Das Ökoinstitut unter der Federführung von Prof. Dr. Rainer Grießhammer [4] hat zusammen mit der Universität Witten-Herdecke im Auftrag des BMBF dazu 2021 eine PROSA Studie veröffentlicht [5]. Mittels einer Software ProFitS [6] werden die entwickelten Bewertungsmethoden in einem Werkzeug zusammengefasst. So können Aspekte der 2030-Ziele erfasst und ausgewertet werden.

 

Wertesensorium

 

Wertesensorium

Die Werte der Wertebilanz sind eine Vorschlagsmenge sinnvoller Unternehmenswerte. Sie sind nicht als starres System anzusehen. Eine ‚Starthilfe‘ zu einer Arbeit an Unternehmenswerten. Unternehmen, Mitarbeiter wie Unternehmer bestimmen in aller Freiheit und Souveränität die für das Unternehmen wichtigen und relevanten Werte. Aus dieser Wertekonstellation gilt es folgerichtig, Messpunkte zu identifizieren und schlüssig in der Bilanz in Buchungen zu dokumentieren. Der Versuch, reale Unternehmenswerte mit den SDG Zielen zusammen zu bringen, macht es deutlich, dass die 2030 Agenda für Unternehmen nur hinlänglich funktionieren kann.

 

[1] https://www.2030agenda.de/de/publication/die-agenda-2030

[2] https://hbr.org/2021/05/overselling-sustainability-reporting

[3] Figure content uploaded by Jason Hickel: https://www.researchgate.net/publication/332422285_The_contradiction_of_the_sustainable_development_goals_Growth_versus_ecology_on_a_finite_planet

[4] https://portal.dnb.de/opac.htm?method=simpleSearch&query=110059085

[5] https://www.prosa.org/fileadmin/user_upload/pdf/Nutzenanalyse_Indikatorensteckbriefe_final.pdf

[6] https://www.prosa.org/profits

monnet – UE

Frieden und Krieg

WertePost – Frieden und Krieg

Frieden und Krieg

 

Anlässlich des Einmarschs der Putin Krieger in der Ukraine stellen wir ein paar grundsätzliche Gedanken zum Frieden an.

Gegenkräfte wie Gier, Machthunger, Egoismus und Gewaltbereitschaft haben uns in der Menschheitsgeschichte immer wieder einen Strich durch die Rechnung gemacht. Sklaverei und Tyrannei, Ausbeutung und Rücksichtslosigkeit sowie Krieg, Tod, Vertreibung und Folter haben Spuren im kollektiven Gedächtnis der Menschheit hinterlassen.

Nehmen wir den Krieg zur Verdeutlichung. Beim allerersten Hinsehen ist Krieg wirtschaftlich äußerst lukrativ, aber auch mit immensen Kosten und Vermögensumverteilung verbunden. Viele Beispiele unserer Geschichte zeigen eindeutig, dass in Zeiten des Krieges Menschen und Ressourcen verbraucht, zerstört und vernichtet werden. Wir können andererseits feststellen, dass Frieden und das, was wir dafür einsetzen, ebenfalls wertbildend ist. In Zeiten des Friedens geschehen Aufbau, Wohlstand, Entwicklung und andere Werte fördernde Prozesse. Der erste bekannte Krieg liegt etwa 5.500 Jahre zurück.

Er fand im alten Hamoukar im äußersten Nordosten Syriens statt, nahe der heutigen irakischen Grenze. Die Eroberung führte unter anderem zum Aufstieg Babyloniens.

 

Frieden

stehen sich gegenüber und scheinen untrennbar durch die Geschichte und unsere Ahnen verbunden. Krieg ist die Antipode des Friedens. Sollten wir uns, vielleicht mit Widerwillen, fragen, warum der Krieg eher gewählt wird als der Frieden? Ist er einfacher, wirksamer, effektiver, nachhaltiger? Sind Rücksichtslosigkeit, Habgier, Zerstörung, Machtstreben, Angriff und Aggression, nur um einige Begriffe zu benennen, erfolgversprechender und -reicher? Für Usurpatoren und Kriegstreiber ist die ökonomische Verwertung optimal, sonst hätten wir insgesamt keine dreistelligen Milliardenaufwände weltweit. So hat sich ein stets wachsender, industriell militärischer Komplex entwickelt und etabliert. Sie finanzieren sich über die bezahlten Krisen- und Kriegseinsätze durch die Bündnisländer. Auch durch den Verkauf von Waffen. Nach und während der Besatzung vollzieht sich in der Regel ein Ausschlachten des Vermögens des Unterworfenen. Ressourcen aller Art werden durch Knebelverträge über Jahre oder Jahrzehnte einverleibt. Ein weiterer Glaubenssatz rührt von kriegerischen Denkweisen. Wettkampf und Konkurrenz haben sich als Methoden unseres Verhaltens, angefangen vom Sport, Schule bis hin in die Unternehmen und unter den Unternehmen tief in unsere Sozialität eingegraben.

Dass viele bei der Vergötterung der Höchstleistung seelisch auf der Strecke bleiben, ist allbekannt. Sie sind in der Mehrheit. Wir möchten hier nicht gegen die Ausbildung von großen Leistungen und hohen Kompetenzen sprechen: Nur von der Frage der Wirkung und der Motivation, die wir alle daraus ziehen können. Es gibt eben nicht nur Gewinner und Verlierer, sondern auch Zurückbleibende. Unternehmen müssen sich nicht bekämpfen. Es ist nicht zwangsläufig so, dass nur der Beste ein Gewinner sein kann.

Es ist nichts dagegen einzuwenden, dass Unternehmen um die Erfindung, die Herstellung und Vermarktung des besten Produktes konkurrieren. Wenn diese jedoch andere Unternehmen ausschließen oder dafür sorgen, dass Konkurrenten aufgrund von Handelsbeschränkungen, Zöllen oder anderer unlauterer Methoden am Wettbewerb und Welthandel nicht teilnehmen können, dann ist das eine Fortführung des Krieges mit anderen Mitteln.

Krieg

Wie auch Frieden erfordern Einsatz, Aufwand und Kosten. Die Erträge fallen sehr unterschiedlich aus. Ersteres bringt die Menschheit zur Weiterentwicklung und wirtschaftlich ist es die Grundlage für Wachstum. Krieg füllt die Taschen der Eroberer und verteilt mit Tod, Zerstörung und Enteignung die Eigentumsverhältnisse neu.

Sich für Frieden einzusetzen, geschieht eher zum Wohle aller. Würde ein Staat bilanzieren müssen, gar eine Wertebilanz aufstellen, würden viele Unterlassungen und Schieflagen offenbar. Neben den Investitionen für Krieg, einem Kriegs- oder Wehretat hätte er die Gefahren und Risiken zu bilanzieren. Außerdem könnten die friedensstiftenden Maßnahmen und deren Wirkungen daneben gestellt und verglichen werden. Frieden ist ein Zustand, obwohl er natürlich und ursprünglich ist, der nach Waffenstillstand und Friedensschluss eintritt. Er ist ein Zeitraum und nicht statisch. Versöhnung und Verständigung sind ihm förderlich. Einmütigkeit und Harmonie seine Basis. Mahatma Gandhi sagte einmal so eindrücklich: „Es gibt keinen Weg zum Frieden, denn Frieden ist der Weg.“ Wenn Krieg die Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln wäre, was wäre dann der Frieden?

Friedfertigkeit ist wie Tapferkeit, eine Tugend, für den Frieden zu kämpfen. Friedfertige verfügen über Mittel, Macht, und sei es innere Stärke, sich für den Frieden einzusetzen. So können Konflikte entschärft und Krieg verhindert werden. Bis zur Vertreibung aus dem Paradies waren friedliche Verhältnisse. Interessanterweise beinhaltet der Begriff Friedhof auch den Frieden, die letzte Ruhe finden. Frieden bedeutet ursprünglich Schonung und Freundschaft. Rücksicht nehmen und sich Freunde schaffen, das stiftet im Kleinen wie im Großen Frieden. Frieden, der auf Krieg gebaut ist, verfügt über kein gutes und solides Fundament.

Ein Analogon für den Einsatz für Frieden finden wir in der Landwirtschaft: den Humus. Um ihn zu bilden, bedarf es Einsatz. Dieser muss sich nicht mit sofortiger Wirkung zeigen oder auszahlen. Geht der Humus allerdings verloren, ist unsere Lebensgrundlage in großer Gefahr. Konventionelle Landwirtschaft kompensiert den Aufbau von Humus mit Kunstdünger wie Stickstoff oder Phosphat. So verliert der Boden durch intensive Bewirtschaftung langfristig den Nährstoffgehalt. Durch die Bindung von Kohlenstoff und Spurengasen aus der Atmosphäre trägt der Humus einen wichtigen Teil zum Klimaschutz bei. Er speichert Wasser und Nährstoffe für Pflanzen und filtert Schadstoffe. Humus ist Nährstoffquelle und bietet gleichzeitig Lebensraum für Bodentiere, Pflanzen und Mikroorganismen.

Im übertragenen Sinne ist der Einsatz für den Frieden Bildung und Wissenschaft fördern, Wissen und Fähigkeiten für Konfliktvermeidung erlangen, Toleranz stärken und soziales Verhalten gesellschaftlich zu unterstützen. Frieden ist eines der SGD-Ziele. Nach Daten des Friedensforschungsinstituts Sipri sind die Militäraufwände in 2018 weltweit auf mehr als 1.600 Milliarden Euro gestiegen. Das divide et impera, teile und herrsche, hat uns seit Julius Cäsar wie ein Fluch verfolgt. Es hat anscheinend an Aktualität und Kraft nicht verloren. Zu teilen, um des gerechten und sinnvollen Teilens willen. Führung ohne Herrschaft und Knechtschaft, damit könnte es beginnen. Frieden als ein wirksames ökonomisches Prinzip können wir nur unter Beweis stellen, indem wir friedensstiftende Werte auch im Unternehmen implementieren. Sie haben investiven Charakter und mit hoher Wahrscheinlichkeit keinen unmittelbaren Hebel.

Vielleicht sollten wir auch Friedenscamps veranstalten, in denen Techniken des effektiven gewaltfreien Widerstandes trainiert werden. Das mag in Kriegszeiten romantisch idealistisch aussehen, gerade für Kriegsteilnehmer und vor allem Kriegstreiber. Ich gebe die Hoffnung nicht auf.

 

Aktuell zum Ukraine Konflikt

Ein Gedanke zur Distanz der Weltpolitiker. Stellen wir uns vor, wenn alle Diplomaten, die führenden Politiker aus allen Ländern und die UN Vertreter sich in ihre Flieger setzen und in die Ukraine und Moskau fliegen würden. Dort könnten sie konkrete Friedensaufgaben erledigen und Putin zum Stop bewegen. Das wäre sinnvolle und wirksame Politik. Und Herr Kanzler, Kabinett und Bundestag, dann brauchtet ihr plötzlich keine 100 Milliarden zu vergeuden.

Toxik

WertePost – Toxik 2025

Toxik

 

Toxik

 

Gifte – Toxine – in Produkten und Prozessen existieren reichhaltig. Dies nennen wir der Einfachheit halber Toxik. Unternehmen und Menschen zählen zu den Verursachern menschengemachter Toxik. Die Natur verfügt über natürliche Gifte, natürliche Toxik.

Eine aufschlussreiche Aufstellung der toxischen Stoffe findet sich beim Bundesministerium für Justiz und Verbraucherschutz: Verordnung zum Schutz vor Gefahrenstoffen.  Berufsgenossenschaften weisen zum Arbeitsschutz ebenfalls auf diese hin.

Im EU-Recht finden wir ferner ein Meer von Verordnungen und Richtlinien. Letzthin hat die UNO das global harmonisierte System zur Einstufung und Kennzeichnung von Chemikalien (GHS) beschlossen. Es dient zur Einstufung von Chemikalien.

Wir benötigen ein Chemie- und ein Jurastudium, um das alles im Detail zu verstehen. Ein öffentliches, für den Bürger verständliches und nachvollziehbares Strafregister, ähnlich wie ein Bußgeldkatalog im Straßenverkehr, ist nicht auffindbar.

Wir verbieten die Produktion und den Umgang mit toxischen Stoffen per Gesetz, Richtlinien und Verordnungen. Daraus folgt zwingend für Unternehmen, diese Stoffe aus ihrer Produktion herauszuhalten.

Missachtung muss unter Höchststrafen gestellt werden. Die Reaktionen von Natur und Mensch auf toxische Stoffe sind meist nicht reversibel, können nicht mehr rückgängig gemacht werden. Tod für den Menschen oder Sterben in der Natur können eine Folge sein.

Gilt für Mensch und Wirtschaft auch, was wir für die Verwendung von toxischen Stoffen oben beschrieben haben?

Toxika in sozialen und wirtschaftlichen Prozessen

Diese finden wir ebenfalls in Vielzahl. Drei Beispiele:

 

Waffenhandel

Einsatz von Rüstungsgütern riskiert Menschenleben. Es kann neben abschreckender Wirkung für den Feind tödliche Folgen auf beiden Seiten nach sich ziehen.

 

Atomenergie

Produktion von Atomstrom verursacht ein Jahrtausend anhaltendes Strahlenrisiko durch Atomkraftwerke und angereichertes Plutonium. Fukushima, Tschernobyl und Harrisburg haben mehr als deutlich die akuten Gefahren aufgezeigt. Uran-235 hat eine Halbwertszeit von 703’800’000 Jahren.

Uran 238 hat eine Halbwertszeit von 4,468 Milliarden Jahren. Nur durch Fukushima hat die Kanzlerin Merkel mitsamt der Regierung reagiert. Auch wenn einige Versprechungen später nicht eingehalten wurden, wie die Laufzeiten der deutschen Kraftwerke.

Die anderen o. g. Bereiche sind hochtoxisch und bedürfen einer klareren Gesetzgebung. Beide verstoßen in zu vielen Punkten gegen das deutsche Grundgesetz und internationales Recht (UN-Charta und die 17 SDGs) . Die konsequente Ahndung fehlt. Wir haben Gerichtsbarkeiten wie den Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag.

Grotesk ist, dass die neue EU-Taxonomie Atomenergie als nachhaltig einstuft. Wirklich nachhaltig ist nur die Halbwertzeit der Strahlentoxik.

 

Finanzwirtschaft

Spekulationen, Derivate, Termingeschäfte, aller Handel (Wettcharakter) auf steigende oder fallende Kurse rächt sich. Faktoren zur Auslösung von globalen Wirtschaftskrisen. (2007)

Toxische Stoffe für Natur, Mensch und Wirtschaft sind durch die Gesetzgebung der Staaten und international ausdrücklich zu verbieten. Zuwiderhandlungen werden mit Höchststrafen geahndet.

In der Wertebilanzierung findet die Produktion von toxischen Stoffen durch die jeweiligen Produzenten Niederschlag. Gefahrengüter werden und bleiben so lange aktiviert, bis sie natürlich oder durch menschlich in die Wege geleitete (chemische) Prozesse in den Kreislauf zurück integriert sind. Das Unternehmen haftet vollumfänglich. Nicht die Gesellschaft respektive der Staat. Für die bekannten Gefahren sind Rückstellungen zu bilden.

monnet UE

Provokation der Zukunftsfähigkeit

WertePost – Provokation unserer Zukunftsfähigkeit

Provokation unserer Zukunftsfähigkeit

Menschengemachte Krisen und Katastrophen nehmen immer erschreckendere Dimensionen an. Der jüngste IPCC Report 8.2021 (insgesamt 4000 Seiten!), dessen „Summary für policymakers“: https://www.ipcc.ch/report/ar6/wg1/#SPM und die letzte Woche erschienene Studie des Potsdam Institut für Klimafolgenforschung (PIK) https://www.nature.com/articles/s41558-021-01097-4.epdf belegen dies auf dramatische Weise. Hinzu kam der Dasgupta Review: The Economics of Biodiversity: https://www.gov.uk/government/publications/the-economics-of-biodiversity-the-dasgupta-review-government-response

COP26 diente hauptsächlich einem come together. Dringend notwendige verbindliche Vereinbarungen der Haupt Emittenten für die Klimaerwärmung wurden nicht erzielt. Die Lese dieser Berichte kann, auch wenn wir um die Grundproblematik und Tendenzen dieser Entwicklungen bereits seit mehr als 30 Jahren wissen, zu Schnappatmung und Ohnmachtsanfällen führen. Das „Ende vom Klima“ gerät in Sichtweite. Wie finden wir aus diesem Dilemma?

Warum anderes Bilanzieren eine so wichtige Rolle bei der Erreichung unserer Nachhaltigkeitsziele spielt, ist Thema dieses Beitrags.

 

Science versus Economy?

Die Sprache der Wissenschaft spricht nicht die Sprache der Wirtschaft und der Unternehmen. Inzwischen vermessen abertausende Wissenschaftler weltweit die Ökologie, inklusive Erfolg oder Misserfolg unserer Nachhaltigkeitsbemühungen. Das unternehmerische Verständnis der wissenschaftlichen Feststellungen ist von den notwendigen Umsetzungen jedoch weit entfernt. Wie sonst erklären wir uns die bislang ungenügend wirksamen Bemühungen, Nachhaltigkeit im Unternehmen zu etablieren und nachweisbar zu dokumentieren?

Es schließt sich eine grundlegende Frage an: Sind die bislang erprobten Methoden wirklich geeignet, unsere erdrückende Problemlage zu verändern, geschweige denn zu lösen?

Reporting-Systeme wie Corporate Social Responsibility (CSR), Gemeinwohlökonomie (GWÖ)[1], Integrated Reporting (IR)[2] und Global Reporting Initiative (GRI)[3] oder in Teilen die Sustainable Development Goals[4](SDG) werden allenfalls als Anhang in der Bilanz dargestellt. Ob das bislang hinreichend etwas verändert hat, wurde mir noch von keinem Unternehmen positiv beantwortet. Ich möchte nicht generell in Abrede stellen, dass große Anstrengungen im Bereich der Ökologie unternommen werden. Reports sind eben darauf angelegt, zu be- und umschreiben.

Bilanzieren dagegen beginnt mit der Erfassung von Realitäten in Euro und Cent in Form von Buchungen. Das, was ein Unternehmen tatsächlich erzielt und investiert, findet in der Bilanz seinen Niederschlag. Genau das lässt sich messen und auch ins Verhältnis setzen. Allerdings passt unsere bisherige Art zu bilanzieren nicht in das neue Denken und Handeln, dessen es bedarf. Mit den Gedanken und Rezepten der Vergangenheit kommen wir im Angesicht der Aufgabenstellung sicher nicht mehr weiter. Die Unternehmen sind wirksamste Transformationsfelder. Hier liegt ein großer Hebel zur raschen Veränderung.

 

Mut zum Quantensprung im Bewusstsein – Zuversicht zu großen Innovationen

Auch wenn die neuesten Forschungsergebnisse zum reflexartigen Handeln aufrufen, benötigen wir ebenso dringend „ökologische“ Innovationen wie wirksamere neue Methoden der Nachhaltigkeitsverfolgung. In einer Welt voller komplexer Systeme und Herausforderungen gleicht das einem Quantensprung. Wir verfügen immerhin über (vielleicht verschütt gegangene) geistige Fähigkeiten. Sie haben schließlich unser reiches historisches Kultur- und Geistesleben hervorgebracht.

Wir brauchen einen (Wieder-)Anschluss an das Geistige – das Reich der Ideen. Kreativität und Ideenreichtum sind eine Folge dieses Sich-Anschließens. Jeder Erfinder oder Künstler weiß darum. Große Veränderungen oder (Er-)Findungen in der Menschheitsgeschichte sind und waren inspiriert; von wenigen, einzelnen, einer oder einem. Viele Zeitgenossen können es sich kaum vorstellen, dass wir Zero Grad Erderwärmung erreichen können. Wir neigen dazu, vom Bestehenden auf das Morgen zu schließen.

Wir kommen nun zu der bewusstseinsverändernden Kulturtechnik: der neuen Bilanzierung als Ort der Nachhaltigkeit. Die alte Bilanz spart die großen Zukunftsthemen Nachhaltigkeit im Speziellen und Werte im Besonderen aus. Unsere Kultur beruht aber eben auch auf Ressourcen, natürlichen und geistigen Quellen, auf denen wir unsere Gesellschaft, Wissenschaft und Innovationen bauen und weiterentwickeln.

Eine Wirtschaft und eine Gesellschaft von Morgen benötigen dringend eine verantwortlichere Abbildung unserer natürlichen, humanen und sozialen Werte und Ressourcen: Fähigkeiten, Wissen, Innovationen, Patentwerte, Rohstoffe oder Kooperation werden integraler Bestandteil der Wertebilanz. Mit der Wertebilanz werden Zukunftsfähigkeit, nachhaltiger Umgang mit unseren Ressourcen und Prosperität besser messbar.  Wir benötigen ein System, das Ökologie, Ökonomie und Zukunftsfähigkeit zusammenführt.

Klassische Bilanzen weisen bekanntermaßen große Lücken und Defizite auf. Bestandteil der Wertebilanz ist eine rohstoffgetreue Nachhaltigkeitsbuchhaltung. Herkömmlich buchen wir Rohstoffe als Verbrauchsmaterial in der Gewinn- und Verlustrechnung. Welch eine Haltung gegenüber der Natur und ihren Ressourcen spricht sich hier aus? Nach dem Jahresabschluss geht zum Beispiel das Wissen über die Ressource „Kupfer“ und dessen Wert nahezu verloren.

Uns sollte klar sein, dass der einzig sinnvolle Verantwortliche für die Ressource Kupfer und dessen Verbleib das herstellende Unternehmen ist. Weder die Lieferanten noch die Konsumierenden können verantwortlich für das Produkt sein. Im Bilde gesprochen geben die Produzierenden die Ressource mit einem unsichtbaren Band an die Konsumierenden weiter. Sie leihen es förmlich aus. Desgleichen gilt für die Lieferketten mit ihren Erzeugnissen und halbfertigen Gütern.

Der Ort, in den wir die Ressource buchen, ist demnach falsch. Ressourcen sind der Natur nach Aktiva und damit Vermögen oder vermögensbildend. Nehmen wir das Beispiel eines Herstellers von mobilen Endgeräten. Dort wird Kupfer verwendet. In dem Moment, da es in der Produktion verbaut wird, geht es in den Besitz und damit die Verantwortung des Unternehmens über. Mit anderen Worten wird die Ressource Kupfer zum Anlagevermögen des Unternehmens.

Damit ist etwas Wundersames in der Bilanzierung geschaffen. Der „Ort“ der Nachhaltigkeit. Jetzt können Zugang (Recycling, Renaturierung) wie Abgang (Schwund, Verlust und Abschreibung) des Kupfers klarer dokumentiert werden. Deswegen beinhaltet die Bilanzierung von morgen eine wirklichkeitsgetreue Abbildung von Werten und Ressourcen.

Zukunftsfähigkeit Werte Ebenen für Unternehmen

Werte als humane Transformationsbeschleuniger

Für Kreativität als Wert gibt es keine Mehrzahl, sie kann von jedem Einzelnen von uns entdeckt werden. Potentiale zu fördern bedeutet auch, einen Freiraum für Autonomie zu schaffen. Zusammen mit der Kreativität wächst die Begeisterung: für persönliche Aufgaben und ein Zusammenarbeiten an gemeinsamen Zielen. Werte lassen sich weder dirigieren, verordnen noch erkaufen. Als geistige Entitäten haben Werte sich uns teilweise wegen Missbrauchs oder Vergessen entzogen. Sie existieren und warten auf uns. Befreit von Politik, rechts, links, Gier und Macht.

Sie können unsere Helfer werden, wenn wir sie zu unseren „Freunden“ machen. Sie geben uns Maß und Mitte, Orientierung, Ausrichtung auf Ziele, die wir erreichen können. Sie schaffen modern gesprochen ein „Framework“, einen Rahmen, an dem wir arbeiten können. Auch Werte unterliegen in ihrer jeweiligen Konstellation dem Wandel. Diese stellen in gewisser Weise unsere Klaviatur dar. Es gibt hohe, reiche Werte wie Freiheit und Würde. Freude, Wissen, Kreativität aber auch Sicherheit, Gesundheit und Wohlergehen gehören zu den Werten, die wir im Alltag umsetzen können.

 

Neue Bilanzform – die Wertebilanz

Die klassische Bilanz ist den dynamischen Anforderungen der Weltmärkte in Bezug auf Agilität, Nachhaltigkeit, Risiko, Begeisterung, Motivation, Identifikation, Wertentstehung in ihrer heutigen Form nicht mehr gewachsen. Gleichsam sind Werte wie Brenngläser für Wandel und Neues. Doch was ist mit den bisher nicht erfassten unternehmerischen Leistungen? Das Handelsgesetzbuch schreibt vor, korrekt, vollständig und wirklichkeitsgetreu zu bilanzieren. Doch wie sieht die Realität aus? Wir können sie sichtbarer werden lassen. Damit wird sie buchbar, klar und nachvollziehbar.

All das benötigt ein werthaltiges und verlässliches System, das auf der einen Seite Freiheitsgrade für Entwicklung in sich trägt, auf der anderen Seite einen klaren Rahmen bietet. Was ist nachhaltig und was hat Bestand? Die Bilanzierung und doppelte Buchführung wurde bereits vor mehr als fünfhundert Jahren durch den italienischen Mathematiker Luca Pacioli erfunden. Er legte auch die Gesetzmäßigkeit des goldenen Schnittes nieder. Maß, Verhältnismäßigkeit und Ästhetik sind eine gute mathematische Grundlage für unser Wirtschaften.

 

Werte nachhaltiger bilanzieren

Unternehmen, die lernen, mehr Werte zu bilanzieren, zeigen offensiv, was sie sozial, kulturell, ökologisch und nachhaltig leisten, auch für das Allgemeinwohl. Das Messen von Werten dient auch der erhöhten Übersichtlichkeit von Prozessen und Entscheidungen im Unternehmen. Die gewöhnliche Bilanz wird um wesentliche Gesichtspunkte ergänzt und auf ein höheres Niveau gehoben. Die Wertebilanz spiegelt die ökonomischen Verhältnisse realistischer und adäquat der unternehmerischen Wirklichkeit. Zu dieser Wirklichkeit gehört die Wertschöpfung, die Entstehung und das Wachsen von Werten eben. Am Ende steht eine Bilanz, die sich qualitativ sehen lassen kann.

 

https://tinyurl.com/f57a7a36

https://tinyurl.com/2eft7muj

https://www.ebook.de/de/product/40971004/rainer_monnet_wertebilanz.html

[1] https://web.ecogood.org

[2] https://integratedreporting.org

[3] https://www.globalreporting.org/standards

[4] https://sdgs.un.org/goals

Lückenhafte und defizitäre Bilanzen

WertePost – Lückenhafte und defizitäre Bilanzen 2025

Lückenhafte und defizitäre Bilanzen

 

 

Lückenhafte und defizitäre Bilanzen

Die klassische Bilanz weist Lücken auf. Sie vermittelt zum Teil unrealistische, fragmentierte Vorstellungen und Bilder eines Unternehmens. Das liegt in erster Linie daran, dass Bilanzen vollständig sein sollten, diesem Anspruch aber nicht gerecht werden. Als reine Finanzbilanz spart sie essentielle und relevante Bereiche einer unternehmerischen Wirklichkeit aus. Würde sie soziale, ökologische, nachhaltige Faktoren ebenfalls berücksichtigen und buchen, verhielten sich manche Unternehmen anders. Auch die Außenwirkung wäre eine andere. So wird aus der Lücke schnell eine Krücke, im weiteren Verlauf strauchelt ein Unternehmen, stürzt, und in letzter Konsequenz bleibt dann oft nur die Insolvenz.

 

Bilanzversagen, hausgemacht

Hier kann von einem Bilanzversagen gesprochen werden. Das scheint wie ein neues Krankheitsbild, was es in gewisser Weise auch ist. Nach dem Herzversagen hört das Herz auf zu schlagen und der Tod tritt ein. Insolvenzgründe sind mannigfaltig. Der ehemalige DAX Konzern Wirecard hat uns diesbezüglich gelehrt, wie das im schlechten Sinne ablaufen kann. Nicht die Bilanz hat versagt, sondern die bewusst falsch eingestellten Aktiva und Passiva. In so einem Fall haben nicht nur die Aktionäre das Nachsehen, sondern auch Mitarbeiter und Lieferanten. Ein Unternehmen, das in der erforderlichen Vielfalt und vollständig sämtliche relevanten Unternehmenswerte bucht und bilanziert, bietet weniger Schlupflöcher für kriminelles Handeln.

 

Lücken und Defizite minimieren

Die traditionelle Bilanz ist den dynamischen Anforderungen der Gegenwart in Bezug auf Agilität, Nachhaltigkeit, Erkenntnis/Entwicklung, Zufriedenheit, Maßhalten, Resilienz und Identifikation wenig gewachsen. Viele der unternehmerischen Abläufe geschehen jenseits der Buchhaltung und Bilanzierung, versteckt oder externalisiert. Wir können diese Prozesse sichtbar machen, damit sie buchbar, klar und nachvollziehbar werden. In der Folge entsteht buchstäblich eine Wert-„Schätzung“ . Hierfür ist ein werthaltiges und verlässliches neues oder erweitertes Bilanzsystem erforderlich.

 

Mangelnde Wertschätzung der Ressourcen

Die Grundzüge der heutigen Bilanzierungsform wurden zu einer Zeit festgelegt, als die Endlichkeit der weltweiten Ressourcen noch nicht wie heute im Fokus der Wahrnehmung stand. Ein Ausdruck dafür ist, dass wir natürliche Ressourcen als Verbrauchsmaterial und Ausgabe verbuchen.

Ein weiteres Beispiel für ungenaues Bilanzieren sind die fälschlicherweise als Humankapital bezeichneten Fähigkeiten der Mitarbeiter. Streng genommen ist schon die Nicht- oder Falschverbuchung der Arbeitsleistung ein Manko.

 

Fragwürdiger Begriff von unternehmerischer Verantwortung

Verantwortung für und von Unternehmen muss zukünftig aus einer Bilanz ersichtlich sein. Die Anstrengungen, zum Beispiel den Grundsätzen der „Circular Economy“ gerecht zu werden, tauchen zumeist nur in den Aufwendungen auf. Sie werden nicht auf die Rohstoffe selbst gebucht und somit als werterhaltende Maßnahmen bewertet. Die Rückführungen von Rohstoffen in einen Kreislauf haben jedoch investiven Charakter und sind damit vermögensbildend oder -erhaltend. Wir erklären Maschinen und Gebäude als Anlagen im Vermögen. Wir übersehen dabei, dass es auch noch andere Vermögensarten gibt. Solche, die auf natürlichen, menschlichen und künstlichen Ressourcen basieren. Mögliche daraus resultierende Erträge werden ebenfalls ohne Kontext gebucht.

 

Büchse der Pandora – Lückenhafte und defizitäre Bilanzen

Immer deutlicher zeichnet sich ab, dass wir eine Büchse der Pandora geschaffen und geöffnet haben: Daten, Informationen und Prozesse. Diese finden sich bis heute in keiner Bilanz. Mit dem Begriff „Intangible Assets“ und der Festlegung, diese nicht zu bilanzieren, konnte sich eine Praxis etablieren, die heute überholt sein dürfte.  Durch die IFRS Standards ist es in der internationalen Bilanzierung untersagt, Intangibles zu bilanzieren. In Deutschland wäre diese Vorgehensweise jedoch möglich. In der Folge würden Vermögenswerte in einer ganz anderen Größenordnung offensichtlich. Schon der Wert von Kundendaten oder MDM ist immens, taucht bisher aber in keiner Bilanz auf der Aktivseite auf. Noch schlüpfen viele Digitalkonzerne durch das großmaschige Netz der Besteuerung. Das wird hoffentlich bald ein Ende finden und die Daten – Werte finden wir in der Bilanz im Anlagevermögen.

 

Vollständig-, richtig und wahrheitstreu

Das Ethos der Gemeinde aller bilanzpflichtigen Unternehmen und Organisationen in der Bilanz umzusetzen, wird keiner unter der Prämisse einer integralen Bilanz gerecht. Die bisher ausgesparten Werte werden, wenn überhaupt, in Reporting Systemen oder im Bilanzanhang behandelt. (Corporate Social Responsibility CSR, Sustainability Reporting, Gemeinwohlökonomie, Integrated Reporting und GRI) Damit sind diese in der Bilanz tendziell als unbedeutende Positionen deklariert. Das Europäisches Parlament hatte 2017 versucht, diese Lücke zu schließen, und ein Gesetz erlassen. Dies sieht vor, dass Unternehmen ab einer Größe von 500 Mitarbeitenden auch die nicht finanziellen Informationen im Lagebericht der Bilanz veröffentlichen müssen. Es wird damit bewusst unterlassen, die relevanten Unternehmenswerte mit realen Buchungen zu erfassen und transparent zu machen.

 

Ebenfalls grundlegend ist der Ansatz, möglichst viele Aspekte der unternehmerischen Wirklichkeit abzubilden, damit lückenhafte und defizitäre Bilanzen nicht entstehen können. Somit werden Wertentwicklungen identifiziert und richtig in die Prozesse der Buchhaltung und Bilanzierung aufgenommen. Die Wertebilanz erfasst nun viel vollständiger die Wirklichkeit des Unternehmens als zuvor. Das ist effektiver Selbstschutz vor unternehmerischer Illusion.

 

 

Das Buch Wertebilanz

 

Wertebilanz – Werte nachhaltig bilanzieren für eine zukunftsfähige Ökonomie

Lindemanns Bibliothek – Fachbuch

ISBN 978-3-96308-110-1 · 29,80 Euro

 

monnet – Unternehmensentwicklung

in einem Anderen Land

WertePost – In einem anderen Land 2020

in einem Anderen Land    

In einem anderen Land

  Vielleicht ist der Gedanke an ein anderes Land die Frucht eines stillschweigenden Fernwehs, geboren in coronaler Isolation. Oder die Furcht, plötzlich in einem anderen Land aus einem schlechten Traum zu erwachen. Nein! „Wir werden in einer anderen Welt leben, wenn die Krise vorbei ist. “ schrieb dazu Yuval Noah Harari. Wir sind bereits ein anderes Land und wir werden es immer mehr. Wie ergeht es den Ländern unserer Erde nach dieser Periode? Futuristen und Wahrsager baden sich derzeit in dieser Frage; ein gefundenes Fressen. Wie wird es weitergehen? Was tatsächlich geschehen ist, werden wir erst mit zeitlichem Abstand besser verstehen. Erklärungsversuche und Schönredereien wirken wie pennälerhafte Stotterei. Vorboten kündigen bereits an: Es wird uns an die Substanz und vielen an den Kragen gehen. Auf seelischem Felde ist das bei vielen bereits seit Beginn der Corona Krise der Fall; Stichwort häusliche Gewalt.    

Ängste

In unserem bisher gelebten Wertesystem haben sich Verschiebungen und Ausblendungen eingestellt. Ängste, Panik, Existenz-, Gesundheits- und Überlebensfragen haben sich mit Macht in den Vordergrund gedrängt. Andere Werte wurden weggespült oder strandeten an einer einsamen Insel. Darunter Freiheit, Menschlichkeit, Gerechtigkeit, Meinungsfreiheit, Versammlungsfreiheit, Bewegungs- und Reisefreiheit, um nur einige zu nennen. Massive Veränderungen der Volkswirtschaften sind im Gange. Massenarbeitslosigkeit, Rückgang des Konsums, immer höhere Staatsverschuldungen, drohende Insolvenzen, Millionen mehr Menschen werden an Hunger sterben und daneben strahlende Helden in der Politik. Wird es nur kleinere bis mittlere Beben geben oder werden tektonische Verschiebungen in der Wirtschaft unser Zusammenleben komplett verändern?  

Verrückungen – In einem anderen Land

Viele Bereiche der Wirtschaft, zum Beispiel der Finanzwirtschaft, haben schon solche abrupten Verrückungen hinnehmen müssen. Ist das Gesundschrumpfen oder Amputieren? An Börsen konnten wir gigantische Kapitalbewegungen beobachten, als sich abzeichnete, welches Ausmaß die Bedrohung durch das Sars-Cov-2 Virus hatte. Es wurden gigantische Abverkäufe getätigt, die in Summe das BIP mehrerer größerer OECD Staaten umfassen. Ansonsten schnurrte die Börse maschinenhaft, bis auf kurzzeitige Unterbrechungen, im Großen und Ganzen weiter wie zuvor. Wieder einmal haben viele kleine Anleger auf Schlag teils ein Viertel ihres Aktienvermögens verloren. Ob es Gewinner gibt und wer diese sind, werden wir erst nach ausgiebigen Analysen erkennen können. Wir lassen uns in Extremsituationen von unseren Ängsten das Diktat machen. Werte, die gestrandet sind, bedürfen großer Anstrengung, um sie wieder an die richtigen Orte zurückzuhieven. Wirtschaft und Politik steckten schon vor Corona in einer heftigen Krise. Nicht umgesetzte Lehren aus vergangenen Krisen rächen sich. Die Fragilität unseres Wirtschaftssystems trat schonungslos zu Tage. Es ist zu befürchten: Eine zweite virale Attacke wird es kaum verkraften.  

Gutes

Es gibt auch gute Seiten. Einige Zeitgenossen sind erwacht. Es wogten Sympathien für Andere, bisher kaum beachtete Berufsgruppen. Forscher und Ärzte in verschiedenen Ländern arbeiteten plötzlich zusammen oder tauschten lebenswichtige Erfahrungen im Umgang mit den Erkrankungen aus. Selbstbesinnung trat ein. Für seine Werte einstehen, das nennen wir Idealismus. Der ist nun gefragt. Wir benötigen keinen Neustart, den wird es auch nicht geben. Denn die Welt ist kein Computer, den wir nach Belieben rauf- und runterfahren können. Die Parole, das Beste aus allem zu machen, verhallt ohne Wirkung. Wir benötigen neue Ideen und umsetzbare, zukunftsfähige Konzepte. Haltung entwickeln und sich für Werte stark machen, wird weiterhelfen. Das kann nur jeder Einzelne. Das Wirtschaftssystem benötigt neue Sensorien und Gerüste. Und dies zur Unzeit. Die verlorenen oder vergessenen Werte regen wir an, wieder ins Bewusstsein zurückzuholen. Die Unternehmen können mit der Bilanzierung von Werten beginnen. Das wäre ein Anfang zu einer wert- und nachhaltigen Wirtschaft von Morgen. Hoffentlich in einem besser werdenden anderen Land.   Wertebilanz das Buch Wertebilanz – Werte nachhaltig bilanzieren für eine zukunftsfähige Ökonomie Lindemanns Bibliothek – Fachbuch ISBN 978-3-96308-110-1 · 29,80 Euro monnet – Unternehmensentwicklung
Ressourcen sind das neue Kapital – neue Werte buchen

WertePost – Ressourcen sind das neue Kapital 2020

Ressourcen sind das neue Kapital – neue Werte buchen

 

Ressourcen sind das neue Kapital

Natürlich waren Ressourcen in der Vergangenheit bereits die Grundlage für unser Wirtschaften. Das Kapital, vielmehr unser Begriff davon, hat sich in fast ausschließlich geldliche Aspekte verirrt. „Geld regiert die Welt – Imperat in toto regina pecunia mundo.“ [1] ist reduziert, jedoch bringt es der Spruch auf den Punkt. Geld und Kapital sind Ausdruck und Bestandteil eines Bewertungs- und Wertschöpfungsprozesses. Geld sollte Mittel zum Zweck sein; und nicht zum Selbstzweck als Ware gehandelt werden. Virtuelles Kapital versus reales Geld war 2018 im Verhältnis circa 85:15. [2] Darum sind Ressourcen das neue Kapital.

Kapital ist Ermöglicher für menschliches und unternehmerisches Handeln. Getrieben von ausschließlichen Gewinnerzielungsabsichten des Kapitalismus führt unternehmerisches Handeln zur Ausgrenzung von lebenserhaltenden und überlebenswichtigen Faktoren. Da sich das Kapital und auch die Geldströme von den eigentlichen Ressourcen abgelöst haben, wollen wir zurückkehren zu den ursprünglichen Grundlagen des Lebens und ihren Quellen.

In neueren wissenschaftlichen Abhandlungen finden sich verschiedene Kapitalarten beschrieben:

 

Kapitalarten

  • Humankapital.          Human capital (Menschliches Wissen, Können, Erfahrung, …)
  • Naturkapital              Natural capital (Umwelt und Naturgüter, …)
  • Sozialkapital              Social capital (Fähigkeit zu kooperieren und zusammen zu arbeiten, …)
  • Kulturkapital             Culture capital (Bildung, Erziehung, Kultur, …)
  • Wissenskapital          Immaterielle Werte (Patente, Wissenschaft, Wissen, …)
  • Haltungskapital        Purpose capital (Sinnorientierung, Verantwortlichkeit, Engagement)
  • Finanzkapital            Financial capital (Geld und Vermögen, …)

Wenn wir zukünftig von Ressourcen sprechen, dann strukturieren wir diese in die Bereiche:

 

 

Ressourcen – Ressourcen sind das neue Kapital

  • Natürliche Ressourcen – Rohstoffe, Naturgüter, …
  • Menschliche Ressourcen  – geistiges Potential, wissenschaftliche Erkenntnisse, Patente
  • Soziale Ressourcen – unternehmerische gesellschaftliche Gesamtverantwortung, Kooperation und Zusammenarbeit, Arbeitskraft, …
  • Kulturelle Ressourcen – Bildung, Erziehung, Kultur, …

Aller Grund die Dominanz des Kapitals zu schwächen und andere oder neue Prioritäten zu setzen. Eine Abkehr von der Monetarisierung ist nicht beabsichtigt. Im Gegenteil sollten wir uns Gedanken machen, Ressourcen richtig zu bewerten oder ihnen einen anderen Stellenwert zu verleihen: auch in der Bilanz. Werte in ihrer Entstehung zu beobachten und diesen Prozessen einen monetären Wert zuzuschreiben, ist die neue Buchhaltung und diese müssen wir entwickeln und in den Unternehmen einführen.

Der Begriff Ressource, vom englischen „source“ gleich Quelle, drückt wunderbar aus, worum es geht. Eine Quelle entspringt dem Ursprünglichen und ist wie ein Geschenk der Natur oder des Geistes. Volkswirtschaftlich beginnt Kapitalbildung durch Arbeit. Dies wenn natürliche Ressourcen durch die menschliche Tätigkeit verändert oder veredelt werden. Dadurch erhält es seinen initialen (Geld-)Wert. Die Organisation und Arbeitsteilung ist eine höhere Form der durchgeistigten Arbeit. Sie schafft neue Werte; und damit auch Geldwerte. Die Organisation der Arbeit bedeutet Emanzipation des Menschen von der Natur. Diese hatte teils verheerende Auswirkungen durch die Industrialisierung.

 

 

Ressourcenreichtum

Ressourcen sollten in ausreichender Menge für die Menschheit zur Verfügung stehen. Unsere Nutzung der Ressourcen war nicht in verträglicher und nachhaltiger Weise. Wir ver- und gebrauchen unsere natürlichen Grundlagen so, als seien sie unendlich zur Verfügung. Die Begriffe Ökonomie und Ökologie haben zwar die gleiche Wurzel: oikos [3]. Der Zusammenhang dieser Begriffe hat sich unserem modernen Wirtschaften und Handeln entkoppelt. Natur sollte ausschließlich nicht Generierer zur Kapitalbildung sein. Alexander von Humboldt forderte uns auf, „die Erscheinung der körperlichen Dinge in ihrem Zusammenhange, die Natur als durch innere Kräfte bewegtes und belebtes Ganzes“ [4] zu erkennen. Dies allein sollte uns ermuntern, nach ganzheitlichen Methoden der Wertbestimmung und des Verbuchens in der Bilanz zu forschen.

 

 

Messen und Bewerten

Wir verfügen inzwischen über eine große Anzahl von wissenschaftlichen Messmethoden und Standards. Diese in der Wertebilanz, sozial, ökologisch-nachhaltig und kulturell zu repräsentieren, ist es an der Zeit. Was uns fehlt ist der Wille, dies auch offen und genau in der Buchhaltung abzubilden. Ressourcen wollen wir anders als herkömmlich unter ausschließlich Kapitalgesichtspunkten oder erstmalig in der Wertebilanz repräsentieren. Ressourcen werden benötigt, damit Unternehmen ihre Produkte, Waren herstellen oder Dienstleistungen erbringen können.

 

Fazit

Der Abbau oder Verbrauch von natürlichen Ressourcen setzt Werte frei. Es wäre eine neue Blickrichtung, diese in ihrem Verzehr zum Beispiel bilanziell betriebswirtschaftlich anders zu bewerten oder zu verbuchen. Es gibt derzeit keine Abschreibung [5] (AfA) für natürliche Ressourcen. Sofern diese wiederzuverwenden sind, wie beim Recycling oder dem „Cradle to Cradle Prinzip“ [6] der Ökoeffektivität [7], gelten andere Maßstäbe. Unsere Ressourcen verlangen einen anderen Umgang mit ihnen. Die Externalisierung von Kosten kann durch eine bewusst neu eingeführte Wertebilanz eingeschränkt werden.

 

 

Wertebilanz das Buch

Wertebilanz – Werte nachhaltig bilanzieren für eine zukunftsfähige Ökonomie

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ISBN 978-3-96308-110-1 · 29,80 Euro

 

monnet – Unternehmensentwicklung

Rohstoffe sind Vermögen

WertePost – Rohstoffe sind Vermögen 2020

Rohstoffe sind Vermögen

 

 

Rohstoffe sind Vermögen – keine Verbrauchsgegenstände

Eine neue Verantwortung für natürliche Ressourcen

Rohstoffe entstammen natürlichen Ressourcen und sind dementsprechend Vermögen. Der Abbau oder Verbrauch setzt im ökonomischen Sinne Werte frei. Natürliche Ressourcen sind Teil der Erde und endlich. Während ein Edelmetall oder Erdöl eher begrenzte Rohstoffe sind, sieht das beispielsweise bei Wind und Sonne anders aus. Die Endlichkeit kann in Zahlen gefasst werden. Wir behandeln Rohstoffe wie Eigentum.

Dies ist streng gedacht unsachgemäß. Die Natur können wir nur in Besitz nehmen oder nutzen. Mit der in Besitznahme von Rohstoffen übernehmen wir als Menschheit und ebenso als Unternehmen die Verantwortung für einen Zeitraum; und zwar für den kompletten Lebens – und Verwertungszyklus der Ressource. Es sind 118 Elemente im Periodensystem verzeichnet. Also gar nicht so viel, wie es vielleicht vermuten lässt.

 

 

Konsument überfordert

Bei eingehender Analyse scheint der einzelne Mensch als Konsument überfordert, die Verantwortung für die Rohstoffe eines Produktes übernehmen zu können. Waren es zu Beginn des letzten Jahrhunderts noch etwa fünf Baustoffe zur Errichtung eines Hauses notwendig, sind es heute tausende Formen. Je mehr chemische Verbindungen wir erzeugen, desto schwieriger wird natürlich das Recyceln der Wertstoffe. Der Staat ist ebenfalls nicht der geeignete Adressat.

Er sollte sich eher um Regulierung und Gesetzgebung kümmern. Folgerichtig werden es die Unternehmen sein. Sie haben auch das technische Rüstzeug und das Vermögen dafür. Nach Ablauf derer wird der Konsument endgültig der Eigentümer. Derzeit beispielsweise nimmt bei einem Fernseher oder Mobiltelefon der Konsument beim Kauf das Gerät in Besitz. Der Hersteller haftet zwar für die Qualität und übernimmt zeitlich begrenzt die Verantwortung für das Funktionieren des Gerätes. Er gewährt Garantie, welche gesetzlich festgelegt ist.

 

Unternehmen übernehmen neue Verantwortung – für Rohstoffe

Folgerichtig weitergedacht sind die im Gerät befindlichen Rohstoffe dem Unternehmen zur Nutzung des Konsumenten entliehen. Nach Ablauf der Nutzung strengt sich das Unternehmen an, seinen Besitz – die Rohstoffe zurückzuholen, da es wertvolle Ressourcen darstellt. Steuerliche oder gesetzliche Regelungen, die unsachgemäße Behandlung, Wegwerfen oder Verschleudern der Rohstoffe zu Ungunsten des Unternehmens festlegen oder gesetzlich ahnden, können hilfreich sein. Für jede Ressource werden deshalb Verbrauchsrichtwerte festgelegt.

Sofern Ressourcen wiederzuverwenden sind wie beim Recycling, gelten andere Werte. Sinnvoll ist es, gesetzlich zu regeln, welcher Verbrauch oder Verzehr von Rohstoffen zugelassen wird und in welchem Maße. Schädliche oder toxische Wirkstoffe, die zu irreversiblen Zuständen führen, siehe Benzoloxid und die Wirkung auf Korallenriffe, gehören auf einen negativen Index. Weltweit oder national gedacht, sollten hierzu klare und eindeutige Gesetze von Regierungen oder Parlamenten beschlossen werden.

Diese weisen dem übermäßigen Verbrauch von Ressourcen Grenzen oder verbieten sie kategorisch. Außerdem benötigen wir transparente Preismodelle für den Verbrauch von Rohstoffen, welche der Realität nahekommen. Ebenfalls sollten wir nicht außer Acht lassen, dass der Einsatz für die Regeneration oder Recycling von Ressourcen neue Werte entstehen lässt.

 

 

Rohstoffbilanzierung

Es ist ein Wendepunkt für die Bilanzierung und damit des nachhaltigen Wirtschaftens, natürliche Ressourcen bilanziell und betriebswirtschaftlich anders zu bewerten und zu verbuchen als wir es heute ausüben. Rohstoffe und Hilfsstoffe tauchen in der Bilanz bislang offen oder versteckt nur als Aufwendungen auf. Würden wir sie im oben beschriebenen Sinne als Vermögen oder als die in Besitznahme der Unternehmen verstehen, schrieben wir diese auf die Aktivseite der Bilanz in das Vermögen. Es ist kein Vermögen in kapitalistischem Verständnis, es ist die gelebte Verantwortung für die Natur.

So verschaffen wir uns ein neuartiges Dokumentationswerkzeug. Das kommt einem Rohstoffkataster gleich, einer neuen Rohstoffmine in der Regie der Unternehmen. In Holland wurde für Baustoffe mit dem Madaster ein elektronisches Kataster gegründet. Allerdings ist dieses als freiwillige Aktion für Unternehmen konzipiert. Eine Datenbank verwaltet alle verwendeten Baustoffe. Mit Einträgen zu Ort, Rohstoffen und Menge kann auch in 100 Jahren noch nachvollzogen werden, wo die Mine ist.

Dies führt zu der Frage, wie die natürlichen Ressourcen als Vermögen in die Bilanz genommen werden können. Beim Einkauf von Rohstoffen werden diese anhand der Rechnungsposten, die in der Zukunft von Lieferanten Rohstoff differenziert auf den Rechnungen ausgewiesen werden können. Sie wandern so nicht als Aufwendung in die GuV, sondern als aktiviertes Vermögen.

So könnte dagegen gebucht werden. Abgang durch Verbrauch, Zugang durch Recycling oder Renaturierung können so erfasst werden. Das Wegwerfen oder nicht zurückholen in das Unternehmen würde das „Naturvermögen“ schmälern. Gebäudewerte werden schließlich auch in der Bilanz zu Ent- oder Gestehungswerten erfasst und werden sukzessive abgeschrieben, um die Wertminderung des Vermögenswertes aktuell zu dokumentieren. Warum gibt es keine Abschreibung (AfA) für Naturressourcen? Wir nehmen hier die Unschärfe billigend in Kauf, dass der bilanzielle Vermögenswert mit einem optionalen Verkaufswert nicht übereinstimmt.

Wichtiger scheint, dass eine gewisse Ungenauigkeit auch bei den natürlichen Ressourcen in Kauf genommen werden kann. Wichtig ist, dass diese überhaupt Eingang in die Bilanzen finden. So erhalten wir ein höheres Bewusstsein über die Ressourcen. So bringen wir die Endlichkeit von Naturressourcen in die Buchhaltung und schaffen damit eine Wertebilanz. Denn Rohstoffe verdienen eine ihnen gemäße Behandlung und erhalten dadurch einen richtigen Wert.

 

Gesichtspunkte zur bilanziellen Erfassung der natürlichen Ressourcen/Rohstoffe

  • Erfassung und Wertfeststellung – Richt- und Orientierungswerte, Indikatoren
  • Grad der Wiederverwendbarkeit – Endlichkeit der Ressourcen
  • Erfassung der Gefahren und möglichen Schäden für Natur und Mensch
  • Erfassung des Verbrauches
  • Renaturierungsgrad z.B. Wälder, Boden, Humus
  • Erneuerung nachwachsender Ressourcen z.B. Biodiversität

https://blog.deinhandy.de/was-steckt-in-einem-smartphone

https://www.visualcapitalist.com/extraordinary-raw-materials-iphone-6s/

 

 

Wertebilanz das Buch

Wertebilanz – Werte nachhaltig bilanzieren für eine zukunftsfähige Ökonomie

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CO2 Preise, Steuern und Emissionshandel

WertePost – CO2 Preise, Steuern und Emissionshandel

CO2 Preise, Steuern und Emissionshandel

 

 

CO2 Preise, Steuern und Emissionshandel

Wir haben in Deutschland eine immer größer werdende Anzahl von etwa 20 Steuerarten. Die neueste vielleicht auf uns zukommende wird eine CO2 Steuer sein? Der Bürger versteht schon lange nicht mehr, für was und wen er Steuern zahlt. Steuern auf den Flugtreibstoff Kerosin in Zeiten des Klimawandels werden EU-weit nicht erhoben, außer in den Niederlanden. Mehrfachbesteuerung über die Mehrwertsteuer hinaus durch zahlreiche verdeckte Verbrauchssteuern sind nicht nachvollziehbar. Stehen die Art und Weise, wie der Staat Steuern erhebt und wofür er diese Mittel ausgibt in einem gesunden Verhältnis? Die Umsatzsteuer wird prozentual unterschiedlich z.B. 7% für Kartoffeln und Garnelen und 19% für Süßkartoffeln und Hummer erhoben. Dies ist beileibe nicht nachvollziehbar.¹

Unverständlich für Unternehmer und Bürger bleibt, wofür diese Steuern gezahlt werden. Es ist ebenso nicht transparent, wohin die Unternehmenssteuergelder fließen. In den vergangenen Jahrzehnten wurde wiederholt die Umsatzsteuer erhöht. Dies hatte zur Folge, dass diese Mehrkosten an die Konsumenten weitergereicht wurden und über die Mehrwertsteuer wiederum zugelangt wurde. Ein anderes Beispiel ist der Solidaritätszuschlag. Er wird seit der Wende erhoben. Der ursprüngliche Zweck liegt nicht mehr vor. Zu Beginn sollten damit die Kosten der Wiedervereinigung und der Umbau der ehemaligen DDR finanziert werden.

 

 

CO2 Steuern und die Unternehmen

Dass Unternehmer bei der drohenden CO2 Steuer oder über einen möglichen Emissionshandel stöhnen, scheint verständlich. Der Grundgedanke des Emissionshandels scheint gut. Er beruht auf dem Prinzip Selbstorganisation der Unternehmer und der Gesellschaft. Das Konzept basiert auf unternehmerische ökologische-ökonomische Ausgleiche. Es gibt Unternehmen, die z.B. mehr CO2 produzieren und welche, die es weniger tun. Damit tritt eine schwer zu lösende Aufgabe auf den Plan. Wer bestimmt die Grenzwerte und wie hoch werden die Schwellen gesetzt? Wer organisiert den Handel und wer verdient daran? Selbstverständlich ist, dass Luft und CO2  nicht national zu fassen sind. Ein Zertifikate Handel müsste global definiert und umgesetzt werden.

Die Bürger werden vielleicht erst klagen, wenn die Folgen dieser möglichen neuen Steuer ihren Geldbeutel leeren. Verstehen werden die auslösenden Faktoren eher wenige. Steuern könnte mehr mit dem Verb steuern in Beziehung gebracht werden. Richtung weisen, weniger reglementieren könnte ein Motto sein. Was müsste anders geregelt werden? Was wären Voraussetzungen für eine Veränderung? Steuern sollten wir neu definieren und anders regeln. Dabei könnten die unterschiedlichen Sichtweisen des Staates, der Unternehmen und der Bürger eine bedeutende Rolle spielen. Was müsste geschehen, dass Bürger wie Unternehmen gerne Steuern zahlen?

Ein paradoxer Gedanke? Der Grundgedanke der Finanzierung der allgemeinen Gesellschaftsaufgaben und des Gemeinwesens durch Steuern träte mehr in den Vordergrund.²  In diesem Sinne haben Unternehmer nicht prinzipiell etwas gegen Steuern, genauso wenig wie mündige und verantwortungsbewusste Bürger.

Mit der Wertebilanz kann die Erfassung von ökologischen, sozialen und kulturellen Werten neue Grundlagen für eine ressourcengerechte Besteuerung liefern. Differenziert gebucht, ließen sich aus Bilanz und GuV steuerlich relevante Werte extrahieren, die eine realökonomische Grundlage hätten.³ Dies würde voraussetzen, dass der Staat selber ebenfalls (Werte) bilanziert. So kann die Verwendung und die Wirkung des Mitteleinsatzes aus Steuerausgaben genau verfolgt und besser analysiert werden. Sowohl von Bürgern als auch von Unternehmen. Die mehrfache Besteuerung mit ihrer Kaskadenwirkung könnte so eingedämmt werden. Das Steuersystem und die Verwaltung würden sich gesundschrumpfen.

Wertvolle Rohstoffe, vor allem wiederverwertbare sind als Ressourcen, im Sinne als Vermögenswerte eines Unternehmens anzusehen und auch als solche zu buchen. Damit ist die Verantwortung für die Ressource eindeutig dokumentiert, nämlich im produzierenden Unternehmen. Die Verantwortung für unsere Ressourcen lässt sich so nicht mehr versteckt, durch den Verkauf der Erzeugnisse an den Verbraucher, abdrücken.

Der Verbrauch der Ressource wird dokumentiert, wie auch die Aufwendungen der Wiederherstellung/Recycling. Bei der Produktion von Waren entstehen Spurengase wie CO2 oder toxische Substanzen. Hier gilt es die Vermeidung oder Minderung, die Verwandlung in weniger schädliche Substanzen, die Auslassung oder die Eliminierung durch geeignete Verfahren zu dokumentieren und den Werteverzehr oder den -zuwachs zu buchen.

Damit wären wir bei der Frage, was schädlich für den Menschen und die Gesellschaft ist. Billige Produkte führen in der Regel dazu, dass die eigentlichen Kosten beim Staat und dann beim Bürger landen oder zu Lasten der Natur gehen. Ein Plastikbecher z.B. wird aus mehreren hundert Chemikalien hergestellt. Er kann weniger gut oder gar nicht recycelt werden wie einer, der nur aus wenigen Werkstoffen hergestellt wurde. Das Beispiel macht eine weitere Aufgabe deutlich.

Der Staat hat die Verantwortung, gewisse Produktionsverfahren und Werkstoffe, die dem Gemeinwohl und der Natur schaden, per Gesetz zu verbieten. Das muss keinesfalls in eine Sackgasse führen: es würde Einiges bewirken. Ingenieure sind dafür bekannt, dass sie erfinderisch sind und Neues kreieren oder Ersatzlösungen konzipieren. So würden Unternehmen, die sich der Kreislaufwirtschaft und der Ökologieeffektivität verpflichtet sehen, automatisch weniger Steuern zahlen, da sie zu ihrem Vermögen in Verantwortung stehen.

Dies wird messbar am Wert der verwandten Ressourcen. Mit anderen Worten, ein Unternehmen, das Verantwortung für die Ressource übernimmt und sie erhält, würde auch weniger vom Staat zur Kasse gebeten. Der Verzehr der Ressource müsste nur besteuert werden. Die steuerliche Einsparung kann in die Aufwendungen zur Erhaltung der Ressource reinvestiert werden. Unternehmen, die ihre Ressourcen verbrauchen, müssten zusätzliche Steuern dafür zahlen. Die Rücknahmeverpflichtung der Hersteller für ihre Produkte wird seit mindestens drei Jahrzehnten diskutiert. Wenn Vermeidung der Produktion von Schadstoffen oder unternehmerisch nachhaltige Verantwortung vom Staat honoriert wird, wird dies weitreichende und positive Effekte für unsere Umwelt haben.4.

 

Steuern und Digitales

Zurück zum Thema Steuern. Die Forderung nach einer Digitalsteuer macht einiges deutlich. Die Digitalisierung und die damit verbundene Wertschöpfung hat dazu geführt, dass Konzerne wie Google und Facebook sich nicht herkunftsnational, sondern fremdnational besteuern lassen. Dies indem sie die Umsätze und damit Gewinne in Nationen wie Irland verlegen. Hier gelten andere Steuergesetzgebungen und vor allem geringere Steuern als im Herkunftsland. Das sind Auswüchse der Globalisierung. Der hier gelebte priorisierte Unternehmenswert ist „most profit“ und unternehmerischer Egoismus.

Fragen werden hier laut wie: Ergibt es Sinn und ist es zielführend, globale Steuern einzuführen? Können international erzielte Erlöse überhaupt eine nationale Angelegenheit sein? Wo liegt die tatsächliche Wertschöpfung von Digitalprodukten? Hier wird es immer flüchtiger und mit althergebrachten Methoden und Steuersystemen kommt die Weltgemeinschaft nicht weiter. Ein Gedanke wäre den Ver- und Gebrauch von Digitalprodukten dort zu besteuern, wo er tatsächlich in Anspruch genommen wird. Dies würde bedeuten, dass die Erhebung der Mehrwert- und die Umsatzsteuer anders gehandhabt werden müssten.

 

Fazit

Unternehmen, die bislang eher den Profit und die Verschwendung von Ressourcen als Maxime ihres Unternehmens sahen, werden sich umorientieren müssen. Dies, wenn die oben grob beschriebenen neuen Steuergrundsätze eingeführt würden. Dann werden Waren, die über Gebühr Ressourcen verschwenden, so teuer, dass Unternehmen Gefahr laufen, unwirtschaftlich zu arbeiten.

Dies bedeutet auch ein neues Verständnis des Begriffs des Vermögens. Roh- und Hilfsstoffe werden als Ressource in das Anlagevermögen der Wertebilanz genommen und bleibt so im Besitz des Unternehmens. Das bedeutet für Unternehmen, Verantwortung zu übernehmen für die verwandten Materialien, Produkte und Ressourcen. Diese Orientierung wird zu weiteren Aufwendungen für die Unternehmen führen, all diese Prozesse, die der Nachhaltigkeit geschuldet sind, zu bilanzieren.

Der Aufwand lohnt sich, da alle Beteiligten nachvollziehen können, wie die Werte wachsen oder vergehen. Und warum und wieviel Steuern dafür fällig werden. Bei der Gelegenheit kann auch hinterfragt werden, ob die Mehrwertsteuer tatsächlich Mehrwerte besteuert. Oder ist sie tatsächlich eine Konsumsteuer? Wir sind uns einig: wir können vieles messen, aber nicht alles. Was wir messen können, gehört in die Bücher der Unternehmen. Wir haben es schwer den abstrakten scheinenden Begriff oder den Wert der Ökologie zu messen.

Allerdings können wir das, was wir zum Beispiel für den Schutz, den Aufbau oder die Renaturierung von Ressourcen einsetzen und ausgeben, in der GuV exakter und stichhaltiger erfassen. Auf dieser Grundlage könnte der Staat dies besser nachvollziehen und damit realer besteuern. Differenziert dieses nach erweiterten Faktoren und Kategorien und der Bewertung dieser. Neuland für die Bilanzierung von Unternehmensprozessen im digitalen und globalen Zeitalter – nachhaltig, ökologisch, sozial und kulturell.

Das inzwischen verabschiedete Klimaschutzprogramm 2030 ist ein weiterer kleiner unbeholfener Schritt auf ausgetretenen Pfaden: Eine neue Haltung zu finden und wirksame Gesetze zu beschliessen, die unsere Natur schützen, würdigen und die partikularen Eigeninteressen der Menschen mässigen. 5

 

Wertebilanz das Buch

Wertebilanz – Werte nachhaltig bilanzieren für eine zukunftsfähige Ökonomie

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